Kuess mich doch - Roman
die Gelegenheit günstig war.
Charlotte griff an ihren kettenlosen Hals. »Oh, ich trage sie heute gar nicht, weil Friseurtag war«, erklärte sie Coop. »Sylvia und ich färben uns gegenseitig die Haare, um Geld zu sparen. Beim Coiffeur ist das ja so teuer.« Sie klopfte sich mit einer Hand auf ihre Haare.
»Das verstehe ich vollkommen«, sagte Coop zu der alten Dame, dann fuhr er, zu Lexie gewandt, fort: »Wo möchtest du anfangen? «
»Am Anfang … Weißt du noch, Grandma, du hast im Fernsehen gesehen, wie Coop den Ring erhalten hat …« Lexie verschränkte die Finger, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Ja, natürlich. Mir war vom ersten Augenblick an klar, dass du der perfekte Mann für meine Enkelin
bist, Sam. Ich werde schließlich nicht jünger, und es wäre schön, Lexie versorgt zu wissen, bevor ich das Zeitliche segne.« Charlotte griff sich theatralisch ans Herz.
»Gran! Sag doch nicht so etwas«, rief Lexie entsetzt.
Coop war sich nicht sicher, was sie mehr aufregte: die Tatsache, dass Charlotte sie immer noch als verlobt betrachtete oder das Gerede von ihrem baldigen Tod.
Lexie atmete hörbar aus. »Versuchen wir, beim Thema zu bleiben, okay?«
Charlotte nickte.
Sylvia ebenfalls.
»Gut. Coop, warum erzählst du nicht, was du über den Ring herausgefunden hast? «, schlug Lexie vor.
Charlotte und Sylvia klappten den Mund zu und beugten sich sichtlich neugierig nach vorn.
Coop wiederum war schon sehr gespannt auf Charlottes Reaktion.
»Nachdem ich den Ring ausgesucht hatte, bin ich in mein Büro zurückgekehrt und habe ihn der Kulturredakteurin meiner Zeitung gezeigt. Sie hat ihn sofort als Teil einer wertvollen Kollektion erkannt. Er sei von Trifari, sagte sie. « Coop ließ Lexies Großmutter nicht aus den Augen.
Charlotte lauschte ihm mit weit aufgerissenen Augen, ohne ein Wort zu sagen.
»Erzähl weiter«, drängte Lexie.
»Ja, erzähl weiter«, sagte auch Charlotte.
»Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und bin da auf interessante Dinge gestoßen. «
»Dass der Ring Teil eines Sets war, zu dem auch meine Kette gehört?«, fragte Charlotte voller Stolz auf ihre Kombinationsgabe.
»Ich wünschte, es wäre so einfach, Grandma. Hör dir einfach an, was Coop zu sagen hat, und reg dich bitte nicht auf. Wir müssen auf deinen Blutdruck achten. «
In Lexies Gesicht spiegelte sich ihre Besorgnis wider.
»Mein Blutdruck ist in Ordnung. Ich nehme meine Medikamente. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Fahr fort, Coop«, verlangte Charlotte.
Coop sah kurz zu Lexie, um sicherzugehen, dass sie einverstanden war. Sie nickte.
»Der Ring scheint Teil einer Kollektion zu sein, zu der auch Ihre Kette gehört. «
»Aha!« Charlotte schwang triumphierend die Faust. »Ich hatte also Recht.«
Lexie stöhnte und verdrehte die Augen.
»Allerdings ist das Set bei einem dreisten Einbruch in den 1950er Jahren gestohlen worden. Es verschwand auf Nimmerwiedersehen, und auch die Diebe wurden nie gefasst«, erklärte Coop.
Charlotte nahm eine der Papierservietten und knüllte sie zusammen. »Höchstwahrscheinlich hat der Dieb die Kette an einen Hehler verkauft, und dann ist sie auf Umwegen bei meinem Henry gelandet. «
Lexie runzelte die Stirn und rückte ihre Brille zurecht; eine Geste, die Coop bereits wohlvertraut war und die bedeutete, dass sie angestrengt nachdachte.
»Hast du nicht immer behauptet, Großvater hätte
die Kette als Bezahlung für seine Chauffeurdienste bekommen ?«
Denselben Einwurf hatte Coop auch gerade vorbringen wollen. »Ganz recht. Aber wer auch immer deinem Großvater die Kette gegeben hat, musste sie wohl von einem Hehler haben«, sagte Charlotte rasch, um ihre Geschichte den veränderten Tatsachen anzupassen.
»Klingt einleuchtend«, kommentierte Sylvia.
Coop rieb sich mit den Handflächen die Augen. Er war schon fast ebenso genervt von diesem Theaterspiel wie Lexie. »Zugegeben, dieses Szenario wäre denkbar, meine Damen, allerdings gibt es da ein kleines Detail, das dagegen spricht: Die Familie, die ursprünglich im Besitz des Schmuckes war und bei der damals eingebrochen wurde, hieß Lancaster und war in Manhattan ansässig.«
Lexie nickte. »Und ich erinnere mich daran, dass Sylvia einmal erwähnt hat, Großvater habe für die Lancasters gearbeitet. «
Charlotte machte einen Schmollmund. »Soweit ich mich erinnere, habe ich gesagt, dass ich mich weder an den Namen noch an das vermeintliche Gespräch erinnern kann. Was soll
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