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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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der Anblick unbehaglich machte, konnte jedoch nicht sagen, was in ihm vorging.
    Als sie zum Herd ging, um Wasser für den Tee aufzusetzen, sah sie die Art, wie er Platz nahm, als ob er fürchtete, sich was Ansteckendes zu holen. Sie setzte sich auf den Stuhl neben ihm und wartete darauf, dass das Wasser zu kochen anfing.
    Eine verlegene Stille trat ein, die schließlich von ihrem Vater gebrochen wurde. »Wie kommt ihr beide miteinander zurecht?«
    »Wir kommen ganz gut klar.«
    »Er ist schon ein erstaunlicher Mann. Nicht jeder könnte eine so harte Kindheit überstehen. Hat er dir je erzählt, wie wir einander begegnet sind?«
    »Er sagte, du hast ihm das Leben gerettet.«
    »Davon weiß ich nichts, aber als ich ihn fand, hatte ihn sein Onkel auf dem Boden, hinter einem Lastwagen. Er hielt ihn mit dem Fuß am Boden fest und prügelte ihn mit einer dicken Rute.«
    Sie zuckte zusammen. Alex hatte ihr erzählt, dass er misshandelt worden war, aber dasselbe von ihrem Vater zu hören, machte es irgendwie noch viel entsetzlicher.
    »Sein Hemd war zerrissen. Er hatte rote Striemen auf dem Rücken; einige davon bluteten. Sein Onkel schimpfte ihn wegen irgendeines unwichtigen Vergehens, während er mit aller Kraft auf ihn einschlug.« Sie machte die Augen zu und hoffte inständig, dass ihr Vater aufhören wurde, doch er fuhr fort.
    »Woran ich mich noch am besten erinnere, ist, dass Alex vollkommen stillhielt. Er weinte nicht. Er rief nicht um Hilfe. Er ertrug es einfach. Das war das Tragischste, was ich je gesehen habe.«
    Daisy war ganz übel. Kein Wunder, dass Alex nicht an Liebe glauben konnte.
    Ihr Vater lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Ironischerweise hatte ich anfangs überhaupt keine Ahnung, wer das Kind war. Sergei Markov reiste zu der Zeit mit dem alten Zirkus Curzon herum, und aus einer Laune heraus beschloss ich, ihn aufzusuchen, als der Zirkus in der Nähe von Fort Lee haltmachte. Ich hatte Gerüchte über den Stammbaum der Familie gehört. Man sagte mir, sie wären authentisch, aber ich war schon immer skeptisch, wenn es um Geschichten wie diese ging, und hab‘s nicht geglaubt.«
    Obwohl sie um die Leidenschaft ihres Vaters für russische Geschichte wusste, hätte sie nicht vermutet, dass sie sich bis in den Zirkus erstreckte. Als der Kessel pfiff, ging sie zum Herd. »Die Verbindungen sind wirklich authentisch. Die Markovs sind eine der berühmtesten Zirkusfamilien in der Geschichte.«
    Er warf ihr einen eigenartigen Blick zu, während sie den Tee zubereitete. »Die Markovs?«
    »Sie scheinen den größten Teil ihrer Familientradition auf ihre Frauen zurückzuführen. Findest du das nicht auch ungewöhnlich?«
    »Als ob das eine Rolle spielt. Die Markovs waren Bauern, Theodosia. Zirkusleute.« Er presste verächtlich die Lippen zusammen. »Ich habe mich nur deshalb für Sergei Markov interessiert, weil es Gerüchte über die Heirat seiner Schwester Katja gab - Alex‘ Mutter.«
    »Wovon redest du?«
    »Die Familie von Alex Vater war es, die mich interessierte. Die Familie, in die Katja Markov eingeheiratet hat. Um Himmels willen, Theodosia, die Markovs sind vollkommen bedeutungslos. Weißt du denn gar nichts über deinen Ehemann?«
    »Nicht viel«, gestand sie, während sie zwei große Tassen Tee zum Sofa brachte und ihm eine davon reichte. Sie umklammerte ihre Tasse mit aller Kraft, als sie am anderen Ende der Couch Platz nahm.
    »Ich hätte gedacht, er würde dir davon erzählen, aber er ist derart verschwiegen, ich hätte wissen sollen, dass er dir nichts davon sagen würde.«
    »Was sagen?« Sie hatte lange darauf gewartet, doch nun, da die Zeit gekommen war, war sie nicht mehr so sicher, ob sie es wissen wollte.
    Seine Stimme zitterte merklich vor Erregung. »Alex ist ein Romanov, Theodosia.«
    »Ein Romanov?«
    »Von seiner Vaterseite her.«
    Ihre erste Reaktion war Belustigung, doch die verschwand rasch, als ihr klar wurde, dass ihr Vater so besessen von russischer Geschichte war, dass er auf eine wilde Zirkusgeschichte hereingefallen war. »Dad, das stimmt nicht. Alex ist kein Romanov. Er ist ein Markov, durch und durch. Diese Romanov-Geschichte gehört bloß zu seiner Nummer, er hat das erfunden, um seinen Auftritt noch dramatischer zu machen.«
    »Du solltest mir doch ein Mindestmaß an Intelligenz zugestehen, Theodosia. Ich würde wohl kaum auf irgendeine Zirkusgeschichte hereinfallen.« Er schlug ein Bein über das andere. »Du hast ja keine Ahnung, was ich alles unternommen habe, um Alex‘

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