Kuess mich, geliebter Scheich
starrte Madison in den Spiegel.
Ihr Ehemann hatte ihre Entführung organisiert, er hatte Hunderttausende von Dollar für Designerkleidung ausgegeben, hatte ihr eine Robe für ihre Hochzeitsfeierlichkeiten besorgt – all das in der Gewissheit, dass sie genau das tun würde, was er sich wünschte.
Was hatte er sonst noch arrangiert? Den Besuch seines Vaters und diese rührenden Gefühle? Tariqs plötzliche Zärtlichkeit, sein Angebot, sie gehen zu lassen? War es nur eine Lüge gewesen, sorgfältig inszeniert, um sie zu einer gefügigen Ehefrau zu machen, die sich ihm nicht länger widersetzte?
Madison erschauerte.
Noch vor wenigen Stunden hatte sie sich gefragt, ob sie verrückt war. Die Antwort lautete Ja, sie musste verrückt geworden sein, sich in die Hände eines Mannes zu begeben, der über so eine Macht verfügte und sie rücksichtslos ausnutzte.
„Ohhh! Schauen Sie sich an, Mylady. Sie sind so schön! Was für eine strahlende Braut werden Sie heute Abend sein!“
Madison betrachtete ihr Spiegelbild. Das Kleid war schön. Dunkelblaue Seide, bestickt mit kleinen Diamanten, ganz so als trage sie ein Stück des Sternenhimmels am Körper. Kleine weiße Orchideen schmückten ihr Haar. Selbst die Schuhe waren unglaublich elegant – nicht mehr als ein Hauch von Gold an ihren Füßen.
War das wirklich sie? War das Madison Whitney, Vizepräsidentin eines der erfolgreichsten Unternehmen des amerikanischen Marktes? War das die Frau mit zwei Universitätsabschlüssen? Die Frau, die die New York Times das Paradebeispiel einer erfolgreichen Karrierefrau nannte?
Madison wirbelte zu ihrer devoten, bescheidenen Dienerin herum.
„Ich will den Prinzen sehen!“
„Das werden Sie, und zwar sehr bald, Mylady.“
„Ich will ihn jetzt sehen!“
„Das ist nicht möglich. Die Sitte …“
Madison riss sich die Blumen aus dem Haar und schleuderte sie an die Wand.
„Zur Hölle mit den Sitten! Ich will Tariq jetzt sehen!“
„Aber eine Braut darf nicht …“
„Wie kommt es, dass Sie mich plötzlich ‚Braut‘ nennen, Sahar? Bin ich nicht bereits verheiratet? Ist es nicht Ihre barbarische Sitte, dass ein Mann eine Frau entführen und in sein Bett zwingen kann, und Sie nennen das eine Hochzeitszeremonie? Denn wenn das nicht der Fall ist …“
„Oh! Mylord!“
Sahar sank auf den Boden, als die Tür aufschwang und gegen die Wand geschleudert wurde, während Tariq in den Raum trat. Er trug eine cremefarbene Uniformjacke über einer schwarzen Hose und Stiefeln. Ein einzelner goldener Orden funkelte an der Jacke.
„Die Wände hier sind dick, habiba “, erklärte er kalt, „aber nicht dick genug, um deine wütenden Worte zu ersticken.“ Er machte eine rasche Geste, woraufhin Sahar eilig davoneilte und er die Tür hinter ihr zuschlug. „Was ist hier los?“
„Ich bin wieder zur Vernunft gekommen“, schleuderte Madison ihm entgegen, „das ist hier los! Und ich habe endlich erkannt, was für ein … was für ein Lügner du bist!“
Innerhalb von einer Sekunde hatte er die Distanz zwischen ihnen überbrückt und sie bei den Schultern gepackt, wobei seine Augen zornig funkelten.
„Verwende nie wieder ein solches Wort“, sagte er mit einer Stimme, die gefährlich sanft und kalt klang, „um mich zu beschreiben!“
„Du hast das alles hier geplant!“
„Natürlich habe ich das. Das wusstest du doch wohl. Wie sonst hätte ich dich dazu bringen sollen, mir zuzuhören? Ich musste dich in mein Flugzeug kriegen.“
„Mich entführen, meinst du wohl!“
„Ich habe es aus einem bestimmten Grund getan. Das habe ich dir doch alles erklärt, und dennoch nennst du mich jetzt einen …“
„Du hast einfach ohne mein Wissen mein Büro angerufen.“
„Ja, das habe ich.“ Tariq ließ sie los und kreuzte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, dass es besser klingen würde, wenn sie von mir erfahren, dass wir durchgebrannt sind, um zu heiraten.“
Madison stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Ich brauche niemanden, der für mich spricht!“
„Also gut“, entgegnete er und bemühte sich, ruhig zu bleiben, „in Zukunft werde ich es nicht mehr tun.“
„Und dann ist da dieses Ankleidezimmer. Die ganzen Sachen. Diese Robe. Alles war da und hat auf mich gewartet. Du hast alles geplant!“
„Verdammt noch mal, Madison, das bestreite ich doch gar nicht! Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dir Lumpen angeboten hätte?“
Er hatte recht, das wusste sie. Nichts hatte sich geändert … und doch hatte sich alles
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