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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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es war, ein Teenager zu sein und der Willkür der Erwachsenen um sich herum ausgeliefert zu sein. Mit einem Seufzer machte sie sich wieder auf den Weg zum roten Waggon.
    Trotz seines Namens war der Bürowagen weiß, mit vielen bunten Sternen und dem Quest-Brothers-Schriftzug. Im Gegensatz zum fröhlichen Äußeren war‘s drinnen eng und stickig. Ein zerkratzter Metallschreibtisch stand an einem Ende und gegenüber eine kleine Couch, die mit Papierstapeln überhäuft war. Es gab zwei völlig verschiedene Stühle, einen alten Aktenschrank und eine grüne Schreibtischlampe mit eingebeultem Lampenschirm. Alex saß hinter dem Schreibtisch, ein Zelltelefon in der einen Hand, ein Clipbord in der anderen. Ein einziger Blick auf sein sturmumwölktes Gesicht sagte Daisy, dass Heather zumindest in einem recht gehabt hatte. Alex war stinksauer.
    Er brach das Telefongespräch abrupt ab, erhob sich und sprach sie in jenem unheimlich ruhigen Ton an, den sie allmählich zu fürchten begann. »Wenn ich dir sage, du sollst zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein, dann erwarte ich, dass du da bist.«
    »Aber ich hab mich doch nur eine knappe halbe Stunde verspätet.«
    Sein Tonfall wurde noch ruhiger. »Du hast nicht die blasseste Ahnung vom wirklichen Leben, stimmt‘s, Daisy? Das hier ist ein Job und kein Friseurtermin. Von jetzt an werde ich dir für jede Minute, die du zu spät kommst, fünf Dollar vom Gehalt abziehen.«
    Ihre Züge erhellten sich. »Ich krieg was bezahlt?«
    Er seufzte. »Natürlich kriegst du was bezahlt. Das heißt, sobald du mit Arbeiten anfängst. Und erwarte ja nicht, dir Diamanten von dem Geld kaufen zu können. Zirkuslöhne sind mit die niedrigsten, die‘s gibt.«
    Das war ihr egal. Der Gedanke, tatsächlich ihr eigenes Geld verdienen zu können, war schrecklich aufregend. »Du brauchst mir bloß zu zeigen, was ich tun soll. Und ich verspreche, dass ich von jetzt an immer pünktlich bin.«
    Alex führte sie zum Ticketfenster auf der Seite des Trailers und erklärte ihr den Vorgang in angespanntem Ton. Es war ganz einfach, und sie kapierte rasch.
    »Ich werde die Quittungen bis auf den letzten Cent nachprüfen«, sagte er, »komm also ja nicht erst auf den Gedanken, dir ein bisschen Zigarettengeld davon abzweigen zu wollen.«
    »Das würde ich nie tun.«
    Er sah nicht überzeugt aus. »Lass den Ticketschalter nie unbeobachtet, nicht mal für ‘nen Augenblick. Dieser Zirkus operiert mit einem äußerst knappen Budget. Verluste können wir uns nicht leisten.«
    »Das versteht sich doch von selbst. Ich bin schließlich nicht blöd.«
    Sie hatte das dunkle Gefühl, dass er ihr gerne widersprochen hätte, doch statt dessen entriegelte er die Läden des Ticketfensters. Er stand daneben, während sie die ersten Kunden abfertigte, um sicherzugehen, dass sie auch alles begriffen hatte. Als er sah, dass sie keine Probleme hatte, sagte er, dass er gehen müsse.
    »Du gehst doch nicht zum Trailer, oder?« fragte sie.
    »Nein, erst wenn ich mein Kostüm anziehen muss. Warum?«
    »Ich hab da drin noch ein paar Dinge zu tun.« Sie musste unbedingt vor ihm wieder im Trailer sein, bevor er das Chaos sah, das sie dort angerichtet hatte. Als sie mit Saubermachen anfing, hätte sie sich die Schränke und Fächer wohl besser für zuletzt aufheben sollen, aber sie wollte alles gründlich machen, also hatte sie sämtliche Fächer ausgeräumt, um die Regale abzuwischen und ganz von vorn anzufangen. Jetzt waren die Schrankfächer zwar sauber, aber sie hatte noch keine Zeit gehabt, irgend etwas wieder einzuräumen, so dass nun alles, Bettzeug, Kleidung, Geschirr sowie eine alarmierend große Sammlung von Peitschen, im Trailer herumlag.
    »Ich mach das dann gleich noch, wenn ich hier fertig bin«, versicherte sie hastig, »also mach dir keine Sorgen, wenn noch ein paar Sachen herumliegen.«
    Er nickte und ließ sie allein.
    Die nächsten paar Stunden verliefen ohne Zwischenfälle. Sie genoss es, mit den Leuten, die Eintrittskarten kaufen kamen, ein wenig zu schwatzen, und in einigen Fällen, wenn ihr die Familien besonders arm vorkamen, erfand sie wundervolle Gründe dafür, warum sie soeben Freitickets gewonnen hatten.
    Es hatte sich herumgesprochen, dass sie Alex‘ Frau war, und eine ganze Anzahl von Zirkusleuten kam unter einem Vorwand vorbei, um ihre Neugier zu befriedigen. Die Freundlichkeit, die sie ihr, einer Fremden, entgegenbrachten, erwärmte ihr Herz. Sie lernte die Männer kennen, die die »joints«, wie

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