Küss mich, Cowgirl!
sich, die Situation zu beruhigen. “Ich habe keine Klagen gehört, Dobe. Und es wurde auch nicht viel weggeworfen.”
“Ja, weil das Reiten die Leute so hungrig macht, dass sie selbst Schuhleder essen würden.” Er setzte sich seinen alten Hut, den er in den Händen gehalten hatte, wieder auf. “Ist schon gut. Ihr braucht ja nichts auf meine Meinung zu geben. Was weiß ich denn schon? Ich arbeite ja erst seit fast dreißig Jahren auf dieser Ranch.” Mit diesen Worten marschierte er zur Tür hinaus, und die drei Frauen hörten seine Stiefel auf der Veranda poltern.
Granny verzog das Gesicht. “Für wen hält der sich? Aber genug davon. Sheila ist in der Küche, also mache ich mich auf den Weg in die Stadt, und erledige ein paar Besorgungen. Braucht ihr beiden etwas?”
“Ich brauche nichts, Granny”, antwortete Dani. “Fahr ruhig und amüsier dich. Ich kümmere mich wieder um die Bücher. Falls ich etwas brauche, ist Toni ja da.”
“Pass lieber auf, dass sie das auch wirklich ist.” Granny warf Toni einen warnenden Blick zu. “Du bleibst doch in ihrer Nähe, nicht wahr? Das Baby ist bald fällig, und sie soll nicht allein sein, wenn es kommt.”
Toni sah ihre Großmutter skeptisch an. “Ich kann sie ins Krankenhaus fahren, falls es sein muss. Aber das ist auch schon alles.”
“Das reicht”, versicherte Dani ihr. “Und jetzt werde ich mich lieber an die Arbeit machen.”
Simon schlenderte gegen elf Uhr zum Haus, weil er es nicht länger aushielt. Er musste Toni unbedingt wiedersehen. Es war sehr heiß heute, und kein Lüftchen regte sich. Vielleicht gelang es ihm heute, Toni in den Swimmingpool zu locken …
Abrupt blieb er stehen. Was hatte er da gehört? Es klang wie eine Mischung aus Keuchen und Stöhnen. War Toni etwa in Schwierigkeiten? Bestürzt hielt er einen Moment inne, ehe er die Tür aufstieß und ins Haus stürzte.
Eine Frau krümmte sich über dem großen Schreibtisch in der Ecke. Mit der einen Hand stützte sie sich auf dem Schreibtisch ab, die andere presste sie gegen ihren Bauch. Was Simon diesmal hörte, war eindeutig ein Stöhnen.
Es war Dani, nicht Toni, wie er erleichtert registrierte. Sofort schämte er sich dafür. Schließlich war Dani schwanger. Er rannte zu ihr und wollte “Was ist los?” fragen. Stattdessen rief er: “Wo ist Toni?”
Mit schmerzverzogenem Gesicht sah sie auf. “In … in der Küche”, erwiderte Dani keuchend.
Endlich brachte er die Worte heraus, die er gleich hätte sagen sollen. “Was ist los? Wie kann ich Ihnen helfen?”
“Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube nicht, dass das schon die Wehen sind, aber es war eine heftige Kontraktion.”
“Sagen Sie mir, was ich tun soll.” Er sollte sie in den Arm nehmen, um sie zu trösten. Nur kannte er sie dazu wahrscheinlich nicht gut genug.
Sie biss sich auf die Lippe. “Ich fahre besser nach Hause. Könnten Sie …”
“Dani, was ist passiert?”
Erleichtert und dankbar hörte Simon Tonis Stimme. Sie eilte zum Schreibtisch und legte Dani besorgt den Arm um die Schultern.
Dani gelang es, sich aufzurichten. “Ich will nach Hause.”
“Du fährst ins Krankenhaus”, verkündete Toni entschlossen.
“Nein, ich will nach Hause. Jack …”
“Ich werde Jack anrufen.” Toni sah zu Simon. “Kannst du mir helfen, sie in ihren Wagen zu bringen? Es ist der mit dem Allradantrieb, der ganz vorne am Haus steht.”
“Mir fällt noch etwas Besseres ein.” Simon hob Dani auf die Arme und ging zur Tür. Dani schloss die Augen und umklammerte seine Schultern.
Toni lief ihnen hinterher. “Ich habe deine Handtasche, Dani. Ist dein Handy darin?”
“Ja.” Dani stöhnte erneut auf.
Der Wagen war nicht abgeschlossen, und Simon bettete Dani vorsichtig auf den Rücksitz. Toni setzte sich neben sie und warf ihm die Autoschlüssel zu. Rasch setzte er sich ans Steuer und ließ den Motor an.
“Jemand muss mir den Weg weisen”, sagte er und fuhr vom Hof.
“Fahr einfach Richtung Hard Knox. Ich sage dir Bescheid, wo du abbiegen musst.” Er hörte Toni eine Nummer ins Handy tippen. “Jack? Ja, hier spricht Toni. Simon und ich bringen … Simon? Das ist ein Freund … einer der Urlauber auf der Ranch. Jedenfalls … was? Jack, jetzt ist keine Zeit, um dumme Fragen zu stellen! Wir fahren Dani ins Krankenhaus. Wir vermuten, dass die Wehen angefangen haben, und …” Sie verstummte und meinte: “Er hat aufgelegt. Das heißt wahrscheinlich, dass er uns im Krankenhaus treffen wird.”
Simon
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