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Küss den Wolf

Küss den Wolf

Titel: Küss den Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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unglaublich viel geklärt.«
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und holte tief Luft: »Sag mal, glaubst du eigentlich an Feen?«

45.
    Dienstag, 10. Mai
    Mit reichlich schlechtem Gewissen im Gepäck ging ich zu Amélie, die gerade dabei war, neue Plakate an die Außenfassade des Abaton- Kinos zu hängen. In den letzten Wochen hatte ich meinen Dienst immer wieder ziemlich kurzfristig absagen müssen. Es hätte mich also nicht gewundert, wenn ich den Job bald los war. »Mensch, Pippa, lange nicht gesehen«, begrüßte meine Kollegin mich und lächelte herzlich. »Geht es deiner Großmutter wieder besser? Und dir auch? Diese ganze Sache mit dem Orkan war ja furchtbar. Gut, dass dir nichts passiert ist. Kannst du denn jetzt wieder regelmäßig arbeiten oder soll Marc weiterhin immer mal einspringen?«
    »Von welchem Marc sprichst du?«, fragte ich irritiert, ohne auf die eigentlichen Fragen einzugehen. Amélie grinste. »Na von dem Marc, mit dem du zur Schule gehst. Marc Jensen. Ich kenne ihn, weil wir mal zusammen einen Filmkurs an der Volkshochschule gemacht haben. Er kam letztens dazu, als du uns gerade abgesagt hattest, und ist spontan eingesprungen. Wenn er sich nicht sofort als Ersatz für deine Auszeit angeboten hätte, hätten wir dir leider kündigen müssen. Netter Typ übrigens. Und sehr sexy. Glückwunsch, so einen hätte ich auch gern als Freund.«
    Ich stammelte: »Aber wir sind gar nicht zusammen«, und ging zurück ins Kino, um meine Sachen im Kassenhäuschen zu verstauen. Die nächste Vorstellung würde in zwanzig Minuten beginnen.
    Immer noch verwirrt riss ich kurze Zeit später Karten ab und überlegte, was ich von alldem halten sollte. Einerseits war es total nett von Marc, mich beim H-Mag zu entlasten und mir seine Hilfe in Sachen Blog anzubieten. Aber sich heimlich als meine Krankheitsvertretung anheuern zu lassen, ging eindeutig zu weit. War mein anfängliches Gefühl doch richtig gewesen und Marc so ein Idiot, der nur seine Karriere im Kopf hatte? Wollte er sich jetzt nach und nach alles unter den Nagel reißen, was ich mir mühevoll aufgebaut hatte?
    Er präsentiert sich als Wolf im Schafspelz und hat sich längst dein Vertrauen erschlichen. Er gibt vor, dir helfen zu wollen. Doch in Wahrheit ist er ein Abgesandter der Hölle!
    Unheimlich und beängstigend hallte Sybillas Prophezeiung durch meinen Kopf… Na warte, dem würde ich jetzt mal eindeutig meine Meinung sagen, dachte ich wütend und versuchte, meinen Ärger abzureagieren, indem ich tonnenweise Merchandising-Artikel für eine Filmpremiere in Geschenktüten packte.
    »Wir müssen reden!«, pampte ich ohne große Begrüßung drauflos, nachdem mein Dienst zu Ende war und ich Marc auf dem Handy erwischt hatte. Stinksauer stapfte ich die Grindelallee hinunter, an einer langen Schlange hupender Autos vorbei, die Abgase in meine Lungen pusteten. »Sehr gern«, antwortete Marc. »Perfekt, dass du anrufst. Ich muss auch etwas mit dir besprechen. Und zwar etwas ganz, ganz Dringendes. Hast du zufällig gerade einen Moment Zeit? Und vielleicht auch Hunger? Wenn ja, würde ich dich nämlich gern ins Balutschi einladen, vorausgesetzt du isst gern Pakistanisch.«
    Ich musste überlegen. Einerseits hatte ich großen Hunger und bedauerlicherweise ein großes Faible für dieses Restaurant. Andererseits war eine solche Einladung nicht besonders passend, wenn ich Marc eigentlich zur Schnecke machen wollte. Aber reden wollte ich trotzdem mit ihm! »Okay, dann treffen wir uns in einer Viertelstunde dort, aber ich bezahle selbst.«
    »Wie du meinst«, antwortete Marc fröhlich. »Solltest du vor mir da sein, kannst du uns ja schon mal einen Platz reservieren. Am liebsten in dem Bereich, wo man auf den Kissen sitzen kann. Eine Sitzgelegenheit wirst du nämlich brauchen, wenn du hörst, was ich dir zu sagen habe.« Okaaaaaaaaaaaaaaaaay, Marc Jensen wollte sich anscheinend wieder mal wichtig machen. Nun ja. Von mir aus, Hauptsache, ich bekam bald etwas zu essen und die Chance, ihm ordentlich die Meinung zu sagen.
    »Also, was gibt es denn so Dringendes?«, fragte ich, als Marc von einem Kellner zu mir an den Tisch geführt wurde. Ich hatte mich im Lotussitz auf einem der dicken Kissen niedergelassen und gerade eine SMS an Verena geschickt, um ihr zu sagen, dass ich später kommen würde. »Hallo, Pippa, ich finde es auch schön, dich zu sehen«, antwortete Marc mit einem Lächeln und ließ sich neben mich in die bunt bestickten Sitzkissen fallen. »Na, schon

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