Küss mich, Cowgirl!
ließ ihre Hand los und rannte den Flur hinunter.
“Ich werde hier warten, also sag mir Bescheid, wenn es so weit ist!”, rief Toni ihm nach, doch er war schon weg. Er hatte nicht ausgesehen, als würde er sich nachher noch an ihre Begegnung erinnern, geschweige denn daran, sie auf dem Laufenden zu halten. Seufzend setzte Toni sich und kramte ihr Handy aus ihrer Umhängetasche. Sie konnte jetzt ebenso gut versuchen, Granny und Niki zu erreichen, um ihnen die gute Nachricht mitzuteilen. Doch statt die Nummern einzutippen, saß sie einfach nur da und starrte vor sich hin.
Sie kannte Simons Nummer nicht, aber es würde nicht schwer sein, sie herauszufinden. Würde er die Neuigkeit wissen wollen? Komm auf den Teppich!, ermahnte sie sich im Stillen. Wenn ihm jemand von der Ranch etwas bedeuten würde …
Mit zusammengebissenen Zähnen wählte sie Nikis Handynummer und versuchte nicht mehr daran zu denken, wie Simon sie beim letzten Mal in diesem Raum in den Armen gehalten und geküsst hatte. In gewisser Hinsicht hatte dieser Kuss den Anfang vom Ende markiert.
Doch sie würde jetzt nicht an Simon denken. Wenn das Baby kam, würde sie genauso aufgeregt sein wie alle anderen in der Familie. Und über all dem Trubel würde sie gar nicht mehr dazu kommen, sich Gedanken um Simon Barnett zu machen.
Als Jack Stunden später in den Warteraum platzte, standen Toni, Niki und Granny auf und erwarteten seine ersten Worte: “Es ist ein Junge!”
Stattdessen rief er: “Es ist ein Mädchen!” Er strahlte über das ganze Gesicht. “Ich bin Vater!”
Die Frauen scharten sich um ihn, um den üblichen Bericht zu hören: Mutter und Kind waren wohlauf, Dani würde schon bald wieder auf ihrem Zimmer sein, wo sie sie sehen konnten, das Baby würde auf der Säuglingsstation sein.
Toni schob sich langsam zur Tür. Granny und Niki sollten ruhig hierbleiben. Sie würde später wiederkommen, sobald sich alle ein wenig beruhigt hatten. Es gelang ihr einfach nicht, sich so ausgelassen zu freuen wie die anderen, aber sie wollte auch niemandem die Freude verderben.
Obwohl sie sich wirklich für Jack und Dani freute, konnte sie ihre traurigen Gedanken nicht vertreiben. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, an Stelle ihrer Schwester zu sein – Mutter eines neugeborenen Babys, Ehefrau eines Mannes, der sie ebenso liebte wie sie ihn.
Granny schaute sich um und entdeckte Toni neben der Tür. Fragend hob sie die weißen Brauen.
Toni befeuchtete die Lippen mit der Zunge. “Wir sollten nicht alle hier sein, wenn es noch Vorbereitungen für den Grillabend zu erledigen gibt”, erklärte sie. “Sheila kann das nicht alles allein bewältigen. Ich fahre schon mal nach Hause, dann könnt ihr in Ruhe die glückliche junge Mutter besuchen. Richtet ihr aus, dass ich später komme.”
“Das solltest du auch”, meinte Jack. “Sie wird nämlich morgen schon entlassen.”
“Ich verspreche es.” Toni winkte ihnen zu. “Bis später.” Und damit floh sie hinaus.
Zurück auf der Ranch, tat Toni etwas, was sie sich geschworen hatte, niemals zu tun: Sie rief bei Barnett Enterprises an und ließ sich zu Simons Büro durchstellen.
Eine freundliche Frauenstimme meldete sich. “Mr Barnetts Büro. Was kann ich für Sie tun?”
“Ich würde gern Mr Barnett sprechen.”
“Tut mir leid, er hält sich zurzeit nicht in der Stadt auf. Soll ich ihm etwas ausrichten?”
Toni stand da, umklammerte den Hörer und hatte keine Ahnung, was sie jetzt sagen sollte. Schließlich entschied sie sich für den feigen Ausweg, indem sie sagte: “Nein, ich glaube nicht. So wichtig war es nicht. Trotzdem vielen Dank.”
Mit einem Gefühl der Leere legte sie auf. Es war besser so. Wozu ihr Leiden unnötig verlängern?
Gegen acht Uhr an diesem Abend klopfte Toni endlich an Danis Zimmertür und trat ein. Dani sah sie vom Bett aus lächelnd an und winkte sie zu sich.
Leise ging Toni zu ihr. Als sie ihre neue Nichte im Arm ihrer Schwester sah, schmolz sie dahin. “O Dani, sie ist wundervoll.”
Dani strahlte. “Ja, nicht wahr?”
“Du hast wirklich Glück.”
Danis Lächeln vertiefte sich. “Glück allein hat mich nicht hierher gebracht.”
Toni musste unwillkürlich lachen. “Du willst mich jetzt nicht etwa aufklären, oder?”
“Sollte ich das?”, neckte Dani sie. “Das war nur Spaß. Was ich meine, ist, dass Jack und ich auch nicht gerade einen glücklichen Start hatten, falls du dich noch erinnerst. Es kostete uns einige
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