Kuess mich doch - Roman
ich eine Webseite für Sie entwerfen. Wenn Ihnen meine Arbeit gefällt, könnten wir einen Teil der Kosten mit dem Ring gegenrechnen. Was sagen Sie dazu?«
»Und falls der Ring gestohlen ist und zurückgegeben werden muss?«, fragte er.
So weit wollte Lexie gar nicht denken. »Ich bin Optimistin, aber wenn Sie die Sache pragmatischer angehen und auf Nummer sicher gehen wollen, dann ginge meine Arbeit aufs Haus.«
»Sie würden umsonst arbeiten? Warum?«, fragte er misstrauisch.
»Weil es zu meiner Tätigkeit als Webdesignerin gehört, meine Kunden näher kennenzulernen, und ehrlich gesagt würde ich Sie gerne näher kennenlernen. Und das nicht nur, weil ich mehr über Sie und Ihre Romane wissen muss, um Ihren Lesern Ihr wahres Ich nahebringen zu können.«
Coop errötete.
»Dann kann ich also davon ausgehen, dass Sie interessiert sind?«, fragte sie und begann, ehe er antworten konnte, ihre Standard-Argumente herunterzurattern, um ihn endgültig zu überzeugen: »Ihnen muss doch klar sein, dass es heutzutage ohne Internetpräsenz nicht mehr geht. Es gibt viele Gründe, warum man eine Webseite einfach haben muss – ich kann zum Beispiel dafür sorgen, dass neue Leser auf Sie aufmerksam werden, indem ich Ihre Homepage mittels Hyperlinks mit anderen HTML-Seiten verbinde. Und dann brauchen Sie selbstverständlich auch eine Suchmaschinenoptimierung
…«, erklärte sie lebhaft gestikulierend. »All das kann ich Ihnen liefern, und zwar in erstklassiger Qualität. Also, was meinen Sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir echt leid, aber … Bei der Suchmaschinenoptimierung bin ich endgültig ausgestiegen.«
Was? Er will nicht?, dachte sie bitter enttäuscht. Sie hatte alle möglichen Antworten erwartet, aber keine Absage. Das Herz klopfte heftig in ihrer Brust.
»Aber bei ›Ich würde Sie gerne näher kennenlernen‹ war ich noch voll dabei«, fügte er mit rauer Stimme hinzu.
Lexie atmete erleichtert auf, knüllte ihre Papierserviette zusammen und pfefferte sie ihm an den Kopf. »Nicht gerade die feine englische Art, mich so zu foppen. «
Er grinste. »Das war nur die Retourkutsche dafür, dass Sie mich vorhin mit Ihren versteckten Anspielungen hinters Licht geführt haben.«
»Nur damit Sie wissen, woran Sie sind: Ich bin bekannt für meine Konsequenz und Disziplin.« Sie kramte ihr Portemonnaie aus der Tasche, holte eine Visitenkarte heraus und reichte sie Coop. »Hier, meine E-Mail-Adresse und meine Handy-Nummer, damit Sie mich jederzeit erreichen können. Ich nehme an, Ihre Arbeitszeiten hängen ganz davon ab, was in der Stadt gerade so los ist, deshalb ist es wohl besser, wenn Sie mich anrufen.«
Er nahm die Karte entgegen, wobei er absichtlich ihre Fingerspitzen streifte. »Okay.«
»Aber verraten Sie mir trotzdem, wie ich Sie kontaktieren kann; nur für den Fall, dass Sie beschließen, die Recherchen doch alleine durchzuziehen und nichts mehr von sich hören lassen.«
»Sie sind ja wirklich nicht auf den Mund gefallen.« Er schürzte anerkennend die Lippen. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht in der Redaktion anrufen würden; ich möchte Arbeit und Privates strikt getrennt halten.« Er notierte seine Adresse und Handy-Nummer auf seiner Papierserviette und reichte sie ihr.
Als Lexie Anstalten machte, zu bezahlen, winkte er sogleich ab.
»Das geht auf mich, sonst glaubt mein Vater noch, er hätte versagt, was meine Erziehung zum Gentleman anbelangt.«
»Tja, dann vielen Dank, Sam – auch für das angenehme Gespräch.« Sie erhob sich.
Er tat es ihr nach. »Ach, übrigens, meine Freunde nennen mich Coop.«
Sie nickte. »Sind wir das – Freunde?«
Er legte ihr die Hand auf den Rücken, um sie an den Tischen vorbei und durch die Menschenmenge an der Bar in Richtung Ausgang zu führen. Als sie an der Tür waren, beugte er sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich hoffe, dass wir schon bald viel mehr als bloß Freunde sein werden.«
Lexie drehte sich zu ihm um. Sie waren einander so nah, dass sich ihr Atem beinahe vermischte. »Worauf Sie sich verlassen können«, hauchte sie und verschwand in der lauen Sommernacht.
Kapitel 4
Auf dem Heimweg pfiff Coop fröhlich vor sich hin.
Er pfiff vor sich hin?
Und das schon nach der ersten Verabredung mit Lexie – sofern überhaupt von einer Verabredung die Rede sein konnte; schließlich hatten sie hauptsächlich über Geschäftliches gesprochen. Trotzdem hatte er sich in ihrer Gesellschaft sehr wohlgefühlt. Nun hatte er
Weitere Kostenlose Bücher