Küss den Wolf
Ich folgte ihr, wenn auch widerwillig, weil ich jetzt viel lieber alleine gewesen wäre. Wir gingen eine Weile wortlos nebeneinanderher, bis wir bei der Statue angelangt waren. »Guten Morgen, Melusine«, begrüßte ich die Wasserfee, die gerade am Rand des Teichs kniete, um eine Libelle zu befreien, deren Flügel sich in einer Schlingpflanze verheddert hatten. »Guten Morgen, ihr beiden Hübschen«, erwiderte sie und richtete sich auf. Auch Melusine war heute weitaus weniger glamourös gekleidet als auf der Party. »Und? Alles klar bei den Tieren im Teich?«, fragte ich und suchte den Grund des grünlich schimmernden Tümpels mit den Augen nach Kaulquappen und Fröschen ab. »Alles in Ordnung«, erwiderte Melusine mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
»Aber die Rosen müssen dringend beschnitten und gedüngt werden«, ertönte eine andere Stimme – Auftritt Rosa.
Dann fehlte ja nur noch Sybilla…
»Ich weiß, ich weiß«, antwortete ich beschämt. Nach den ganzen Aufräumarbeiten auf dem Dachboden und dem Tamtam wegen der fehlenden Versicherungspolice war ich gestern Abend viel zu müde gewesen, um mich auch noch um den Garten zu kümmern. Und anstatt mich mit Leo in den Laken zu wälzen und verbotene Dinge zu tun, hatten wir wie ein altes Ehepaar nebeneinander auf der Couch gesessen, einen Film geschaut und uns eine Pizza bestellt. Gerade als ich sagen wollte, dass ich mich nach dem Frühstück zusammen mit Leo ans Werk machen wollte, klingelte mein Handy. Mal wieder stand Anrufer unbekannt im Display. »Kannst du nicht endlich mal aufhören, deine Rufnummer zu unterdrücken, Leo?«, fragte ich. »Du musst jetzt nicht mehr auf geheimnisvoll machen. Ich bin übrigens am Gartenteich, falls du mich suchst.« Am anderen Ende war kein Ton zu hören. »Leo? Leo, bist du das?« Drei neugierige Feen-Augenpaare beobachteten mich aufmerksam. Ich hielt die Hand über den Lautsprecher und knurrte: »Schon mal was von Privatsphäre gehört oder gibt es bei euch so was nicht?« Dann schlenderte ich ein Stück weiter in Richtung Wald.
»Pippa, ich bin’s, Marc. Störe ich gerade?« Marc, auch das noch! Als hätte ich gerade nicht schon genug Aufregung.
Nicht ganz wahrheitsgemäß antwortete ich: »Nein, kein Problem. Was gibt’s denn so früh am Sonntagmorgen?«
»Ich würde gern wissen, wie dein Freund Leo mit Nachnamen heißt«, fragte Marc.
Verwundert antwortete ich: »Er heißt Goldmann. Warum?«
»Ich frage, weil ich wissen wollte, ob er mich nächste Woche beim Hundesitten vertreten kann. Magst du mir bitte mal seine Handynummer geben, dann muss ich nicht nach der Festnetznummer googeln.« Hm, sollte ich sie ihm wirklich geben? Irgendetwas an Marcs Tonfall kam mir seltsam vor. Aber was sollte andererseits schon groß passieren? Leo war ja schließlich nicht beim Geheimdienst oder so. Also diktierte ich Marc die Nummer und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Holla, Melusine und Rosa sich wild gestikulierend unterhielten. Was ging da denn gerade ab? »Danke dafür, und ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag. Grüß Leo von mir«, beendete Marc das Gespräch.
»Mach ich, wir sehen uns dann morgen in der Schule«, antwortete ich, verwundert darüber, dass der Klang von Marcs Stimme wieder ein leichtes Kribbeln in mir ausgelöst hatte. Aber vielleicht war das ja auch nur so, weil mein Gefühlshaushalt einfach im Moment komplett durcheinander war. So durcheinander, dass ich mich mittlerweile nicht mehr nur mit einer Fee unterhielt, sondern insgesamt mit dreien. Und genau damit musste jetzt endgültig Schluss sein! Wild entschlossen, diesem Feen-Spuk ein für alle Mal ein Ende zu bereiten, drehte ich mich Richtung Teich.
Doch dort war seltsamerweise plötzlich alles leer.
»Komm wieder ins Bett, Süße«, rief Leo vom geöffneten Fenster, wo er nach mir Ausschau gehalten hatte. »Ich komme«, rief ich und hastete zurück ins Haus und die Treppe nach oben. Dort erwartete er mich schon und schlug die Bettdecke beiseite, als ich ins Zimmer kam. Glücklich, wieder bei ihm zu sein, schlüpfte ich ins Bett und schmiegte mich an seinen nackten Oberkörper. Mhm, er roch einfach wunderbar! Und sehr, sehr sexy!
Auf einmal waren Leos Lippen und seine Hände überall.
Sie zogen meine Bluse aus, schoben mir die Jeans von den Hüften und öffneten schließlich geschickt die Häkchen meines BHs. Da ich noch nie zuvor in so einer Situation gewesen war, zitterte ich am ganzen Körper. Doch so aufgeregt ich auch war,
Weitere Kostenlose Bücher