Küss den Wolf
genoss ich trotzdem jede seiner Berührungen. Als seine Hände meine Brüste streichelten, überkam mich ein nie gekanntes Gefühl, beinahe als würde ich innerlich verbrennen. Leo küsste mich weiter und streichelte gleichzeitig die Innenseite meiner Oberschenkel. Um darauf vorbereitet zu sein, was gleich geschehen würde, fischte ich mit einer Hand meine Jeans vom Fußboden und tastete nach der Tasche, weil ich dort vorsorglich etwas deponiert hatte. Mittlerweile war ich so dermaßen in Fahrt, dass ich es kaum erwarten konnte, Leo endlich überall zu spüren. Deshalb hätte ich das Klingeln der Türglocke beinahe überhört.
»Wer kann das denn sein?«, fragte Leo, hörte aber nicht auf, mich zu streicheln. Ich versuchte, so zu tun als hätte es das Klingeln nie gegeben, aber es nützte leider nichts: Der- oder diejenige war äußerst hartnäckig und läutete immer weiter. »Das ist wahrscheinlich Irene, Theodoras Nachbarin«, murmelte ich, immer noch ganz benommen. »Ich fürchte, ich muss dich jetzt kurz alleine lassen und hören, was los ist, sonst haben wir keine Ruhe.«
»Aber beeil dich, denn ich möchte nicht mehr länger auf dich warten«, antwortete Leo, während ich mich hastig anzog und dann die Treppe hinunterstürzte.
Doch es war nicht Irene, die vor der Tür stand…
40.
Donnerstag, 6. Mai
»Oh Gott, und was hast du dann gemacht?«, fragte Lula und warf vor lauter Aufregung die Flasche mit der Soja-Soße um.
Tinka grinste vor sich hin, denn sie kannte die Antwort schon. »Und jetzt erzähl uns bitte nicht, dass Leo aus dem Fenster geklettert ist, denn das wäre mir jetzt echt ein bisschen too much«, sagte Jenny und stopfte sich ein Stück Krupuk in den Mund. »Quatsch, Leo ist doch nicht feige«, antwortete ich und freute mich total, diese aufregenden Neuigkeiten endlich mit den Girls teilen zu können. »Er hat sich angezogen und sich dann meiner Mutter vorgestellt, wie es sich für einen jungen Mann aus gutem Hause gehört. Verena ist total begeistert und würde ihn am liebsten adoptieren.«
»Fand sie es denn nicht schlimm, dass Leo bei dir übernachtet hat?«, fragte Lula und schnappte sich ebenfalls ein Krupuk.
»Wieso übernachtet?«, fragte ich mit demselben unschuldigen Augenaufschlag, mit dem ich schon Verena überzeugt hatte. »Leo ist am Sonntag extra ganz früh aufgestanden, um mir mit dem Garten zu helfen. Das war doch sehr nett von ihm, oder etwa nicht?«
»Und das hat deine Mutter geschluckt?«, fragte Jenny ungläubig. »Die ist doch sonst nicht so naiv.« Ich zuckte mit den Schultern. »Nein, ist sie nicht. Aber seit einiger Zeit ist sie ziemlich gut gelaunt und scheint die Lust daran verloren zu haben, sich über alles und jeden aufzuregen. Also haben wir drei den Garten gemeinsam angepackt. Leo hat den Rasen gemäht, Mum hat sich um die Rosen gekümmert und ich um die anderen Beete. Danach waren wir beim Italiener um die Ecke und haben uns den Bauch mit Spaghetti Vongole vollgeschlagen.«
»Und wann heiratet ihr?«
»Ich sag dir rechtzeitig Bescheid, Jenny, keine Bange«, grinste ich und nahm die Porzellanschale entgegen, die Takumi gerade servierte.
Heute hatte ich ausnahmsweise Misou-Suppe bestellt, denn es war draußen wieder kühler geworden. Tinka schaute mit melancholischem Gesichtsausdruck aus dem Fenster. Dicke Wolken hingen am Himmel und es hatte angefangen zu regnen. »Sagt mal, ist das nicht Marc?«, rief sie und sprang so plötzlich vom Stuhl auf, dass er umgefallen wäre, hätte Jenny nicht so gute Reflexe. »Ich glaube schon«, stimmte ich zu und beobachtete Marc, wie er am Hauseingang gegenüber mit einem äußerst zwielichtig aussehenden Typen sprach. Dabei hatte er wieder die drei Hunde im Schlepptau. Eagle zerrte an der Leine, doch Marc beachtete ihn nicht. »Sieht aus, als würden sie sich streiten«, sagte Lula, die ihre Nase an der Scheibe platt drückte. Und sie hatte recht: Plötzlich begann der komische Typ, Marc zu schubsen, woraufhin die Hunde anfingen, wie verrückt zu bellen. Terrierdame Trixie fletschte die Zähne und sprang kläffend an seinem Hosenbein hoch. Marc riss die Hunde zurück und rannte die Susannenstraße in Richtung Schulterblatt hinauf.
»Ich wüsste zu gern, worum es da gerade ging«, sagte Jenny, die nun ebenfalls neugierig geworden war.
»Offenbar ist da jemand ziemlich sauer auf ihn«, antwortete ich, weil der Typ Marc jetzt sogar hinterherbrüllte und seine Hand zur Faust ballte. »Meint ihr, ich soll ihm nachlaufen
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