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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Ladenschluss stolze Besitzerin eines Badeanzugs, eines Bikinis, zweier Hängekleidchen für den Strand und Flip-Flops mit Kirschmotiven. Normalerweise wäre ich wegen Verenas Großzügigkeit außer mir vor Freude gewesen, doch heute ließ mich das alles erstaunlicherweise kalt. Ich starrte pausenlos auf das Display meines Handys – doch es blieb stumm.
    Verdammt, ich war Leo eindeutig ins Netz gegangen.
    Und das passte mir überhaupt nicht!
    Kurz bevor ich an diesem Abend ins Bett gehen wollte, um noch einen Moment zu lesen, klingelte das Telefon.
    Wie von der Tarantel gestochen sprintete ich zur Kommode und drückte den Annahme-Knopf: »Lust, mit mir in Red Riding Hood zu gehen?«, hörte ich Leos warme Stimme am anderen Ende der Leitung. Innerhalb von Sekunden fiel die Anspannung von mir ab und ich hauchte: »Sehr gern!« Konnte es eine größere Übereinstimmung zwischen zwei Menschen geben?
    Ganz sicher nicht!

9.
    Mittwoch, 5. April
    »Kann ich dich mal kurz sprechen, Pippa?«, ertönte es in der Pause plötzlich hinter mir.
    Verwundert drehte ich mich um. Hatte da eben MARC JENSEN höchstpersönlich gefragt, ob ich Zeit für ihn hätte?
    »Klar, worum geht’s?«, antwortete ich und bekam dummerweise einen Hustenanfall. Vielleicht hätte ich besser nicht gleichzeitig in mein Croissant beißen und reden sollen?
    »Alles gut, oder soll ich den Notarzt rufen?«, fragte Marc und klopfte mir kräftig auf den Rücken, woraufhin ich mich dermaßen erschrak, dass ich mich erst recht verschluckte.
    »Hier, das könnte helfen«, sagte Jenny und hielt mir ihre Trinkwasserflasche unter die Nase. Das Wasser linderte den Hustenreiz und ich bekam zum Glück wieder Luft.
    »Wollen wir mal kurz… also ich meine… allein?«, fragte Marc und deutete Richtung Straße. Jenny nickte, was so viel hieß wie »Mach ruhig, aber erzähl mir später, worum’s ging.«
    »Also, was gibt’s?«, fragte ich und schaute auf den Kastanienbaum, der gegenüber wuchs. Er trug dunkelrote Blüten und wirkte ausgesprochen majestätisch.
    »Ich habe mir gestern Abend alle deine Filmkritiken des vergangenen Jahres durchgelesen und würde gern mit dir darüber sprechen, was du verbessern kannst. Und zwar möglichst bevor du etwas über Red Riding Hood schreibst.«
    Ich fühlte mich, als hätte mir gerade jemand einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet.
    Marc schaute mich aufmerksam an und ich fragte mich, welche Reaktion er wohl von mir erwartete. Sollte ich mich auf den Boden werfen, im Staub wälzen und geloben, eine bessere Redakteurin zu werden?
    Sollte ich fragen, ob er – der große Marc Jensen – mir beibringen konnte, wie man Filmkritiken schrieb?
    Oder sollte ich mich besser auf der Stelle erschießen und ihm damit meinen Anblick für immer ersparen?
    »Was magst du denn an meinen Rezensionen nicht?«, fragte ich und fixierte weiter die Kastanie. Ich brauchte irgendetwas, woran ich mich festhalten konnte.
    »Ganz ehrlich?«
    »Ich bitte darum!«
    »Versteh mich nicht falsch, Pippa. Man merkt deinen Besprechungen an, wie sehr du Filme liebst und dass du in der Welt der Cineasten durchaus zu Hause bist…« Durchaus?!?
    »Ich finde nur, dass du ein bisschen zu emotional schreibst. Du erzählst mehr von deinen persönlichen Empfindungen als vom Film selbst. Das ist ja im Grunde auch Sinn und Zweck des Ganzen. Ich meine nur, dass du mit ein paar Kniffen hier und da und ein wenig Unterstützung durch mich einfach besser werden könntest und damit auch attraktiver für unsere Leser.«
    Ui, diese Kastanie blühte wirklich besonders üppig! Wie nannte man diese Art von Blütenstand eigentlich? Kerzenförmig?
    »Du vermisst also eine detaillierte Inhaltsangabe, wenn ich dich richtig verstehe?«, fragte ich mehr mich selbst als Marc. »Bitte entschuldige, wenn ich da nicht deiner Meinung bin. Unsere Leser wollen doch in erster Linie wissen, was für ein Gefühl der Film auslöst, den sie sich anschauen wollen. Bringt er sie zum Lachen, zum Weinen, zum Nachdenken? Ist er eher leichte Kost für zwischendurch oder etwas, wofür man einen freien Kopf haben sollte…« Marc lächelte vielsagend. »Das zu beschreiben, ist ja auch genau deine Stärke, Pippa, und daran solltest du auch auf keinen Fall etwas ändern. Ich habe nur gesagt, was du meiner Meinung nach noch verbessern könntest, weiter nichts.«
    Zum Glück klingelte es in diesem Moment, die große Pause war vorbei.
    »Und? Was war los?«, flüsterte Jenny, als ich mich schwerfällig auf

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