Küss mich, Cowgirl!
ist nicht der Grund für mein Zögern”, versicherte er ihr rasch. “Wie viel möchtest du wissen?”
Sie wirkte überrascht. “So viel, wie du mir erzählen möchtest.”
“Also gut.” Er senkte seine Stimme. “Ich war neunzehn und ging aufs College, als unsere Eltern starben. Mari war erst acht. Seitdem bin ich ihr Beschützer.”
“Das tut mir leid. Es muss sehr schwer für euch beide gewesen sein.”
“Das war es.” Keiner, so dachte er, kann sich vorstellen, wie schwer. “Aber schon davor fühlte ich mich für sie verantwortlich, weil unsere Eltern nur selten da waren. Wir haben sie beide geliebt, aber sie waren nun einmal Workaholics. Sie arbeiteten gemeinsam in ihrer kleinen Maklerfirma, mit der sie sich mühsam durchschlugen.”
“Aber wie ist es dir dann …?” Toni hielt inne. “Entschuldige. Ich wollte nicht neugierig sein.”
“Du kannst mich alles fragen. Ich würde es nie als pure Neugier empfinden. Du willst wissen, wie ich zu meinem Vermögen gekommen bin, wenn ich es nicht geerbt habe? Auf die altmodische Art – ich habe hart dafür gearbeitet.”
“Das kann ich mir vorstellen.” Sie streckte vorsichtig die Hand aus und berührte seine, die zwischen ihnen auf dem Felsen lag.
“Oh ja. Ich schmiss das College, krempelte die Ärmel hoch und machte mich an die Arbeit. Ich riskierte einiges. Rückblickend weiß ich erst, wie viel Glück ich hatte. Aber ich wusste genau, was ich wollte. Und wenn das erst einmal klar ist, wozu dann noch zögern?”
“Während du gearbeitet hast, ist Marilee erwachsen geworden.”
“Das stimmt. Ich bewachte sie mit Adleraugen. Ich wollte nur das Beste für sie. Ich schickte sie auf die besten Schulen, überprüfte vorher ihre Klassen, ihre Freunde …” Er lachte reumütig. “Ich weiß, dass ich für sie die reinste Plage war, und ich gebe zu, dass es schon fast zwanghaft von mir war. Aber alles, was ich tat, geschah aus Liebe.”
“Das weiß sie sicher”, meinte Toni. “Aber solltest du ihr jetzt, wo sie volljährig ist, nicht ein wenig mehr Freiraum lassen?”
“Ich betrachte das nicht als Freiraum, sondern als Strick, den sie sich selbst dreht.”
“Armer Simon.”
“Arme Marilee, die es mit mir aushalten muss.”
Er lehnte sich zu ihr herüber, und Toni kam ihm entgegen, bis sich ihre Lippen trafen.
Es war der zarteste Kuss, den er je erlebt hatte, und gleichzeitig einer der erregendsten. Ihr Mund war so warm, weich und einladend. Und als Toni mit der Zungenspitze über seine Lippen fuhr, wurde ihr Kuss leidenschaftlicher. Immer noch berührten sich ihre Körper kaum, aber die Verbindung zwischen ihnen war auch so tief genug.
Schließlich wich Toni ein kleines Stück zurück. “Ich glaube, ich verstehe dich jetzt ein wenig besser.” Sie küsste ihn noch einmal zärtlich. “Ich bewundere, was du alles getan hast.” Erneut streiften ihre Lippen auf sinnliche Art seine. “Und ich finde, du bist ein wundervoller Bruder.”
Unfähig, sich länger zu beherrschen, legte er ihr die Hände auf die Schultern. “Toni …”
“Bitte …” Sie wich zurück und schaute sich rasch um, ob jemand beobachtete, was sie beide hier im Schatten trieben. “Ich will mich nicht so unmöglich benehmen. Ich respektiere, was du getan hast, und ich bin froh, dass du mir das alles erzählt hast.” Mit diesen Worten rutschte sie von dem Felsen. “Darf ich dir einen Rat geben?”
“Bitte”, entgegnete er heiser.
“Mach dir nicht so viele Gedanken um Marilee. Sie scheint sehr vernünftig zu sein. Wenn du dich ein wenig zurückziehst, kommt sie dir vielleicht ein wenig entgegen.”
Wusste Toni etwas, das er nicht wusste? “Meinst du wirklich?”
Sie nickte. “Ja, das meine ich wirklich. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest.”
Sie wandte sich ab und ging in den Lichtschein, den das Lagerfeuer warf. Sie fand einen freien Platz und zwängte sich zwischen eine Frau mittleren Alters aus Scranton und eine hübsche junge Frau aus Houston. Kurz darauf waren alle drei in eine fröhliche Unterhaltung vertieft.
Simon blieb noch lange dort auf dem Felsen sitzen und dachte über alles nach, was heute geschehen war. War es tatsächlich erst Montag? Es war der dritte Tag, seit er Toni Keene kennengelernt hatte, und es kam ihm vor, als würde er sie schon ewig kennen. Sie verkörperte all das, wonach er sich unbewusst bei einer Frau gesehnt hatte. Er wollte sie für immer. Aber eins nach dem anderen. Zunächst war da sein heftiges Verlangen
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