Küss den Wolf
und fragen, ob alles okay ist?«
»Misch dich nicht in Dinge ein, die nichts mit dir zu tun haben«, antwortete Jenny streng. »Marc ist alt genug, um zu wissen, was er tut. Und wer weiß: Vielleicht hatte Mister Oberfiesling ja auch einen berechtigten Grund, sauer auf ihn zu sein.«
»Sorry, aber ich tu’s trotzdem«, rief ich und war schon zur Tür hinaus. So schnell ich konnte, flitzte ich Marc hinterher und holte ihn schließlich auf der Höhe des Cafés Unter den Linden ein.
»Pippa, was machst du denn hier?«, fragte er überrascht und starrte mich an, als sei ich eine Fata Morgana.
»Ich war gerade mit den Mädels beim Sushi-Essen. Wir haben gesehen, dass du Stress mit diesem Typen bekommen hast. Und deshalb wollte ich wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
»Deswegen hast du deine Freundinnen sitzen lassen?«, fragte Marc erstaunt und tätschelte Kyras Kopf, während Trixie und Eagle mich schwanzwedelnd begrüßten. »Sieht ganz so aus«, antwortete ich verlegen. Warum war ich ihm bloß nachgerannt? Hätte ich doch nur auf Jenny gehört. »Mach dir keine Sorgen, Pippa. Die Sache war harmloser, als sie wahrscheinlich aussah. Aber wie geht es dir? In der Schule haben wir uns diese Woche ja irgendwie verpasst. Und wir haben immer noch nicht besprochen, wie wir das mit deinem Blog machen wollen.«
Ich überlegte einen Moment. Morgen war Verena wieder einmal verabredet (allmählich ging mir ihre Geheimniskrämerei auf die Nerven!) und Leo musste arbeiten. Warum also nicht zumindest eine der vielen Baustellen in meinem Leben in Ordnung bringen? »Wie wäre es, wenn du morgen Abend zu mir kommst«, schlug ich vor. Über Marcs Gesicht huschte ein Lächeln. »Gern. Um wie viel Uhr?« Verena würde gegen sieben die Wohnung verlassen… »Was hältst du von halb acht?« Marc lächelte erneut. »Halb acht ist super. Und jetzt lauf zurück zu deinen Maki-Girls, die werden sonst noch sauer.«
»Woher weißt du denn, wie wir uns nennen?«, fragte ich irritiert. Marc grinste. »Schon vergessen? Ich will Journalist werden. Investigative Recherchen sind mein Metier.«
Kopfschüttelnd ging ich die Straße runter zurück zum Restaurant. Sybillas düstere Prophezeiung saß mir dummerweise immer noch im Nacken, so sehr ich auch versuchte, sie zu vergessen. »Da bist du ja endlich wieder! Musstest du Erste Hilfe leisten und Marc von Mund zu Mund beatmen?«, fragte Jenny spöttisch. »Chikako hat übrigens dein Essen wieder mitgenommen und steckt es dir in die Mikrowelle, wenn du möchtest.« Ich nickte der Besitzerin dankbar zu, die daraufhin in der Küche verschwand und einige Minuten später mit einer dampfend heißen Suppe wiederkam.
Tinka rubbelte mir währenddessen spielerisch mit ihrem Pali-Tuch die Haare trocken. »Also: Wie geht’s Marc. Hat er den kleinen Zwischenfall gut überstanden?«, wollte nun auch Lula wissen. »Und wenn wir das geklärt haben, würde ich gern endlich mit euch über Ric reden, wenn das okay ist.«
»Mit Marc ist alles bestens. Wir treffen uns morgen Abend, weil er mich doch in der nächsten Zeit auf meinem Blog vertreten will. Bevor das losgehen kann, müssen wir allerdings noch ein paar Details klären. Ich muss ihm die Zugangsdaten geben und so weiter…«
»Ich denke, du bist in Leo verliebt?«, fragte Lula, offenbar seit Neustem wieder ganz auf dem emotionalen Trip. Schade, dass die literarisch-ernsthafte Phase nur von so kurzer Dauer gewesen war. »Bin ich ja auch, was soll denn diese komische Frage?«, antwortete ich und löffelte meine Misou-Suppe.
»Und wieso sprintest du dann Marc hinterher, als hättest du Angst um sein Leben?«
Tinka starrte während dieser ganzen Diskussion zur Decke und hielt sich zum Glück mit Kommentaren zurück.
»Ich. . . ich mag ihn nun mal«, antwortete ich. »Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Du wolltest doch von Ric aus dem Fitnessstudio erzählen. Wie läuft es denn so mit ihm?«
Ablenkungsmanöver geglückt, Lula war wieder in ihrem Element. Sie warf ihre goldenen Locken zurück und schenkte der Runde ein strahlendes Lächeln. »Es läuft SUPER! Mann, Leute, so verknallt war ich noch nie. Und nebenbei bemerkt auch noch nie so gut in Form.« Schwups zog Lula ihre Bluse hoch und gab den Blick auf ihren flachen, durchtrainierten Bauch frei. Beschämt zog ich meinen ein und beschloss, ab sofort die Finger von Krupuk zu lassen, viel zu fettig, das Zeug!
»Was machen denn Goethe und Sartre, wenn ich fragen darf?«, meldete sich nun
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