Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
gesehen.“
Entschieden schüttelte der Junge den Kopf. „Meine Mama hat gesagt, dass sie mich nur einmal gesehen haben, als ich noch ein Baby war. Und dass sie sich bestimmt freuen, wenn wir kommen.“
Wenn das stimmte, was Sam gerade erzählt hatte, dann musste der letzte Besuch mindestens drei, eher vier Jahre her sein. Luke runzelte die Stirn. Komisch – er kannte Emily zwar noch nicht lange, aber er hatte sie für einen echten Familienmenschen gehalten. Aber was ging ihn das überhaupt an?
„So, und jetzt geh mal schnell wieder ins Haus“, wies er den Jungen mit fester Stimme an. „Nachher kriegst du noch Ärger mit deiner Mom. Na, los jetzt!“
Sam verzog den Mund. „Mich magst du auch nicht.“
„Das ist doch völlig egal, ob ich dich mag oder nicht.“ Es ärgerte ihn, von einem fünfjährigen Jungen so ins Kreuzverhör genommen zu werden. „Und jetzt geh bitte ins Bett.“
Luke sah, dass Sams Unterlippe zitterte. Dennoch schaute der Junge ihm direkt in die Augen, und in seinem Gesicht war deutlich zu sehen, wie verletzt er sich fühlte. „Schon gut. Mein Dad mag mich auch nicht, aber meine Mom und ich kommen auch allein klar.“ Abrupt drehte er sich um und rannte aus der Werkstatt.
Seufzend sah Luke ihm nach. So hart hatte er eben gar nicht sein wollen. Schließlich war es nicht die Schuld von Sam und Emily, dass die letzten Jahre an Lukes Kräften gezehrt hatten. Außerdem hatte Sam schon genug durchmachen müssen: Die Trennung seiner Eltern wird ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein, und wahrscheinlich vermisste er seinen Vater sehr. Wer weiß, ob er ihn überhaupt noch sah?
Luke rieb sich über das Gesicht. Emilys Privatleben geht mich nichts an, ermahnte er sich.
Die Sonne war gerade untergegangen, als Emily die letzten Teller vom Abendessen abtrocknete. Nachdem sie aus der Stadt gekommen waren, hatte sie den Rest des Tages damit verbracht, das Haus zu putzen. Und Sam hatte ihr dabei geholfen. Inzwischen lag kein Staubkörnchen mehr auf den Möbeln, die Böden waren sauber und sämtliche Armaturen blitzten und blinkten.
Als sie hörte, wie die Fliegengittertür zuschlug, zuckte Emily zusammen. Luke! Sie hörte, wie er seine Arbeitsstiefel auf der Matte neben dem Eingang abstellte und dann ins Badezimmer ging, um sich die Hände zu waschen. Dann kam er zu ihr in die Küche. Emily merkte, wie ihr Puls schneller ging. „Jetzt reiß dich zusammen“, ermahnte sie sich selbst und versuchte, sich auf den Abwasch zu konzentrieren. Luke trat neben sie, griff nach der gerade abgewaschenen Bratpfanne, trocknete sie ab und stellte sie in einen Schrank. Dann nahm er einen Teller vom Abtropfgestell.
„Sie brauchen mir nicht bei der Hausarbeit zu helfen“, sagte sie.
„Warum denn nicht? Ich bin für heute fertig mit meiner Arbeit, aber Sie noch nicht.“
Als er nach einem Topf griff, berührten sich ihre Schultern. Emily erschauerte. Schon beim Abendessen hatte sie kaum den Blick von ihm wenden können. Er war frisch geduscht zu ihnen in die Küche gekommen. Das feuchte Haar, die dunklen Bartstoppeln … Luke Evans wirkte auf sie unheimlich anziehend. Während des Essens war er ziemlich schweigsam gewesen. Nicht einmal das Kalbsgeschnetzelte hatte ihn gesprächiger stimmen können. Dabei hatte Emily sich solche Mühe damit gegeben. Aber vielleicht war das auch einfach seine Art. Vielleicht hatte er schon so lange allein gelebt, dass er gar nicht mehr wusste, wie man sich überhaupt mit anderen Leuten unterhielt. Emily war jedenfalls festen Willens, sich von Luke Evans nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
„In meinem Vertrag steht aber …“, begann sie.
Da legte er ihr eine Hand auf den Arm, und sie erstarrte. Wenn sie ihm jetzt in die Augen schaute, würde sie knallrot werden. So viel war sicher. Wie konnte es nur sein, dass dieser Mann mit einer einzigen kleinen Berührung so viel bei ihr auslöste? Eine Berührung, die sie so sehr genoss, dass sie sich am liebsten ganz in seine Arme geschmiegt hätte.
„Bitte, lassen Sie mich meinen Job machen“, sagte sie leise.
„Sie sind ganz schön stolz, oder? Emily?“
Emily. Er hatte sie mit ihrem Vornamen angesprochen. Ihre Wangen glühten. Langsam nahm Luke seine Hand wieder von ihrem Arm. Irrte sie sich, oder ließ er sie dabei absichtlich über ihren Unterarm gleiten?
Verwirrt sah Emily auf den gerade abgewaschenen Teller in ihrer Hand. Schnell wischte sie ein paarmal darüber. „Ich bin nicht stolz, ich halte mich nur an
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