Küss mich, Cowgirl!
liegenden Boss. “Ich bitte um Verzeihung. Ich hatte ja keine Ahnung.”
“Ist schon gut, Kent.” Endlich bewegte Simon sich, rollte unter dem Pferd hervor und rappelte sich hoch. “Ich schätze, mein Cowgirl hat uns beiden eine Lektion erteilt.”
Kent hob eine Braue. “Und welche?”
“Ich tippe auf: Verlass dich auf nichts, wenn es um Pferde oder Cowgirls geht.”
“Richtig!” Sie lächelte. “Kent, möchten Sie sich jetzt selbst ein Pferd satteln, oder soll ich das für Sie machen?” Während sie sprach, löste sie den Sattelgurt, stieß mit dem Knie gegen Bessies Bauch und schob die Gurtschnalle zwei Löcher weiter. Bessie schnaubte vorwurfsvoll, protestierte aber nicht weiter.
Kent schüttelte den Kopf. “Ich reite nicht, Ma’am. Ich habe in der Hütte noch Arbeit zu erledigen.”
“Sind Sie sich sicher, dass Sie nicht noch Ihre Meinung ändern wollen?” Sie bedeutete Simon aufzusitzen, und diesmal gelang es ihm problemlos.
Sie griff nach dem Steigbügelriemen, und Simon nahm sein Bein aus dem Weg. “Wenn Sie mitkommen möchten, kann alles andere ruhig warten”, bot er an.
“Ich habe nicht das geringste Interesse am Cowboy-Dasein”, erwiderte Kent. “Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, dann mache ich mich auf den Weg.”
“Fertig.” Toni war mit dem Einstellen des Steigbügels fertig und zog ihn auf die neue Länge herunter. Sie schaute zu dem Mann im Sattel auf und sagte: “Probieren Sie mal, ob es passt.”
Gehorsam schob Simon seinen Stiefel wieder in den Steigbügel. Toni legte automatisch die Hand auf Ferse und Fuß, um den Sitz zu überprüfen. “Ist das gut so?”
Ihre Blicke trafen sich. Simons Miene war untypisch ernst für ihn. “Ausgezeichnet.”
Toni erschauerte und ließ seinen Fuß hastig los. “Dann müsste jetzt alles in Ordnung sein.”
“Sie sind der Boss.”
Leider bin ich das nicht, dachte sie und zurrte den Sattelgurt an ihrem Pferd fest, bevor sie aufsaß. Simon war der Boss, der sie in jeder Hinsicht beeinflusste und verwirrende Reaktionen in ihr auslöste.
Nun, das würde jetzt aufhören. Er spielte doch nur mit ihr. Aber das würde sie nicht länger zulassen. Sollte er ruhig seiner Schwester das Leben schwer machen. Deshalb war er schließlich hier. Was soll’s, dachte sie. Ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren.
Sie hob das Kinn und trieb ihr Pferd an die Spitze der Gruppe, die sich vor dem Gatter versammelt hatte.
Toni führte ihre Gruppe unerschrockener Reiter durch den herrlichen Spätsommertag. Nicht eine Wolke war am blauen Himmel zu sehen, und das Gras unter den Pferdehufen war noch immer grün. Toni schätzte die Temperatur auf knapp unter dreißig Grad, was nicht schlecht war für diese Jahreszeit.
Der Pfad führte zu einem flachen Flussbett hinunter und durch den Handbasket Creek, einem sich durch die Landschaft schlängelnden Fluss, der an dieser Stelle nur wenige Zentimeter tief war, obwohl er sich flussabwärts verbreiterte. Simon, der offenbar auf diese Chance gewartet hatte, schloss zu Toni auf.
Er wurde im Sattel hin und her geschüttelt, und Toni unterdrückte ein Lachen, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. Trotzdem fragte sie: “Haben Sie schon jemals auf einem Pferd gesessen?”
Er beugte sich vor und tätschelte Bessies Hals. “Himmel, nein, bis heute kannte ich auch kein Pferd persönlich.” Er warf ihr einen Seitenblick zu. “Wozu auch? Ich hatte nie Ambitionen, einer dieser Western-Machos zu sein.”
“Was Sie nicht sagen.”
“Tun Sie nicht wieder so überlegen. Es gibt wahrscheinlich auch ein paar Sachen, von denen ich mehr verstehe als Sie.”
Das bezweifelte sie nicht, konnte sich jedoch auch nicht vorstellen, dass das Dinge waren, die sie interessieren würden. Sie drückte den Rücken durch und merkte, dass ihre Reaktion seiner ähnelte: Er wollte kein Cowboy sein und sie kein Stadtmensch. So gab es also nichts, was sie verband.
Sie zuckte die Schultern. “Wieso folgen Sie nicht wieder den anderen, damit Sie ein Auge auf Ihre Schwester haben können?”
“Ich habe sie im Auge.” Er schaute zurück. “Sie reitet mitten in der Gruppe durch die Prärie. Was soll da schon passieren?”
“Keine Ahnung …” Plötzlich scheute ihr Pferd heftig, sodass sie Mühe hatte, sich im Sattel zu halten. Was um alles in der Welt …?
Und dann entdeckte sie den Grund, zusammengerollt auf dem Pfad und kaum zu erkennen. Ihr Pferd war jedoch wachsamer als sie gewesen. Sie wollte Simon eine
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