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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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musste an das löchrige alte T-Shirt mit der Collegeaufschrift denken, das sie manchmal zum Schlafen anzog. »Bist du auf die University of North Carolina gegangen?«
    »Da hab ich meinen ersten Abschluss gemacht. Promoviert hab ich dann an der Uni von New York.«
    »Es fällt mir nicht leicht, das zu verdauen.«
    Er strich ihr mit dem Daumen übers Kinn. »Es ändert überhaupt nichts. Es gießt immer noch wie verrückt, wir müssen ‘ne Vorstellung durchziehen, und du siehst im Moment so schön aus, dass ich dir am liebsten diesen Bademantel ausziehen und noch mal mit dir Doktor spielen würde.«
    Sie zwang sich, ihre Sorgen für den Moment beiseite zu schieben und lieber die Gegenwart zu genießen. »Da bist du aber ganz schön mutig.«
    »Wieso?«
    »Weil du diesmal der Patient bist.«
    An diesem Abend nahm der Wind während der letzten Vorstellung alarmierend zu. Die Nylonwände des big top blähten sich im Wind wie übergroße Blasebälge. Alex ignorierte Shebas Versicherung, der Wind würde sich schon wieder legen, und befahl Jack, die Vorstellung zu stoppen.
    Der Ringansager verkündete die Entscheidung in ruhigem, vernünftigem Ton. Er erzählte den Zuschauern, dass sie das big top aus Sicherheitsgründen abbrechen müssten und natürlich jeder sein Eintrittsgeld zurückerhalten würde. Während Sheba vor Wut schäumte und nachrechnete, wieviel sie dabei verloren, bat Alex die Musiker, etwas Lebhaftes zu spielen, damit die Leute das Zelt schneller verließen.
    Einige Zuschauer wollten unter der Zeltmarkise bleiben, um nicht nass zu werden, und mussten zum Gehen aufgefordert werden. Während er bei der Evakuierung half, musste er immer wieder an Daisy denken und ob sie wohl seinen Anweisungen gefolgt war und sich in den Pickup gesetzt hatte, bis der Sturm vorüber war.
    Wenn sie nun nicht tat, was er gesagt hatte? Wenn sie da draußen im Wind herumirrte und nach irgendeinem verlorengegangenen Kind suchte oder einem älteren Menschen zu seinem Fahrzeug half? Verdammt, das wäre wieder typisch für sie! Sie besaß mehr Herz als Verstand und würde nicht zweimal überlegen, bevor sie jemandem zu Hilfe eilte.
    Am liebsten wäre er sie suchen gegangen.
    Der kalte Schweiß brach ihm aus, und er musste all seine Selbstbeherrschung aufbieten, um ruhig auszusehen, während die Leute das Zelt verließen. Er sagte sich die ganze Zeit, dass sie schon in Ordnung war, und brachte sogar ein Lächeln zustande, als ihm wieder einfiel, wie übel er sie heute Nachmittag hereingelegt hatte.
    Er hatte in der kurzen Zeit, seit sie sich kannten, mehr gelacht als sein ganzes bisheriges Leben lang. Er wusste nie, was sie als nächstes tun würde; bei ihr fühlte er sich wie der kleine Junge, der er nie gewesen war. Was sollte er bloß tun, wenn sie weg war? Er weigerte sich, daran zu denken. Er würde schon damit fertig werden, das war alles, so wie er mit allem anderen fertig geworden war. Das Leben hatte einen Einzelgänger aus ihm gemacht, und so wollte er es auch.
    Als auch der letzte Zuschauer das big top verlassen hatte, wurde es noch stürmischer, und der nasse Nylonzeltstoff flatterte und blähte sich. Alex hatte Angst, dass sie das Zelt verlieren könnten, wenn sie es nicht schnell genug abbauen konnten, und so ging er von einer Arbeitergruppe zur anderen und half mit, die Seile zu lockern, um die niedrigeren Zeltstangen so schnell wie möglich herunterzubekommen. Ein Arbeiter ließ ein Seil zu schnell los und wurde davon ins Gesicht geschlagen, aber das war nicht das erste Mal, dass ihm so etwas passierte, und er kümmerte sich nicht um die Schmerzen.
    Kalter Regen rann ihm in den Halskragen und in die Augen, und vom Sturm klebte ihm die Regenhaut an der Brust. Doch die ganze Zeit über dachte er nur an Daisy. Du sitzt besser im Wagen, Engel. Du bringst dich besser in Sicherheit. Für mich.
    Daisy kauerte, an Sinjun gekuschelt, in dessen Käfig, während der Regen herunterprasselte und durch die Gitterstäbe hereingepeitscht wurde. Alex hielt den Wohnwagen in einem solchen Sturm nicht für sicher und hatte ihr gesagt, dass sie im Wagen warten solle, bis der Wind wieder abflaute. Sie war gerade auf dem Weg dorthin gewesen, als sie Sinjuns wildes Brüllen gehört und gewusst hatte, dass ihm der Sturm angst machte.
    Man hatte ihn draußen, mitten im Gewitter, stehenlassen, während sich die Arbeiter um das big top kümmerten. Zuerst hatte sie vor dem Käfig gestanden, aber der harte Regen und der heftige Wind machten es ihr

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