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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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nicht leisten konnte. Auch Verena hätte die Möglichkeit, sich einen Traum zu erfüllen…«
    »Apropos Traum: Jacques und Verena wollen es wieder miteinander versuchen, was sagst du dazu?«
    Oma gab einen undefinierbaren Laut von sich. »Ich bin ehrlich gesagt überrascht. Woher kommt denn dieser plötzliche Sinneswandel? Und wie wollen sie das machen? Jacques hat sich in Hamburg nie heimisch gefühlt und kann nirgendwo anders leben als in Frankreich.« Ich erzählte, wie Verena sich ihre Zukunft vorstellte. Theodora blickte nachdenklich aufs Wasser - es dauerte eine ganze Weile, bis sie antwortete. »Soso, deine Mutter will als Gastdozentin an der Universität in Avignon lehren und zwischen der Uni und dem Weingut deines Vaters pendeln. Aber was wird dann bitte schön aus dir?«
    »Mum hat vorgeschlagen, dass ich zu dir ziehe, natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist. Sie dachte, du könntest ein wenig Hilfe brauchen, weil du doch jetzt…«
    »Zum alten Eisen gehöre?«, sagte Theodora und grinste. »Deiner Mutter scheint es ja wirklich ernst zu sein, sie hat an alles gedacht. Vermutlich auch daran, dass sie vor Ort in Ruhe ihren zweiten Roman schreiben kann.«
    »Sogar daran, dass ich im nächsten Jahr ein Austauschsemester in Frankreich machen könnte, für den Fall, dass du mich nicht bei dir wohnen haben willst.«
    »Momentan finde ich es ehrlich gesagt ziemlich nebensächlich, was Verena will, sie ist schließlich eine erwachsene Frau. Aber du bist noch ein Kind, pardon Teenager, und solltest genau so leben dürfen, wie du es möchtest. Es entspricht doch bestimmt nicht deiner Traumvorstellung, mit einer buckeligen Schrumpelhexe wie mir zusammenzuwohnen. Außerdem müsstest du jeden Tag diese wahnsinnige Fahrerei auf dich nehmen.« Ich lachte, weil Theodora Grimassen schnitt und wirklich gerade aussah wie eine Hexe. »Nun übertreib mal nicht! Ich stelle mir das eigentlich ganz schön vor. Jetzt, wo doch sowieso die Reparaturarbeiten am Dach anstehen, könnte man mir doch ein eigenes Zimmer ausbauen. Platz genug ist da oben schließlich. Und was die lange Fahrt angeht, könnte ich ja ab und zu auch in unserer Wohnung schlafen, wenn es mir zu viel wird oder ich Frühstunde habe. Oder findest du mich zu jung dafür?«
    »Ah, jetzt weiß ich, woher der Wind weht. Dann hättest du sturmfreie Bude mit Leo. Es läuft also ganz gut mit euch beiden. Bist du glücklich?«
    »Ja… bin ich«, antwortete ich zögernd. Auch wenn ich merkte, dass das nicht besonders überzeugend klang. Aber seit seinem gestrigen Besuch bei uns hatte sich irgendetwas verändert. Mein Herz hatte nicht mehr geklopft, als er vor mir gestanden hatte. Dabei war er doch immer noch derselbe Leo: gut aussehend, sexy, nett, hilfsbereit. Aus diesem Grund stellte ich Theodora dieselbe Frage, mit der ich schon Tinka und Holla genervt hatte: »Kann es sein, dass man zwei Typen gleichzeitig gut findet? Oder noch schlimmer: Können sich Gefühle für jemanden innerhalb weniger Tage plötzlich ändern, ohne dass man weiß warum?« Großmutter seufzte und streichelte meine Wange. »Kindchen, du bist noch so furchtbar jung und Leo der erste Junge, für den du dich überhaupt interessierst. Daher ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, wenn die Emotionen auch mal Achterbahn fahren und das Herz einen ungeplanten Zickzackkurs einlegt.«
    »Hast du so was auch schon mal erlebt, ich meine, bevor du Opa getroffen hast?«
    »Ach Pippa, das war damals nicht viel anders als heute. Man begegnete vielen interessanten, attraktiven Menschen, gerade in den Theaterkreisen. Ich bin dabei auch ab und zu mal in Versuchung geraten. Aber um deine Frage ganz konkret zu beantworten: Es gab eine Phase in unserer Ehe, in der ich Ottokar beinahe wegen eines anderen Mannes verlassen hätte.«
    »Und woher wusstest du dann, wer der Richtige für dich ist?«
    Theodora lachte und blickte in die Ferne, als könnte sie dort am Horizont die Bilder ihrer Vergangenheit sehen. »Ich wusste es einfach. Es hat eine Weile gedauert und es war anstrengend für alle Beteiligten, aber irgendwann wurde mir klar, dass ich an die Seite deines Großvaters gehörte und nirgendwohin sonst. Hör einfach auf dein Herz und lass dir Zeit. Das ist alles, was ich dir raten kann.« Genau das Gleiche hatte Sybilla auch gesagt.
    »Eine Frage habe ich aber noch.«
    Theodora lächelte und sah mit einem Mal viel, viel besser aus als vorhin. »Na, was denn? Wir haben für diesen kurzen Moment doch schon

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