Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
sein Bett, aus dem sie ihm dann vorlas. Bald würde er eingeschult werden, dann wollte sie sich zu einer Fortbildung anmelden und eine eigene Wohnung für sie beide suchen. Was sollte sie bloß machen, wenn er in ein paar Jahren seine eigenen Wege würde gehen wollen?
„Ich weiß auch nicht“, sagte er. „Jedenfalls nicht ‚Süßer‘. Ich bin doch kein Baby mehr.“
„Okay, dann versuche ich, damit aufzuhören. Aber versprechen kann ich’s dir nicht.“ Grinsend fuhr sie ihm durchs Haar.
„Ich vermisse Luke. Und Homer. Die Pferde auch. Und die anderen Kinder.“
Emily seufzte. Es ging ihr ganz genau so. Am allermeisten fehlte ihr Luke.
„Ich auch, mein lieber … Sam“, ergänzte sie schnell. „Aber es war doch von Anfang an klar, dass wir nicht für immer auf der Ranch bleiben würden.“
„Schon. Ich dachte bloß …“
„Was dachtest du?“
„Na ja, dass Luke vielleicht mein neuer Dad wird. Ich meine, er hat dich doch geküsst und so.“
Emily erschrak. „Woher weißt du das?“
Erneut zuckte er mit den Schultern. Das tat er inzwischen häufiger, offenbar fand er es „cool“. „Weil ich euch gesehen habe. Bei dem Feuerwerk. Die anderen haben das auch gesehen.“
Emily stand auf, nahm seine Hand und ging mit ihm zum Haus. „Na ja, Luke und ich hatten uns schon ziemlich gern“, erwiderte sie und überlegte angestrengt, wie und ob sie ihm die komplizierte Situation erklären sollte. „Aber nicht so, wie du denkst“, schloss sie.
„Schade. Ich fand es richtig toll bei ihm. Viel besser als vorher in Calgary.“
Als sie die Stufen zur Veranda hoch gingen, vibrierte ihr Handy. „Geh doch schon mal rein zu Grandma und gib ihr die Blumen“, bat Emily ihren Sohn. „Dann kriegst du bestimmt noch einen Extrakeks.“ Sie zog das Telefon aus der Hosentasche … und für einen Moment dachte sie, ihr Herz würde stehen bleiben. Auf dem Display las sie Lukes Namen.
Sie klappte das Handy auf und meldete sich. „Hallo?“
„Emily?“
Durch das Telefon klang seine Stimme genauso rau und sexy, wie sie es in Erinnerung hatte. Er brauchte bloß ihren Namen zu sagen, und schon wurde sie nervös.
„Luke! Ist alles in Ordnung?“ Irgendetwas musste passiert sein, sonst würde er sie nicht anrufen. Schließlich war zwischen ihnen alles gesagt, was es zu sagen gegeben hatte.
„Dad ist nicht mehr bei uns.“
Ihr schnürte sich die Kehle zu. „Das tut mir schrecklich leid. Wie kommst du denn damit zurecht?“
Luke räusperte sich. „Ich weiß nicht. Hör mal, kann ich dich wohl um einen Gefallen bitten?“
Ja, dachte sie. Ich würde alles für dich tun.
Fast hätte sie die Worte tatsächlich ausgesprochen. Und zugleich wies sie sich innerlich zurecht, dass sie noch immer bereit war, für Luke alles stehen und liegen zu lassen. Dabei hatte er doch gar nichts davon mitbekommen. „Worum geht es denn?“
„Kannst du herkommen?“
Die Knie wurden ihr weich, und Emily musste sich auf die Verandastufen setzen. Sie spürte den rauen, kalten Zement an den Beinen und erschauderte. „Zur Beerdigung?“
„Ja. Außerdem würde ich gern mit dir reden.“
Ihr stockte der Atem. Damit hatte sie nicht gerechnet. Auch wenn tief in ihr versteckt irgendwo noch ein Fünkchen Hoffnung übrig geblieben war, Emily hatte sich innerlich darauf eingestellt, von Luke Evans nie wieder etwas zu hören, geschweige denn, ihn wiederzusehen. Und es war besser, sich in dieser Hinsicht auch keine größeren Hoffnungen zu machen.
„Worüber denn?“
„Es gibt ein paar Dinge, die ich dir noch nicht gesagt habe.“
„Für mein Gefühl hast du mir eigentlich schon genug gesagt.“ Wie stellte er sich das vor? Er hatte sie abgewiesen. Glaubte er tatsächlich, dass sie jetzt einfach so ins Auto sprang und zu ihm fuhr, nur weil es Luke Evans gerade in den Sinn kam?
„Das stimmt, aber das will ich dir gern noch einmal genauer erklären.“
„Ich weiß nicht …“
„Übermorgen findet die Trauerfeier statt. Falls du das nicht schaffst, würde ich hinterher gern bei dir vorbeikommen – vorausgesetzt, du willst mir deine Adresse geben.“
Für Emily kam das absolut nicht infrage. Ihre Eltern wussten nichts von Luke. Dass ihre Tochter so niedergeschlagen war, führten sie auf die Scheidung zurück. Die beiden ahnten absolut nichts davon, dass ihr inzwischen schon der nächste Mann das Herz gebrochen hatte. Außerdem würde sein Besuch Sam völlig durcheinanderbringen.
„Nein, ich komme lieber zu dir“, sagte
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