Kuess mich doch - Roman
stieß einen leisen Seufzer hervor und beschloss, sich auf den Schmuck zu konzentrieren. »Angeblich ist der Ring Teil eines Sets aus den 1950er Jahren.«
Das genaue Datum hatte er noch nicht eruieren können, aber eines stand fest: Wenn er Lexie den Ring verkaufte – oder ihn an Ricky Burnett retournierte – konnte er seine Geschichte vergessen.
Ehe er Lexie von Rickys Interesse an dem Ring erzählte, wollte Coop ohnehin noch ihre Glaubwürdigkeit testen. Außerdem war er nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass noch ein anderer hinter dem Ring her war.
»Er ist also wertvoller, als er aussieht«, murmelte Lexie. »Und dasselbe gilt wahrscheinlich auch für die Kette meiner Großmutter. Wer hätte das gedacht? Was halten Sie davon, wenn wir den Ring schätzen lassen und anschließend über den Preis reden?« Sie war offensichtlich nicht so leicht von ihrem Vorhaben abzubringen.
Aber sie dachte logisch, und gescheit war sie obendrein;
eine Kombination, die Coop an Frauen schätzte. In diesem Fall half ihm das aber leider nicht weiter. Wenn er mit dem Schmuckstück einen Gutachter aufsuchte, würde es garantiert identifiziert werden. Schlimmer noch, womöglich würde der Ring mit einem unaufgeklärten Verbrechen aus der Vergangenheit in Zusammenhang gebracht werden, und dann konnte er sich seine Exklusivstory abschminken. Coop musste die Angelegenheit aus allen Blickwinkeln beleuchten, ehe er eine Entscheidung fällte.
Er brauchte also ein Argument, das diese schöne Intellektuelle zur Einsicht bringen würde. Es war auch nicht ausgeschlossen, dass sie über wichtige Informationen über den Schmuck und seine Vergangenheit verfügte. Und dass sie ein großer Fan von Aufrichtigkeit war, hatte sie ihm ja bereits hinlänglich demonstriert.
»Ihre Großmutter weiß über den Wert der Kette nicht Bescheid?«, fragte er.
Lexie zuckte mit den Achseln. »Sie hat nie etwas gesagt, und ich habe nie danach gefragt. Ich hatte auch nie einen Grund dazu. Geld ist mir nicht wichtig, abgesehen davon, dass ich es für meine geliebten Reisen brauche. Verreisen Sie eigentlich gern?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht besonders.«
In ihren Augen flackerte Enttäuschung auf. Dann fuhr sie fort: »Es gibt Orte auf dieser Welt, die übersteigen unsere Vorstellungskraft. Ich liebe es, die Schönheit und die Farbenvielfalt anderer Länder kennenzulernen … Die Menschen dort und ihre Kultur …«
Ihre Wangen röteten sich leicht, während sie ihm ihre Begeisterung für fremde Orte darlegte.
Eine Begeisterung, die sie seiner Meinung nach lieber für ihn aufbringen sollte anstatt für ihre Reisen, die sie von ihm entfernten.
»Aber lassen wir das«, meinte sie, als ihr auffiel, dass sie abgeschweift war. »Zurück zum Geschäftlichen. Ich frage mich, wie mein Großvater in den Besitz eines Schmuckstücks gekommen ist, das zu einem so teuren Set gehört.«
Dieselbe Frage hatte sich Coop auch schon gestellt. »Ich nehme an, Ihre Großmutter hat Ihnen nie davon erzählt?«, fragte er.
»Nein.«
Hm. Es gab da noch eine ganze Menge unbeantworteter Fragen, die sein Interesse an den Schmuckstücken und ihrer Geschichte nur noch steigerten, von seinem Interesse an Lexie ganz zu schweigen. Mit ihrer Hilfe konnte er bestimmt noch so einiges in Erfahrung bringen – und sie ganz nebenbei etwas näher kennenlernen. Auf diese Weise lässt sich das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden , dachte er bei sich, als sich ihre Blicke trafen. Was durchaus in seinem Interesse lag.
Ihre Großmutter hatte ihr also nicht viel über die Geschichte ihres geliebten Schmucks erzählt. Weil sie selbst nicht mehr darüber wusste – oder weil sie etwas zu verbergen hatte?
»Könnten Sie Ihren Großvater danach fragen?«, hakte Coop nach.
»Er ist bereits vor fünfzehn Jahren gestorben«, murmelte Lexie, und ihre Miene verdüsterte sich.
»Das tut mir leid.«
»Danke. Aber meine Großmutter hat sich nicht unterkriegen lassen. Sie ist kein Kind von Traurigkeit; das war sie noch nie, und nicht einmal der Tod meines Großvaters hat daran viel geändert. Sie hat eine Weile getrauert, und dann hat sie sich am Riemen gerissen und wieder angefangen, das Leben zu genießen.«
Coop grinste. »Klingt, als wäre sie ganz schön tough. Genau wie Sie.«
»Oh, danke!« Lexie fühlte sich gleich ein Stück größer. Es ehrte sie immer, wenn man sie mit ihrer Großmutter verglich.
Der bedingungslosen Liebe und dem Verständnis ihrer
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