Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
schönsten Momente deines Lebens. Du verbaust dir die Liebe. Die Möglichkeit, eine eigene Familie zu gründen. Du hast so viel für deine Schwestern geopfert … was bleibt da eigentlich noch für dich selbst übrig?“
„Ich … weiß es nicht.“
„Stell dir mal vor, du bräuchtest dir wegen dieser Krankheit keine Sorgen zu machen. Was würdest du dann tun?“
„Aber es gibt …“
„Stell es dir doch einfach mal vor!“
Luke betrachtete Emilys gerötetes Gesicht. Auf einmal spürte er etwas, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte: Hoffnung. Mit ihrer Frage hatte Emily den dicken Schutzwall durchdrungen, den er um sich herum gezogen hatte. Was er tun würde, wenn keinerlei Alzheimerrisiko bestünde? Die Antwort fiel ihm leicht: „Dann würde ich dich fragen, ob du mich heiraten willst.“
Schlagartig wurde sie blass und sog tief den Atem ein. Damit hatte sie offenbar nicht gerechnet. Dann lächelte sie.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Viel Zeit blieb ihm jetzt nicht mehr, Liz und Cait warteten schon auf ihn. Alles, was er Emily noch zu sagen hatte, musste er jetzt loswerden.
Diese einzigartige, wunderbare Frau hatte ihn dazu gebracht, dass er sich auf einmal ein Leben wünschte, von dem er bisher überzeugt war, es nie würde führen zu können.
„Vielleicht hast du recht“, begann er. „In weniger als einer Stunde muss ich mich von meinem Vater verabschieden. Aber wenn ich so weitermache wie bisher, kann ich mich gleich mit beerdigen lassen. Ist es das, was du meinst?“
Sie nickte kaum merklich.
„Du bist die stärkste Frau, die ich je kennengelernt habe, Emily Northcott. Niemand, der all seine Sinne beisammenhat, würde so etwas auf sich nehmen. Noch hast du übrigens die Gelegenheit, es dir anders zu überlegen.“
„Das tue ich aber nicht.“
„Nein, das tust du nicht.“ Als ihm bewusst wurde, was für ein großes Geschenk sie ihm gerade gemacht hatte, spürte er ein unendliches Glücksgefühl. „Du bist so stark … viel stärker als ich. Ich liebe dich, Emily. Aber das ändert nichts an dem Risiko, mit dem ich lebe.“
„Dann lass dich bitte testen.“
„Solange ich das Ergebnis nicht kenne, kann ich immer noch hoffen, dass ich das Gen nicht geerbt habe.“
Aber gleichzeitig würde sich die Angst vor der Krankheit wie eine Schlinge um seinen Hals legen und ihm mit jedem Jahr etwas mehr die Luft abdrücken. Das wussten sie beide.
„Und was ist, wenn ich mich testen lasse und das Ergebnis positiv ist?“, wollte er wissen. „Versprichst du mir, dass du dich dann von mir trennst?“
Als er ihr ins Gesicht sah, entdeckte er, dass die Tränen schwarze Spuren ihrer Wimperntusche auf den Wangen hinterlassen hatten. „Nein“, entgegnete sie leise. „Das verspreche ich dir bestimmt nicht. Ich bleibe bei dir – egal, was der Test ergibt.“
„Ich will aber nicht, dass du …“
„Wenn man jemanden wirklich liebt, liebt man ihn ganz und gar“, unterbrach sie ihn. „Mit allen kleinen und großen Unvollkommenheiten.“ Sie lächelte, und ihre Lippen bebten. „Das müsstest gerade du am besten wissen. Du hast doch Homer ein neues Zuhause gegeben. Und noch zwei andere heimatlose Streuner bei dir aufgenommen: Sam und mich nämlich.“
„Ja, aber … du wünschst dir doch bestimmt mindestens noch ein Kind. Und ich will diese Veranlagung auf keinen Fall weitervererben.“
„Dann mach diesen Test. Ich bin sicher, du bist ein toller Vater. Nicht nur für deine leiblichen Kinder …“ Sie lächelte wehmütig. „Sam himmelt dich richtig an.“
„Du willst also wirklich bei mir bleiben?“
„Ja. Ja, natürlich. Was auch immer passiert. Es sei denn, du hast nur so dahingesagt, dass du mich liebst …“
Luke legte ihr die Hände auf die Schultern. „Natürlich liebe ich dich! Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden so sehr lieben könnte!“ Er zog sie in seine Arme und drückte sie fest. „Womit habe ich dich eigentlich verdient?“
Er konnte es immer noch nicht glauben: War das wirklich möglich? Würde er wirklich heiraten? Würde er wirklich diese wunderbare Frau bekommen? Und mit ihr zusammen auch noch ein großartiges Kind? Denn auch Sam war für ihn ein Geschenk des Himmels: ein Junge, wie er ihn sich besser nicht wünschen konnte. In den letzten Wochen hatte er auch ihn schrecklich vermisst. Sein Lachen, seine Art, ihm Löcher in den Bauch zu fragen, oder wie er im Garten mit Homer herumtollte.
„Du verdienst es, glücklich zu sein, Luke. Das
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