Küss mich Engel
wollte sie so lange provozieren, bis sie ihm ihre Liebeserklärung um die Ohren klatschte. Wie viele Tiger musste sie heute denn noch zähmen?
Während sie seine arrogant verengten Augen studierte, die unverschämt aufgeblähten Nasenflügel, spürte sie, wie mit einem mal Zärtlichkeit in ihr aufwallte. Ihr armer Liebling. Er ging mit seiner Angst auf die einzige Art um, die er kannte, und ihn deswegen anzugreifen würde ihn nur noch mehr in die Defensive drängen. O Alex, was hat die Peitsche deines Onkels bloß aus dir gemacht?
Sie blickte ihm tief in die Augen und sank langsam auf die Knie. Ihr Bauch und ihre Lenden zogen sich zusammen, als sie sah, wie erregt er war. Nicht einmal seine Angst hatte das zerstören können.
Er ballte die Hände zu Fäusten. »Verdammt! Wo bleibt dein Stolz?«
Sie sank auf die Hacken zurück und blickte zu ihm auf, in seine harten, kompromisslosen Züge mit diesen ausgeprägten russischen Backenknochen, die Schatten über sein Gesicht warfen, und den angespannten Linien um seinen Mund. »Mein Stolz? In meinem Herzen natürlich.«
»Du lässt dich von mir erniedrigen!«
Sie lächelte. »Das kannst du gar nicht. Ich kann mich nur selbst erniedrigen. Und ich knie nur deshalb vor dir, weil es mich erregt.«
Eine schwere Stille breitete sich aus. Er blickte derart zerquält drein, dass sie es nicht mehr ertragen konnte. Sie richtete sich wieder auf die Knie auf und presste die Lippen an seinen harten Bauch, gleich über dem Bund seiner Jeans. Während sie dort knabberte, zwang sie den Hosenknopf durchs Knopfloch. Dann kämpfte sie mühsam den Reißverschluss herunter.
Er bekam eine starke Gänsehaut, und seine Stimme klang atemlos und zerquält. »Ich versteh dich einfach nicht.«
»Doch, ich glaub schon. Du verstehst dich nur selbst nicht.«
Er packte sie bei den Schultern und zog sie auf die Füße. Seine Augen blickten so verzweifelt und unglücklich, dass sie es kaum ertragen konnte. »Was soll ich bloß mit dir machen?« flüsterte er.
»Mich wiederlieben?«
Er stieß gepeinigt den Atem aus und stürzte sich mit dem Mund auf sie. Sie spürte seine Verzweiflung, war jedoch machtlos, ihm zu helfen. Sein Kuss überwältigte sie beide. Wie in einen Strudel wurden sie hinabgewirbelt.
Sie wusste nicht, ob sie sich selbst auszogen oder einer den anderen, doch schon kurz darauf lagen sie nackt auf dem Bett. Warme, dicke Gefühlsströme breiteten sich von ihrem Bauch in ihrem ganzen Körper aus. Sein Mund war auf ihrer Schulter, ihren Brüsten, strich über ihre Knospen. Er küsste ihren Bauch. Sie öffnete die Beine für ihn und ließ sich von ihm die Knie hochheben.
»Ich will dich überall kosten«, murmelte er an der weichen Innenseite ihres Oberschenkels.
Und das tat er. O Gott, ja, das tat er.
Er konnte sie nicht mit seinem Herzen lieben, aber mit seinem ganzen Körper, und das tat er mit einer Großzügigkeit, die sie überwältigte. Sie nahm, was er zu geben hatte, und versuchte gleichzeitig, es ihm zu vergelten, ihn zu lieben, mit den Händen, den Brüsten, ihrer zarten Haut, der Wärme ihres Mundes.
Als er sich schließlich tief in ihr vergrub, schlang sie die Beine um ihn und klammerte sich an ihn.
»Ja«, flüsterte sie. »O ja.«
Die Barrieren zwischen ihnen zerfielen, und während sie miteinander den Gipfel erklommen, begann sie zu sprechen.
»O ja. Genau so. Ich liebe ... Ja. Tief. O ja. So, bitte.«
Sie sprach aus Leidenschaft und aus Instinkt. Wenn sie aufhörte zu reden, würde er versuchen zu vergessen, wer sie war, und sie zu einem namenlosen Frauenkörper machen. Das konnte sie nicht ertragen. Sie war Daisy. Sie war seine Frau.
Also sprach sie weiter zärtlich und leidenschaftlich auf ihn ein, klammerte sich an ihn und raste mit ihm auf den Gipfel der Leidenschaft.
Schließlich wich alle Finsternis, und einen langen Augenblick lang herrschte nur noch Licht.
»Es war heilig.«
»Es war nicht heilig, Daisy. Es war Sex.«
»Lass es uns noch mal machen.«
»Ich fahr hundert, wir hatten nicht mehr als drei Stunden Schlaf und werden ohnehin mit Verspätung in Allentown ankommen.«
»Doofer Spießer.«
»Wen nennst du Spießer?«
»Dich.«
Er blickte sie mit einem teuflischen Funkeln in den Augen an. »Das sag mir mal, wenn du nackt bist.«
»Ich zieh mich aber nicht mehr aus, bevor du zugibst, dass es heilig war.«
»Wie wär‘s mit etwas Besonderes? Denn es war ganz eindeutig etwas Besonderes.«
Sie warf ihm einen Das-weiß-ich-besser-Blick
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