Küss mich Engel
schluckte ein zweites Mal.
»Hmm. Jetzt mach den Mund auf und sag ›ah‹.«
»Ahhh.«
Er bog ihren Kopf zur Lampe.
»Was denkst du?« fragte sie schließlich.
»Du hast ganz sicher eine Entzündung, aber ich weiß nicht, ob sie von deinem Ohr kommt.«
Sie hatte eine Entzündung?
Er fuhr mit der Hand unter ihren Hosenbund und drückte auf ihren Bauch. »Tut das weh?«
»Nein.«
»Gut.« Er drehte sich um, griff nach einem Bein und rückte es leicht vom anderen ab. »Lieg still. Ich will noch woanders den Puls fühlen.«
Sie lag ganz still. Ihre Stirn war sorgenvoll gerunzelt. Wie konnte sie sich eine Entzündung zugezogen haben? Sie fühlte sich doch ganz gut. Dann fiel ihr ein, dass sie heute morgen leichte Kopfschmerzen gehabt hatte und dass ihr manchmal schwindlig wurde, wenn sie zu schnell aufstand. Vielleicht war sie ja krank und wusste es gar nicht.
Sie sah ihn besorgt an. »Ist mein Puls normal?«
»Pscht.« Er bewegte auch das andere Bein, so dass sie gespreizt dalag, und umfasste dann sanft beide Knie. »Hattest du in letzter Zeit irgendwelche Gelenkschmerzen?«
Hatte sie? »Ich glaub nicht.«
»Gewöhnlich erwarte ich in so einem Fall Gelenkschmerzen.«
»Wirklich?«
Er schob mit einer raschen Bewegung ihr Sweatshirt hoch und berührte ihre Brust. »Tut hier was weh?«
»Nein.«
Seine Finger strichen über ihre Brustwarze, und ihre Augen verengten sich misstrauisch, obwohl seine Berührung vollkommen unpersönlich zu sein schien. Sie entspannte sich wieder, als sie den konzentrierten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Er war eben einfach nur gründlich, wie man das von einem Profi erwartete; an seinem Verhalten war nichts Lüsternes.
Er berührte ihre andere Brust. »Und wie ist es hier?« Nichts.
Er zog ihr Sweatshirt wieder züchtig herunter, und sie schämte sich für ihr Misstrauen.
Er blickte nachdenklich drein. »Ich fürchte ...«
»Was?«
Er tätschelte tröstend ihre Hand. »Daisy, ich bin zwar kein Gynäkologe, und normalerweise würde ich das auch nicht tun, aber ich würde dich gern untersuchen. Macht‘s dir was aus?«
»Ob‘s mir was ausmacht?« Sie zögerte. »Nein, natürlich nicht, denk ich. Ich meine, wir sind schließlich verheiratet, und du hast‘s schon gesehen und so - aber was stimmt denn deiner Meinung nach nicht?«
»Ich bin fast sicher, dass nichts ist, aber Drüsenprobleme können ganz schön kompliziert sein, da will ich eben einfach auf Nummer Sicher gehen.« Er schob die Daumen unter den Gummibund ihrer Jogginghose. Sie hob die Hüften und ließ sich die ausgebeulte Hose samt Slip von ihm runterziehen.
Als er ihre Sachen beiseite warf, kam erneut Misstrauen in ihr hoch, doch als sie sah, dass er sie nicht einmal anblickte, schwand es wieder. Er wirkte zerstreut, als wäre er tief in Gedanken versunken. Wenn sie nun irgendeine seltene Krankheit hatte und er überlegte, wie er‘s ihr beibringen sollte?
»Möchtest du, dass ich dich mit der Bettdecke zudecke?« fragte er.
Sie wurde knallrot. »Das - äh - das musst du nicht. Ich meine, unter diesen Umständen ...«
»Also gut.« Er schob sanft ihre Knie auseinander. »Sag mir, wenn was weh tut.«
Es tat nicht weh. Nicht ein bisschen. Ihr fielen die Augen zu, während er sie untersuchte, und sie begann zu schweben. Er hatte wirklich erstaunliche Hände. So sanft. Einfach wundervoll. Hier ein Streicheln. Dort ein sanftes Bohren. Herrlich. Seine Finger hinterließen einen weichen, feuchten Pfad. Sein Mund - Mund!
Ihr Kopf schoss aus dem Kissen. »Du perverser Mistkerl!« kreischte sie.
Er stieß ein dröhnendes Gelächter aus und fiel, sich den Bauch haltend, aufs Bett zurück.
»Du bist gar kein Arzt!«
»Das hab ich dir doch gesagt! Du bist so leichtgläubig.« Er lachte noch lauter. Sie stürzte sich auf ihn, und er wehrte sie mit einer Hand ab, während er sich mit der anderen den Hosenschlitz aufzog. »Das hast du verdient, du kleine Betrügerin, mit deiner falschen Ohrenentzündung.«
Ihr Blick verengte sich, als sie sah, dass er an seiner Jeans zog. »Was tust du da?«
»Es gibt nur ein Rezept gegen das, was dir fehlt, Schätzchen. Und ich bin zufällig genau der richtige Mann dafür.«
Seine Augen funkelten vor Fröhlichkeit, und er wirkte derart zufrieden mit sich, dass ihre Wut langsam schwand und sie sich bemühen musste, ernst zu bleiben. »Ich bring dich um!«
»Nicht, bevor ich meinen Lohn habe.« Seine Jeans flog in hohem Bogen auf den Boden, und die Unterhose steckte noch drin.
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