Küss mich, Cowgirl!
Nachmittag nimmt Granny alle Interessierten mit auf eine Wanderung in der Umgebung. Die anderen möchten sich bis zur Heuwagenfahrt vielleicht nur entspannen oder schwimmen. Klingt das gut?”
Begeisterter Applaus beantwortete ihre Frage. Dann, weil sie dazu verpflichtet war – und aus keinem anderen Grund –, ging sie zu Simon.
Gegen halb sechs hatte Dobe die Pferde vor den Heuwagen gespannt und die Heuballen verteilt. Um Viertel vor sechs waren alle Gäste auf dem Wagen und bereit zum Aufbruch, mit Ausnahme von Simon, der mal wieder zu spät kam. Dylan und Miguel, die beiden Vorreiter, rutschten unruhig in ihren Sätteln herum.
Als Simon endlich um die Ecke kam, jubelten alle. Er blieb stehen und verbeugte sich.
Selbst Toni applaudierte. Erfreut registrierte sie, dass wieder der alte Schwung in seinem Gang lag. Er setzte sich auf einen Heuballen neben sie. “Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Aber nachdem ich ein heißes Bad genommen hatte, bestand Kent darauf, dass ich noch ein wenig Arbeit erledige.”
“Das heiße Bad scheint Wunder gewirkt zu haben”, bemerkte Toni und fügte hinzu: “Ich wünschte, Kent würde wenigstens an einigen der Aktivitäten teilnehmen. Schließlich bezahlt er dafür – oder du, wie ich annehme.”
“Er kommt mit, und zwar mit Grandma. Er wird ihr beim Grillen helfen – falls sie es zulässt.”
“Das ist nett von ihm. Trotzdem ist mir unwohl dabei, wenn er für uns arbeitet statt umgekehrt.”
“Glaub mir …”
“Sind alle bereit zum Aufbruch?”, rief Dobe von seinem erhöhten Holzsitz vorne. Der alte Cowboy hielt die vier Zügel lässig in den Händen.
“Fertig!”
“Dann haltet euch fest, denn es geht los!”
Dobe schnalzte mit der Zunge, und der Wagen fuhr mit einem Ruck an, der Toni gegen Simons breite Schulter warf. Einen Moment lang hielt er sie fest, bevor er sie wieder aufrichtete. Toni spürte das Bedauern, mit dem er das tat. Das Problem war nur, dass sie es eigentlich auch schade fand, den Kontakt zu unterbrechen.
Auf halbem Weg zum Lagerfeuer lenkte Dylan sein Pferd dicht an den Heuwagen und hob Marilee geschickt von ihrem Platz auf dem Heuballen. Lora und die anderen Frauen jubelten lautstark, als er sie vor sich auf den Sattel setzte. Er hielt sie fest an seine Brust gepresst und galoppierte mit ihr voraus.
Lora seufzte. “Das ist so romantisch. Wieso hat mich nie jemand auf diese Weise entführt?”
“Weil Sie normalerweise nichts mit Cowboys zu tun haben”, meinte Toni lachend. “Hier passieren solche Sachen ständig.”
Simon musste unwillkürlich grinsen. War es das, was Toni wollte? Einfach entführt werden? Von einem Pferderücken aus würde er das sicher nicht zustande bringen. Aber vielleicht fiel ihm ein anderer Weg ein, wenn er gründlich genug darüber nachdachte.
In der Zwischenzeit musste er sich allerdings weiter um Marilee Sorgen machen. Sie würde ihren Bruder nicht durch einen Flirt mit einem geschickten Cowboy täuschen können. Was hatte sie wirklich vor? Und wer war der Kerl, mit dem sie das vorhatte?
Das Ziel ihres Ausflugs lag am westlichen Rand der Bar-K-Ranch. Es war schon alles für ein Lagerfeuer vorbereitet. Baumstämme dienten als Sitzgelegenheit. Der Proviantwagen, vor dem ein alter Backsteingrill aufgebaut war, stand auf der einen Seite des Lagerfeuers.
Es war ein wundervoller, von Felsen umgebener Platz mit herrlicher Aussicht auf die hügelige texanische Landschaft. Dobe erzählte, die Knox-Familie fahre seit den Dreißigerjahren mit den Urlaubergruppen hierher.
Der Heuwagen fuhr auf die Lichtung, und alle sprangen lachend und fröhlich plaudernd herunter. Dylan und Marilee empfingen sie mit einem Tablett kalter Getränke in Pappbechern.
Toni erkannte ihre Chance, Simon zu entkommen, und ging zu Granny, um ihr zu helfen. Überraschenderweise saß die alte Dame auf einem Segeltuchstuhl, während Kent die Steaks auf den Grill legte.
“Was ist denn hier los? Du gönnst dir Freizeit?”
Granny lachte. “Ich schwöre dir, dieser Mann ist ein Wunder.” Sie erhob ihre Stimme. “Kent, wollen Sie Ihren Job wirklich nicht kündigen und stattdessen als Cowboy auf der Bar-K-Ranch anfangen?”
Kent blickte über die Schulter. Die schwache Andeutung eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. “Ich fühle mich geschmeichelt, Ma’am, aber ich bin recht zufrieden bei Barnett Enterprises.”
Simon, der hinter ihnen auftauchte, bemerkte: “Er muss das sagen, wisst ihr.” Er lächelte Tilly zu. “Es
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