Küss mich Engel
schwer, sich auf den Beinen zu halten. Er brach in Panik aus, als sie versuchte, unter dem Käfig Zuflucht zu suchen, was ihr keine andere Wahl ließ, als zu ihm in den Käfig zu kriechen.
Jetzt hatte er sich wie ein riesiger alter Kater um sie zusammengerollt., Sie spürte die Vibrationen seines ruhigen Atems in ihrem Rücken, und sein mächtiger Körper hielt sie schön warm. Sie kuschelte sich noch enger an ihn und fühlte sich beinahe so friedlich wie ein paar Stunden zuvor, als sie in Alex‘ Armen gelegen hatte.
Daisy war nicht im Pickup.
Sie war nicht im Wohnwagen.
Alex rannte über den Zeltplatz und suchte panisch nach ihr. Was hatte sie diesmal wieder angestellt? Wo war sie? Verdammt, das war alles seine Schuld! Er wusste, wie gedankenlos sie sein konnte, und hätte besser auf sie aufpassen sollen. Sobald der Sturm ausbrach, hätte er sie zum Wagen zurücktragen und am Rad festbinden sollen.
Er bildete sich etwas darauf ein, in einer Krise immer einen kühlen Kopf zu behalten, doch jetzt konnte er auf einmal nicht mehr denken. Der Sturm hatte ein wenig nachgelassen, nachdem das big top abgebaut worden war, und er hatte sich ein paar Minuten genommen, um zu sehen, ob es irgendwelche größeren Schäden gab. Herumfliegende Gegenstände hatten die Windschutzscheibe eines Lastwagens getroffen, und ein Budenwagen war umgeweht worden. Es gab ein paar Risse im Zeltstoff, aber keine größeren Schäden, also hatte er sich auf die Suche nach Daisy gemacht. Als er beim Pickup ankam, war sie jedoch nicht dagewesen, und da geschah es, dass er in Panik ausbrach.
Warum hatte er bloß nicht besser auf sie achtgegeben? Sie war zu zart für dieses Leben, zu vertrauensselig. Lieber Gott, mach, dass ihr nichts zugestoßen ist.
Auf der anderen Seite des Zeltplatzes sah er Licht aufblitzen, doch eine Plane blockierte ihm die Sicht. Als er darauf zu rannte, hörte er Daisys Stimme, und ihm wurde ganz schwach vor Erleichterung. Er eilte um die Leinwand herum und meinte, nie etwas Schöneres gesehen zu haben als seine Frau, die eine Taschenlampe in der Hand hielt und zwei Arbeiter dirigierte, Sinjuns Käfig in den Menagerielastwagen zu laden.
Er hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt, weil sie ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte, aber er widerstand dem Drang. Sie konnte ja nichts dafür, dass er sich in einen erbärmlichen Schwächling verwandelt hatte.
Als sie ihn sah, glitt ein so glückliches Lächeln über ihr Gesicht, dass es ihm bis zu den Zehen herunter warm wurde. »Da bist du ja! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.«
Er räusperte sich und holte tief Luft. »Braucht ihr Hilfe?«
»Ich glaub, wir haben‘s gerade geschafft.« Sie krabbelte in den Lastwagen.
Obwohl er nichts mehr wollte, als sie zum Wohnwagen zurückzutragen und die ganze Nacht lang zu lieben, verstand er sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie nichts dazu bringen konnte, aus dem Lastwagen rauszukommen, bevor sie nicht sicher war, dass ihre Lieblinge es gut für die Nacht hatten. Wenn er es zuließe, würde sie ihnen wahrscheinlich auch noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen.
Schließlich tauchte sie wieder auf und streckte, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, die Arme aus und warf sich von der Rampe herunter an seine Brust. Er fing sie auf und drückte sie an sich. Das mochte er an ihr wohl am liebsten, dass sie nie zögerte. Sie wusste, dass er sie auffangen würde, egal was auch passierte.
»Bist du während des Sturms im Lastwagen geblieben?« Er drückte ihr einen rauhen, beinahe verzweifelten Kuss auf ihr nasses Haar.
»Hmmm... kalt ist mir nicht geworden, soviel kann ich dir versichern.«
»Gut. Dann lass uns zum Wohnwagen zurückgehen. Wir könnten beide eine heiße Dusche vertragen.«
»Aber zuerst muss ich -«
»Nach Tater sehen. Ich komme mit.«
»Aber schau ihn nicht wieder so böse an.«
»Ich schau nie böse.«
»Letztes Mal schon. Es hat seine Gefühle verletzt.«
»Er hat keine -«
»Hat er doch, Gefühle meine ich.«
»Du verziehst ihn.«
»Er ist nur temperamentvoll, nicht verzogen. Das ist ein Unterschied.«
Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. »Glaub mir, ich weiß alles über den Unterschied zwischen Temperament und Verzogensein.«
»Willst du damit andeuten -«
»War als Kompliment gemeint.«
»Klang aber nicht so.«
Sie kabbelten sich den ganzen Weg bis zum Elefantenwagen, doch er ließ ihre Hand nicht eine Sekunde lang los. Und nicht eine Sekunde lang
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