Küss den Wolf
also liegt bitte das Problem?«
Oh mein Gott, ich bin eine totale Idiotin und mache mich hier gerade komplett zum Affen! Hilfe, Notausgang! Johnny D schien das Ganze hingegen nicht für ganz so abwegig zu halten: »Sag mal, Ju, woher kennst du diesen Leo eigentlich?«, mischte er sich jetzt in die Unterhaltung ein und machte ein ernstes Gesicht.
»Sein Vater hat letztes Jahr eine Anzeigenkampagne in unserer Agentur in Auftrag gegeben, die ich betextet habe. Die Abwicklung hat Leo übernommen und dabei haben wir uns ein wenig angefreundet.«
»Eine Anzeige aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau?«, fragte ich vorsichtig.
»Ja, so ähnlich. Es ging um mehrere Golfanlagen in Südeuropa.« Puh, Glück gehabt!
Nun meldete sich auch Guido zu Wort: »Also für mich klingt das ein bisschen so, als sei dieser Marc in dich verknallt und würde jetzt alles dafür tun, um Leo bei dir schlechtzumachen. Und offenbar scheint seine Taktik ja auch zu funktionieren. Pippa, ich kann dir nur einen Rat geben: Hör auf dein Herz und freu dich darüber, dass du so einen netten Freund hast. Es hat nämlich nicht jeder so viel…« Großer Seufzer. »… Glück in der Liebe.«
»Seid ihr immer noch nicht weiter, du und Alka?«, fragte Tinka und massierte JamieTim liebevoll die Schultern.
Der schüttelte traurig den Kopf. »Außer zwei weiteren Kilo Gewichtszunahme habe ich leider nichts zu vermelden.«
»Das wird schon noch«, versuchte ich, Guido zu trösten. »Über kurz oder lang wird sie erkennen, was sie an dir hat. Einen Mann wie dich MUSS man doch einfach lieben!« Guido lächelte gequält, Johnny D stand auf und blickte in die Runde: »Also Ladys, wenn die Konferenz beendet ist, würde ich gerne gehen und mich noch einen Moment hinlegen. Wer Lust hat – heute Abend lege ich wieder im Uebel & Gefährlich auf.« Ich sah, dass Tinka am liebsten »Ich komme mit« gerufen hätte, doch sie blieb standhaft, klammerte sich an Guidos Nacken fest und tat so, als hätte sie nicht das geringste Interesse an Johnnys Aktivitäten. »Und Pippa: Lass dich nicht kirre machen! Aber behalt den Typen trotzdem im Auge. Ein bisschen Vorsicht hat noch niemandem geschadet.« Mit diesen Worten verließ er summend die Küche. »Ich gehe dann auch mal, wenn ich nicht mehr gebraucht werde«, sagte Julius und stand ebenfalls auf. »Es liegen noch ein paar Texte rum, die ich korrigieren muss. Pippa, schön, dass du da warst. Grüß Leo bitte von mir, vielleicht kommt ihr ja beide demnächst mal zusammen vorbei.«
»Halt! Stopp, alle hiergeblieben«, rief Lula plötzlich und fuchtelte wie wild mit den Armen herum. »Ihr habt ein wichtiges Detail übersehen. Wie erklärt ihr euch, dass Leo Pippa gegenüber behauptet hat, sein Nachname sei Goldmann?«
Ju blieb abrupt stehen, Johnny kam zurück.
Für einen Moment war es totenstill in der Küche, nur Max’ wohliges Hundeschnaufen war zu hören. »Vielleicht möchte Leo nicht, dass ihn die Mädels nur wegen seiner Kohle anbaggern, und ist deshalb unter falschem Namen unterwegs. Er hat mir mal erzählt, was für eine magische Wirkung Daddys Platin-Kreditkarte auf manche von ihnen hat«, mutmaßte Julius. Ich überlegte, ob ich diese Erklärung wirklich glauben sollte. »Aber Pippa ist doch keine Tussi, die sich für so etwas interessiert«, protestierte Jenny, die sich bis dahin zurückgehalten hatte.
»Ich sag’s ja, Pippa, sei einfach vorsichtig!«, wiederholte Johnny und war dann verschwunden, gefolgt von einem sehnsuchtsvollen Blick aus Tinkas Augen. Ju schüttelte den Kopf und verließ ebenfalls den Raum. Die anderen machten genauso ratlose Gesichter… In die Stille hinein klingelte mein Handy. Mal wieder stand Anrufer unbekannt im Display. »Ich bin’s, Marc«, ertönte es aufgeregt. »Ich weiß, dass du momentan nicht gut auf mich zu sprechen bist, und das ist auch okay so. Aber ich möchte, dass du eines weißt: Die Firma Lauterbach & Söhne plant seit Jahren den Bau eines Hotels mit großer Golfanlage.«
Ich hielt die Luft an, als ich das Wort Golf hörte.
»Und rate mal, welchen Standort sie dafür im Auge haben: die Walddörfer!«
47.
Mittwoch, 11. Mai –
Am Tresen einer Bar
Pfeifend tippte er den Termin für die Verhandlung des Vorvertrags in sein BlackBerry ein.
Nun war er nur noch wenige Schritte von seinem Ziel entfernt.
Zwei ganze Tage trennten ihn von der Unterschrift unter dem Vertrag, der sein Leben verändern würde. Plötzlich fühlte er sich wie ein kleines Kind kurz
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