Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
er sich gleich vier Pfannkuchen von der Warmhalteplatte. Emily schluckte. Der Mann hatte wirklich einen enormen Appetit! Überhaupt war alles an ihm ganz schön groß und ganz schön … männlich. Unwillkürlich verglich sie ihn mit Rob. Zur Arbeit trug ihr Ex-Mann ausschließlich Anzug und italienische Halbschuhe. Jeden Morgen hatte er sich einen Thermobecher mit Kaffee und die Aktentasche genommen, war in sein teures Auto gestiegen und ins Büro gefahren. Und auf einmal waren all diese Dinge vorbei gewesen. Von heute auf morgen war Rob aus ihrem Leben verschwunden. Noch immer tat es weh, wenn sie daran dachte.
Emily sah aus dem Küchenfenster auf die weitläufigen Felder hinaus, die sich hinter der Ranch erstreckten. So sah also Lukes Arbeit aus. Jeans, Boots und T-Shirts waren seine Arbeitskleidung, die goldenen Felder sein Büro. Der Wind, der über die Prärie fegte, war seine Klimaanlage, und die Sonne sorgte für das Licht.
Sie lächelte. Wie schön, dass sie hier sein durfte! Diese Luft, diese Weite … nach so etwas hatte sie sich schon lange gesehnt. Wenn sie hier tief einatmete, tat das, was sie erlebt hatte, schon nicht mehr ganz so weh.
Doch, es war absolut richtig, aus der Stadt wegzuziehen, dachte sie. Von jetzt an geht es wieder bergauf.
„Worüber lächeln Sie?“ Luke sah sie vom Tisch aus aufmerksam an. Schon wieder stieg eine leichte Nervosität in ihr auf. Dummerweise waren inzwischen alle Pfannkuchen gebacken, und sie hatte nichts mehr, mit dem sie sich beschäftigen konnte. Auf der Warmhalteplatte lagen noch sechs Pfannkuchen, die reichten locker für das Frühstück mit Sam. Es gab also auch keinen Grund, noch mehr Teig anzurühren. Emily griff nach ihrem Becher mit dem inzwischen nur noch lauwarmen Kaffee. Dahinter konnte sie ihr Gesicht wenigstens ein bisschen verbergen.
„Ich habe gerade darüber nachgedacht, wie schön es sein muss, hier draußen arbeiten zu können“, erklärte sie.
„Na ja, wenn es regnet, ist es natürlich nicht so schön. Aber sonst stimmt es schon, und ich würde verrückt werden, wenn ich den ganzen Tag im Büro eingesperrt wäre. Aber bei Ihnen hätte ich eigentlich gedacht, dass Sie eher ein Drinnen-Typ sind.“
„Wie kommen Sie darauf?“
Wortlos sah er erst auf seine sonnengebräunten Arme und dann auf ihre helle Haut. Schließlich blickte er ihr in die Augen und lächelte.
„Ja, das stimmt schon. Sam und ich sind zwar manchmal zusammen in den Park gegangen, aber das war es dann auch schon. Unser eigener Garten war ziemlich klein, da passten gerade mal eine Kinderrutsche und ein kleiner Tisch hinein.“
„Dabei brauchen kleine Jungs viel Platz zum Spielen.“
Sie schenkte sich noch einen Kaffee ein. „Ja, ich weiß. Und eigentlich hatte ich auch gar nicht in so eine städtische Gegend ziehen wollen, immerhin bin ich selbst ganz anders aufgewachsen. In komme aus Kanada, aus einem kleinen Ort in der Nähe von Regina. Da gab es immer viel Platz zum Spielen.“
Regina war die Hauptstadt der kanadischen Provinz Saskatchewan und lag über siebenhundert Kilometer östlich von Calgary, wo sie mit Rob und Sam gewohnt hatte.
„Mein Vater hat mit Autos gehandelt, meine Mom war Hausfrau“, erklärte sie weiter. Jetzt, wo sie Luke davon erzählte, musste sie an ihre Collegezeit denken. Damals hatte sie sich etwas für ihr eher bescheidenes Zuhause geschämt, besonders als Rob das erste Mal mit zu ihr gekommen war und ihre Eltern kennengelernt hatte. Er kam aus einer ganz anderen Welt und hatte nie so richtig in ihre gepasst. Und umgekehrt hatte sie selbst sich in Robs Welt immer etwas fremd und verloren gefühlt. Wahrscheinlich war ihre Trennung gar nicht so unvorhersehbar gewesen, wie sie zunächst gedacht hatte. Jetzt erst wurde ihr langsam bewusst, dass sie immer versucht hatte, sich ihm anzupassen. Dass sie versucht hatte, jemand zu sein, der sie nicht war. Und vielleicht war es ihm ja umgekehrt nicht anders gegangen. Inzwischen sehnte Emily sich immer mehr nach ihrem Elternhaus. Aber sie wollte ihre Eltern erst dann wieder besuchen, wenn sie es geschafft hatte, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie wollte kein Mitleid und keine Hilfsangebote von ihnen. Und vor allem wollte sie nicht hören, sie hätten von Anfang an gewusst, dass Rob nicht der Richtige für sie sei. Nein, Emily wollte ihnen zeigen, dass sie ihr Leben im Griff hatte.
„Und was hat Sie hierher verschlagen, in die Gegend von Calgary?“
Sie hob eine Augenbraue.
„Ach so.“ Er
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