Küss mich, Cowgirl!
sind.”
“Falsch”, mischte Dylan sich ein. “Sie kannte mich schon vorher.”
“Dylan ist derjenige, der mir von diesen Urlaubswochen für Frauen erzählt hat”, gestand Marilee. “Wir haben uns vor einiger Zeit auf einem kleinen Rodeo in der Nähe von Austin kennengelernt.”
“Ah ja.” Toni erinnerte sich daran. Dylan hatte sich beim Bullenreiten versucht, wurde rasch abgeworfen und hatte beschlossen, die kürzeste Rodeokarriere, die es je gab, zu beenden. “Dann ist Dylan also Simons Albtraum? Dylan ist Ihr heimlicher Liebhaber?”
“Um die Wahrheit zu sagen …” Marilee sah zu Dylan, der nur die Schultern zuckte. “Dies ist nicht gerade eine Romeo-und-Julia-Geschichte. Ich mag ihn wirklich …”
“Und ich mag dich”, unterbrach er sie.
“Aber es ist nicht die große Liebe”, fuhr sie fort. “Ich bin in erster Linie hergekommen, um eine Weile vor Simon Ruhe zu haben, und weniger wegen Dylan. Obwohl es keine schlechte Sache ist, mit ihm zusammen zu sein. Es ist nichts Ernstes. Wir haben nur ein bisschen Spaß miteinander. Was soll daran falsch sein?”
“Oje.” Toni seufzte. Was genau schloss “Ein bisschen Spaß haben” alles ein? “Finden Sie nicht, Sie sollten Simon erzählen, was los ist? Er macht sich Ihretwegen ziemliche Sorgen.”
“Wozu? Er stellt dauernd lauter dumme Verdächtigungen an. Also soll er es ruhig ganz von selbst herausfinden.” Marilee warf gereizt die Haare zurück.
“Und was meinst du dazu?”, wandte Toni sich an den jungen Cowboy.
“He, haltet mich da heraus.” Er hob abwehrend die Hände und wich zurück. “Ich mache nur mit. Das Sagen hat sie.”
“Also, Marilee?”
Die Miene der jüngeren Frau verhärtete sich. “Es tut mir leid, aber meine Antwort lautet nein. Ich fürchte, es ist hoffnungslos. Simon ist so besitzergreifend, dass er mir ohnehin niemals glauben würde.” Frustriert fügte sie hinzu: “Manchmal frage ich mich, ob er es jemals lernen wird, anderen Menschen ihre Freiheit zu lassen. Falls er sich jemals verlieben sollte, tut mir die arme Frau jetzt schon leid, weil er sie nämlich erdrücken wird.”
Toni erstarrte. Dieser Charakterzug von Simon war kaum zu leugnen. Aber die Frau bedauern, die er liebte, das konnte sie nicht. Sie zwang sich, sich wieder auf die momentane Situation zu konzentrieren. “Das gehört nicht zur Sache”, entgegnete sie mit Bestimmtheit. “Ich bitte Sie, ihm zu erzählen, was los ist.”
“Das kann ich nicht und Sie auch nicht. Versprechen Sie mir, dass Sie ihm nichts sagen.”
“Das würde ich lieber nicht tun.”
“Sie müssen es mir aber versprechen. Das ist meine Familienangelegenheit, Toni. Bitte verraten Sie Simon nichts.”
Angesichts Marilees Entschlossenheit gab Toni nach. “Na schön.”
Marilee war sichtlich erleichtert und umarmte Toni. “Vielen Dank! Und jetzt verschwinden Sie und vergessen Sie, was Sie gesehen haben.”
Das ist leichter gesagt als getan, dachte Toni und wandte sich ab. Wieso passierten ihr immer solche Sachen?
Simon bemühte sich, Toni in Ruhe zu lassen. Erst nach dem Essen und dem Abwasch, als der Mond schon am Himmel stand und die meisten Gäste sich erneut zum Mitsingen um Dobe versammelt hatten, gab er seinem Verlangen nach und ging zu ihr.
Sie saß auf einem Felsblock ein paar Schritte hinter den anderen. Der Mond tauchte die eine Hälfte ihres Gesichts in silbernes Licht, während der Schein des Lagerfeuers die andere Hälfte rötlich leuchten ließ. Sie sah wunderschön, geheimnisvoll und äußerst begehrenswert aus.
“Hast du etwas dagegen, wenn ich dir ein wenig Gesellschaft leiste?” Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er sich zu ihr auf den Felsen hoch und ließ die Füße einen halben Meter über dem Boden baumeln.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und lauschten Dobes Liedern.
“Das ist wunderbar”, meinte Simon schließlich. “Sogar Marilee scheint es zu genießen.”
Toni drehte sich zu Marilee um, die auf einem Baumstamm saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Kinn auf die Hände. Verträumt schaute sie in die Dunkelheit.
“Tja, weißt du, Simon, vielleicht übertreibst du deine Rolle als Beschützer deiner Schwester ein wenig.”
Das war eine ernsthafte Bemerkung, die eine ernsthafte Erwiderung verdiente. Aber wie viel wollte er ihr zu diesem Thema verraten? Er wollte sie weder verschrecken noch die Familienprobleme beschönigen.
“Tut mir leid”, meinte sie. “Das geht mich ja nichts an.”
“Das
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