Küss mich Engel
Äffchen von der Schulter und stellte es auf dem Boden ab, wo es prompt ihr Bein umklammerte.
Daisy trat rasch noch einen Schritt zurück. »Hast du keine Leine für ihn?«
Jill und Madeline mussten beide lachen.
»Er ist dressiert«, sagte Jill. »Er braucht keine Leine.«
»Bist du sicher?«
»Ganz sicher. Also, wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, du und Alex? Jack Daily - der Ringansager - sagt, Alex hat gar nichts von ‘ner neuen Freundin erwähnt.«
»Ich bin mehr als eine Freundin - bist du dir sicher, was diese Leine betrifft?«
»Mach dir keine Sorgen, Frankie tut keiner Fliege was zuleide.«
Das Äffchen schien das Interesse an ihr zu verlieren, und Daisy entspannte sich ein wenig. »Ich bin nicht Alex‘ Freundin.«
»Ich dachte, ihr lebt zusammen«, sagte Madeline.
»Tun wir auch. Ich bin seine Frau.«
»Seine Frau!« Jill quiekte vor Vergnügen, was Daisy das Herz bis zu den Zehen erwärmte. »Du und Alex verheiratet! Das ist ja wundervoll.«
Madeline betrachtete Daisy freundlich. »Ich werd so tun, als ob‘s mich freut, auch wenn ich selbst mal ‘nen Monat lang nach ihm gelästert hab.«
»Du und die halbe Welt«, lachte Jill.
»Dai-siie!«
Sie drehte sich um und sah, dass Heather sie vom anderen Ende des Zeltplatzes heranrief. »He, Daisy!« brüllte der Teenager. »Alex sagt, du bist spät dran. Er ist ganz schön sauer auf dich.«
Daisy war das furchtbar peinlich. Sie wollte nicht, dass ihre neuen Freundinnen erfuhren, dass sie mit Alex keine Liebesheirat verband. »Er wird ungeduldig, glaub ich; ich werd wohl besser gehen. Es war nett, euch kennenzulernen.« Mit einem Lächeln wandte sie sich ab, aber bevor sie mehr als ein paar Schritte gegangen war, traf sie auf einmal etwas Hartes zwischen den Schulterblättern.
»Autsch!« Sie wirbelte herum und sah einen halb angefressenen Apfel neben sich auf der Erde liegen. Weiter hinten kreischte Frankie vor Vergnügen, während Jill die Sache offensichtlich peinlich war.
»Sorry«, rief sie. »Ich weiß wirklich nicht, warum er sich so benimmt. Du solltest dich schämen, Frankie. Daisy ist unsere Freundin.«
Jills Worte besänftigten Daisys Drang, das kleine Biest einfach erwürgen zu wollen. Sie winkte den beiden Frauen statt dessen kurz zu und machte sich dann auf den Weg zum Bürowagen. Sie korrigierte sich sofort. Es hieß ja nicht Bürowagen, sondern »roter Waggon«. Das hatte ihr Alex zuvor erklärt, dass die Bürowohnwägen im Zirkus immer »rote Waggons« genannt wurden, egal welche Farbe sie hatten.
Heather schloss sich ihr an. »Ich wollt dir bloß sagen, dass ich gestern nicht so unfreundlich hätt sein sollen. Ich war einfach irgendwie schlecht drauf.«
Daisy hatte das Gefühl, endlich einen Blick auf das wahre Gesicht hinter dieser unpassenden Fassade werfen zu können. »Ist schon okay.«
»Alex ist stinksauer.« Das klang zu Daisys Überraschung, als würde Heather aufrichtiges Mitgefühl für sie empfinden. »Sheba sagt, er ist die Sorte Mann, die es nie lang bei einer Frau aushält, also solltest du dich nicht so schlecht fühlen, wenn er - du weißt schon.«
»Was?«
»Du weißt schon. Wenn er dich abserviert.« Sie stieß einen bedauernden Seufzer aus. »Muss cool sein, auch nur ‘ne Zeitlang seine Freundin sein zu können.«
Daisy lächelte. »Ich bin nicht seine Freundin. Ich bin seine Frau.«
Heather blieb, wie vom Blitz getroffen, stehen und wurde kreidebleich. »Das bist du nicht!«
Daisy blieb ebenfalls stehen, und als sie sah, wie das Mädchen auf ihre Worte reagierte, legte sie ihr besorgt die Hand auf den Arm. »Alex und ich haben gestern Vormittag geheiratet, Heather.«
Sie riss sich los. »Das glaub ich dir nicht. Du lügst! Das sagst du bloß, weil du mich nicht leiden kannst.«
»Ich lüge nicht.«
»Alex hat dich nicht geheiratet. Das würde er nie tun! Sheba sagt, er heiratet nie jemanden!«
»Manchmal ändern sich die Dinge.«
Zu Daisys Erstaunen füllten sich Heathers Augen mit Tränen. »Du Miststück! Ich hasse dich! Warum hast du‘s mir nicht gesagt? Ich hasse dich dafür, dass du dich so über mich lustig gemacht hast!« Sie wirbelte herum und rannte spornstreichs auf die Wohnwägen zu.
Daisy starrte ihr nach; sie versuchte zu verstehen, warum Heather auf einmal so feindselig geworden war. Nur eine Erklärung kam ihr in den Sinn. Das Mädchen musste in Alex verknallt sein. Daisy verspürte auf einmal ein heftiges Mitgefühl. Sie konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie
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