Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
und konsequent.“ Es klang freundlich, aber auch distanziert.
Sie schluckte. „Vielen Dank.“
„Du hast hier so Vieles zum Positiven verändert“, sagte er. „Und damit meine ich nicht nur das, was du aus dem Haus gemacht hast. Sondern auch deine liebevolle, großzügige Art.“
Seine kontrollierte Höflichkeit war für Emily kaum zu ertragen. Warum kämpfte er nicht um sie? Warum sagte er ihr nicht, dass er sich alles anders überlegt hatte, dass sie und Sam ihm wichtig waren und er ihnen Dreien eine Chance geben wollte? Das wünschte sie sich so sehr …
Doch Luke schwieg.
„Ich gehe jetzt wieder nach oben, ich muss noch packen“, sagte sie.
„Dann mache ich deinen Gehaltsscheck fertig.“
Alles in Emily wehrte sich dagegen, Geld von ihm entgegenzunehmen. Es fühlte sich so erniedrigend an, nach allem, was zwischen ihnen passiert war. Andererseits: Was war eigentlich genau passiert? Sie hatten sich zweimal geküsst, und Emily hatte dabei ihr Herz verloren. Luke offenbar nicht. Also musste sie das Geld annehmen. Nicht etwa, weil sie es so dringend brauchte, sondern weil er nicht wissen durfte, wie viel er ihr bedeutet hatte.
„Danke, Luke.“
Er schlug seine Zeitschrift wieder auf. Emily wusste, dass es ihr nicht mehr länger gelingen würde, die Fassung zu wahren. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Wohnzimmer und ging nach oben.
Als Emily am nächsten Morgen die Koffer in den Wagen lud, regnete es immer noch. Sam schmollte. „Ich will aber nicht weg von hier. Grandma und Grandpa kenne ich gar nicht, außerdem sind sie schon alt, und ich habe da keinen zum Spielen. Und ich habe Homer gerade beigebracht, eine Rolle zu machen.“
„Sam!“ Allmählich wurde sie ungeduldig. „Deine Großeltern lieben dich! Und bestimmt gibt es da auch nette Kinder, mit denen du dich anfreunden kannst.“
Ohne ein weiteres Wort stieg Sam ins Auto. Emily seufzte, inzwischen tat ihr der scharfe Tonfall schon wieder leid.
Luke stand ein Stück von ihnen entfernt vor dem Haus, seine Miene wirkte erstarrt. Als Emily den Kofferraum schloss, riss Sam die Autotür auf und sprang heraus. Dann rannte er zu ihm und schlang ihm die Arme um die Beine.
Luke hob ihn hoch und schloss die Augen, als Sam ihn fest umarmte und sein Gesicht an Lukes Hals verbarg.
Schnell wandte Emily den Blick ab. Sie war nicht die Einzige, die Luke ins Herz geschlossen hatte. Sam vergötterte ihn und wäre ihm genau wie Homer überall hin gefolgt, wenn Emily es nur erlaubt hätte.
„Tschüs, du Knirps. Sei lieb zu deiner Mom, ja?“
„Okay, Luke. Tschüs!“
Emily wandte sich ab und versuchte mit aller Kraft, die Tränen zurückzuhalten. Jetzt würde sie sich von ihm verabschieden müssen. Endlich wagte sie es, Luke ins Gesicht zu sehen. Hinter seiner steinernen Miene meinte sie einen tiefen Schmerz in den blauen Augen zu sehen. Er bräuchte doch nur ein einziges Wort zu sagen, dann würde sie ihr Gepäck wieder auspacken und hier bleiben. Atemlos wartete sie ab.
„Mach’s gut, Emily.“
Sie presste die Lippen zusammen, damit er nicht sah, wie sie zitterten. „Du auch, Luke.“
Als sie gerade die Fahrertür öffnen wollte, kam er neben sie: „Ich habe gestern Abend noch mal deinen Ölstand und alles andere überprüft. Es ist alles in Ordnung.“
Hör endlich auf damit!, dachte sie. War ihm denn nicht klar, dass ihr jedes Wort unendlich wehtat? „Vielen Dank“, murmelte sie und schloss die Finger um den Türgriff.
„Emily …“
Er legte seine Hand auf ihre. Langsam wandte sie sich zu ihm, und Luke schloss sie in seine Arme. Mit einem schmerzvollen Seufzer schmiegte sie sich an seine breite Brust. Lukes Hemd war vom Sommerregen etwas feucht geworden, es duftete nach Duschgel und Waschmittel. Ein Fünkchen Hoffnung keimte in Emily auf. Hatte er es sich vielleicht doch anders überlegt?
Aber dann ließ er sie wieder los und öffnete ihr die Fahrertür. Nein, seine Entscheidung stand fest. Er empfand einfach nicht genug für sie. Wie benommen setzte sie sich hinters Steuer.
Sam saß schweigend auf dem Rücksitz.
„Ich wünsche dir eine gute Zeit!“ Luke warf die Tür zu.
Sie startete den Motor und fuhr los.
Als sie die Auffahrt verlassen hatte, sah sie noch einmal in den Rückspiegel. Luke stand noch immer an derselben Stelle. In seinen Jeans und dem hellen Flanellhemd hob er sich von dem trüben Hintergrund ab. Sofort zwang sie sich, wieder auf die Straße zu schauen.
Von jetzt an durfte sie nicht mehr
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