Küss mich, Cowgirl!
bemerkte, was bei ihm vor sich ging. “Simon”, meinte sie keuchend. “Bitte.”
“Küss mich und heile mich”, feilschte er. “Nur einmal.”
“Ich kann nicht. Ich habe es dir doch schon erklärt.” Sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was sie ihm erklärt hatte, aber es musste eine Variation des Wortes Nein gewesen sein.
“Nur ein klitzekleiner Kuss.” Aus der Nähe war das übermütige Funkeln in seinen Augen noch faszinierender. “Aber es muss schon auf den Mund sein. Küsse auf die Wange zählen nicht.”
“Wie bitte?” Sie fühlte, wie seine Hände ihren Rücken hinunterglitten und ihren Po umfassten. Seine Berührungen erregten sie und weckten das Verlangen nach Dingen, an die sie normalerweise nie dachte. Sie wand sich und spürte seinen Körper unter sich, der sich einfach herrlich männlich anfühlte.
Falls sie sich nicht sofort von ihm befreien konnte, war nicht abzusehen, was noch passieren würde. “Also schön, ein kleiner Kuss.” Sie wollte ihn so rasch küssen, dass ihm keine Gelegenheit blieb, mehr daraus zu machen.
Aber das war ein naiver Vorsatz. Denn kaum berührten ihre Lippen seine, umfasste er ihren Hinterkopf und hielt sie fest, während er sie leidenschaftlich küsste. Und Toni erwiderte diesen Kuss mit einer Begeisterung, die noch kein anderer Mann in ihr geweckt hatte. Ihr Denken verflüchtigte sich, sie versank in einem sinnlichen Nebel, ohne auch nur den geringsten Widerstand zu leisten.
Plötzlich hörte sie das Klappern von Pferdehufen und die Rufe der Reiter.
Diesmal ließ Simon sie los, und sie rollte von ihm herunter. “Du lieber Himmel”, hauchte sie atemlos und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dann hob sie ihren Hut auf und klopfte ihn ab. “Kann ich davon ausgehen, dass du tatsächlich keine Schmerzen hast?”
“Ich hatte keine Schmerzen.” Er lächelte ein wenig angespannt. “Aber jetzt habe ich welche, und das ist deine Schuld, nicht die der alten Bessie.”
“Ich habe doch gar nicht …” Erst dann begriff sie. Er war ebenso erregt wie sie. Mit weichen Knien stand sie auf. “Das muss aufhören”, verkündete sie mit vor Empörung bebender Stimme. “Das ist … das ist ein völlig unangemessenes Verhalten.”
“Nicht unbedingt.” Er schaute zu ihr auf. “Es kommt darauf an, was ich vorhatte.”
Sie verzog das Gesicht. “Als wenn ich das nicht wüsste. Ehrlich, Simon, ich komme zwar vom Land, aber ich bin nicht dumm. Ich …”
Sie hatte keine Gelegenheit mehr, weiterzusprechen, da Dylan an der Spitze der Urlaubergruppe angeritten kam. Er brachte sein Pferd zum Stehen und betrachtete die beiden mit wissender Miene. “Meinst du, er wird überleben, Toni?”
Ehe sie antworten konnte, sprang Marilee von ihrem Pferd und rannte zu ihrem Bruder. “Simon!” Zuerst sah es aus, als wollte sie sich weinend an seine Brust werfen. Doch stattdessen deutete sie einen Tritt in die Rippen an. “Verdammter Kerl! Du hast mir eine Todesangst eingejagt! Ich hoffe, du bist ordentlich gestürzt, denn du hast eigentlich kein Recht, hier zu sein!”
Toni starrte Marilee verblüfft an. “Reißen Sie sich zusammen”, ermahnte sie sie. “Ihr Bruder hätte ums Leben kommen können. Es war ein schwerer Sturz. Ich bin noch immer nicht ganz überzeugt, dass ihm wirklich nichts fehlt.”
“Machen Sie Witze?” Marilee stöhnte verärgert auf. “Sie sind viel zu nett, um mit Leuten wie ihm zu tun zu haben. Und behaupten Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.” Mit diesen Worten sank sie auf die Knie und schloss ihren Bruder in die Arme.
Toni bemerkte, wie er zusammenzuckte. Sie wandte sich ab und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass er es nicht anders verdient hatte, wie seine Schwester behauptete. Er würde ohnehin dafür büßen müssen. Morgen würden ihm die Knochen so wehtun, dass er Mühe haben würde zu gehen.
“Wir können von Glück sagen, dass er uns nicht verklagen wird”, meinte Niki an diesem Abend, als die Frauen alle zu ihren Hütten schlenderten. “Das macht er doch nicht, oder?”
“Nein”, erwiderte Toni. “Natürlich nicht.”
“Außerdem”, meldete sich Granny zu Wort, “hat er wie alle Gäste Danis Erklärung unterschrieben, in der er die Risiken und Gefahren auf einer Ranch akzeptiert und uns von jeglicher Haftung entbindet.”
“Ich weiß nicht.” Niki war noch immer skeptisch. “Simon kommt mir wie jemand vor, für den notfalls eine ganze Armee teurer Anwälte
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