Küss mich, Cowgirl!
“Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich muss die Aktivitäten des Tages ankündigen.”
“Ich werde Sie nicht entschuldigen.” Er sah aus, als meinte er es ernst. “Wo mein Cowgirl hingeht, gehe ich auch hin. In den nächsten sechs Tagen werde ich nicht von Ihrer Seite weichen.” Er zwinkerte ihr so anzüglich zu, dass sie vor Verlegenheit errötete.
Denn sie wusste genau, was er meinte: Ich werde nicht von Ihrer Seite weichen, und wenn ich die Chance bekomme, werde ich Ihnen sogar noch näher sein.
Die Frauen bekamen an diesem Morgen ihre Pferde. Dylan und die anderen Cowboys hatten die ausgewählten Tiere bereits in den Korral geführt, als die Gäste zu der kleinen Weide neben der Sattelkammer schlenderten.
Das Satteln fand begleitet von Lachen und Gekicher statt. Wer Lust hatte, konnte es selbst probieren. Die meisten Frauen ließen sich das Aufzäumen jedoch lieber von ihren Cowboys erklären.
Es überraschte Toni nicht im Geringsten, dass Simon es nicht allein probieren wollte.
“Ich wüsste gar nicht, welchem Ende des Pferdes ich das Zaumzeug anlegen müsste”, verkündete er gut gelaunt. “Deshalb habe ich ja einen Assistenten, der sich um solche Sachen kümmert. Kent?” Er winkte seinem bebrillten Begleiter, der mit entschlossener Miene zu ihnen kam.
“Schon gut”, meinte Toni. “Ich werde das machen.”
“Auf keinen Fall”, protestierte Kent. “Ich werde zwar nicht mitreiten, aber ich möchte unbedingt lernen, wie das Aufzäumen geht. Um das Repertoire meiner Fähigkeiten zu erweitern, gewissermaßen. In meinem Beruf weiß man nie, wann man dazu aufgefordert wird, ein Pferd zu satteln.”
Unter Simons amüsierten Blicken machte sich Toni ans Erklären. Bessie, die alte graue Stute, die man Simon zugewiesen hatte, war geduldig, wenn auch manchmal unberechenbar. Sie hatte Angst vor Schlangen und erschrak gelegentlich sogar vor Stöcken auf dem Weg. Daher war sie dafür berüchtigt, hin und wieder einem Gast einen “spannenden” Ausritt zu bieten. Dylan hatte vorgeschlagen, das Pferd Simon zu geben, weil er stark genug sein würde, um mit ihr fertig zu werden.
Kent tätschelte der Stute den Hals und beobachtete sie misstrauisch. Obwohl er ihr anscheinend nicht traute, lernte er schnell und strich peinlich genau die Satteldecke glatt, bevor er den schweren Westernsattel hinaufhob.
Kein Wunder, dass Simon diesen Mann so schätzt, dachte Toni. Wahrscheinlich brauchte man ihm niemals etwas zweimal zu zeigen.
“Fertig!” Kent klopfte sich die Hände ab und trat einen Schritt zurück, um das im Schatten stehende Pferd zu begutachten. “Habe ich die Lektion bestanden, Miss Keene?”
“Absolut. Da ist nur eine Kleinigkeit, die Sie aber nicht wissen konnten …”
Simon unterbrach sie, indem er mit einer schwungvollen Bewegung auf das Pferd zutrat. “Fangen Sie jetzt nicht mit Spitzfindigkeiten an. Der Mann ist ein Naturtalent!” Er griff nach dem Sattelhorn und dem Hinterzwiesel und wollte den Fuß in den Steigbügel stecken.
“Warten Sie!” Toni hob warnend die Hand. Wenn er sich jetzt mit seinem ganzen Gewicht in den Steigbügel stemmte, würde er sich unter dem Pferd wieder finden. Denn die alte Stute hatte die Angewohnheit, tief Luft zu holen und den Bauch aufzublähen, damit der Sattelgurt nicht richtig festgezurrt werden konnte. Wenn Toni Simon jetzt nicht aufhielt …
Er warf ihr einen herausfordernden Blick zu, den Fuß noch immer im Steigbügel. “Sie wollten etwas sagen?”
Sie kämpfte mit ihrem Gewissen. “Ach, schon gut.”
“Na ja, dann …” Er versuchte aufzusteigen. Im nächsten Moment verrutschte der Sattel, und Mr Simon Barnett lag unter dem Pferd. Die alte graue Stute drehte den Kopf und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. Ansonsten rührte Bessie keinen Huf.
Toni lachte, ebenso wie einige der Urlauber, die seinen wenig anmutigen Sturz beobachtet hatten. Sie kniete sich neben ihn und fragte: “Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
Er sah sie erstaunt an. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. “Ich glaube, schon.” Er machte keine Anstalten, wieder aufzustehen. “Sie haben gewusst, dass das passieren würde, oder?”
“Ich fürchte, ja.” Sie lehnte sich zurück. “Das ist so ein kleiner Streich, den manche Pferde einem spielen, und die alte Bessie ist eine der Schlimmsten. Sobald sie die Luft nicht mehr anhält, kann man den Sattelgurt festzurren, und alles ist bestens.”
“Sir!” Kent beugte sich über seinen im Staub
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