Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
lachte leise. „Sams Vater, stimmt’s?“
Sie nickte. Für Emily war das Thema damit beendet. Auf gar keinen Fall wollte sie die unschönen Details ihrer gescheiterten Beziehung vor Luke ausbreiten. Schließlich war sie zum Arbeiten hier. Sie setzte sich zu Luke an den Tisch und umschloss ihren Kaffeebecher mit beiden Händen. Inzwischen war die Sonne so weit aufgegangen, dass ihre Strahlen die Küche erhellten.
„Und Sie?“, fragte sie. „Sie wohnen wahrscheinlich schon Ihr ganzes Leben hier.“
„Natürlich.“
„Und Ihre Schwestern hatten kein Interesse an der Ranch?“
„Tja, meine Schwestern haben geheiratet und ihre eigenen Familien gegründet. Caits Mann Joe handelt mit Landmaschinen, und Liz’ Ehemann ist Lehrer.“
„Dann kümmern Sie sich hier also ganz allein um alles?“ Sie setzte den Kaffeebecher ab.
„Bei Bedarf stelle ich ein paar Hilfsarbeiter ein. Wie jetzt zum Beispiel.“ Er kniff die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab. Damit war das Thema offenbar für ihn erledigt.
Doch Emily ließ nicht locker. „Aber auf dem Schild an der Einfahrt stand doch Evans & Son . Ist es schon lange her, dass Sie sich von Ihren Eltern verabschieden mussten?“
Unvermittelt stand er von seinem Stuhl auf und trug sein schmutziges Geschirr zur Spüle. „So, ich muss jetzt los. Wenn ich heute noch in die Stadt will, muss ich meinen Aushilfskräften vorher erklären, was sie zu tun haben.“
Ich bin zu weit gegangen, dachte Emily. Wahrscheinlich hätte ich seine Eltern nicht erwähnen dürfen.
Dass das für ihn ein schwieriges Thema war, hatte sie längst mitbekommen. Als sie ihr Foto auf dem Plattenspieler betrachtet hatte. Oder als er ihr das Schlafzimmer gezeigt hatte.
„Sie haben doch vorhin gefragt, ob Sie etwas aus der Stadt mitbringen sollen“, begann sie. „Ich bin mal Ihre Vorräte durchgegangen, wir brauchen dringend neue Lebensmittel. Ist es nicht am einfachsten, wenn Sam und ich gleich mitfahren? Dann können wir einkaufen gehen, während Sie Ihre Sachen erledigen.“
Luke setzte sich seinen Hut auf den Kopf. Mit der Kopfbedeckung war er noch mal einige Zentimeter größer. „Ich kann wohl kaum von Ihnen verlangen, dass Sie nur mit Luft und Wasser kochen“, gab er zurück. „Um neun Uhr müssten wir allerdings los. Und ich kann auch nicht lange bleiben.“
„Ja, Boss.“ Emily stand auf und ging zur Spüle.
Jetzt sind wir wieder genau da, wo wir angefangen haben, dachte sie.
Luke ging aus der Küche, und Emily hörte, wie er die Fliegengittertür öffnete. „Ach so, eine Sache wollte ich Ihnen noch sagen“, rief er ihr zu.
Sie ging auf den Flur und blickte ihn fragend an. „Ja?“
Er lächelte. „Die Pfannkuchen waren richtig lecker.“
Dann drehte er sich um und ging die Stufen hinunter. Die Gittertür fiel hinter ihm ins Schloss. Für einige Sekunden lang blieb Emily reglos stehen und starrte ihm hinterher.
Immerhin war es ihr also doch gelungen, ihn mit ihren Kochkünsten zu beeindrucken. Dann würde sie sich heute beim Abendessen noch mal so richtig ins Zeug legen!
3. KAPITEL
Luke drehte das Zahnrad an der Heupresse ein Stück weiter. Dann stand er auf, um die Arbeitslampe neu auszurichten. Inzwischen war es im Schuppen so dunkel geworden, dass er bei seiner Arbeit kaum noch etwas erkennen konnte. Er drehte noch ein paar Schrauben fest, dann richtete er sich auf und rieb sich den verspannten Rücken. Die Besorgungen in der Stadt und sein Besuch bei Cait im Krankenhaus hatten so viel Zeit gekostet, dass er heute gerade mal eine halbe Stunde auf dem Feld gewesen war. Die Hauptarbeit hatten seine Hilfskräfte erledigt. Dabei gefiel er sich ganz und gar nicht in der Rolle des Vorgesetzten, der bloß Anweisungen gab und dann gleich wieder verschwand.
„Hi“, sagte eine helle Kinderstimme.
Luke drehte sich um. Vor ihm stand Sam, barfuß und im Schlafanzug. Mit seinen dunklen Locken und den großen, schokoladenbraunen Augen sah der kleine Junge allerliebst aus. Vor allem die Augen. Sie ähnelten denen seiner Mutter. Diesen Augen schien einfach nichts zu entgehen. Luke wischte sich die Hände an einem alten Lappen ab, den er anschließend in die Gesäßtasche steckte. „Hey, was machst du denn hier? Musst du nicht längst im Bett sein?“
Sam wandte den Kopf ab. „Ja, aber ich kann nicht schlafen. Es ist so heiß.“
„Deine Mom macht dir bestimmt gern ein Fenster auf.“
„Nein, sie hat gesagt, dass sie keinen Pieps mehr von mir hören will.“
Luke
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