Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
nicht wert war.“
Die Flammen der Kerzen tanzten vor Sophies Augen. Und bevor sie sich zurückhalten konnte, hörte sie sich sagen: „Warum? Weil sie zu gewöhnlich war?“
„Ganz und gar nicht.“ Mit unbewegter Miene betrachtete Kit sie ruhig. „Sie war es nicht wert, weil sie seine Liebe nicht erwiderte.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
Oh, verflixt, worauf ließ sie sich hier ein? Sie sollte doch Jaspers Familie beeindrucken, nicht Streit mit seinem Bruder anfangen.
„Nun …“, begann Kit nachdenklich. „Die Tatsache, dass sie während ihrer Ehe mit jeder Menge anderer Männer schlief, gibt einen ersten Hinweis, meinen Sie nicht? Sie fand ihre Liebhaber unter der Dienerschaft und den Stallburschen. Sogar mit dem französischen Künstler, der das Porträt gemalt hat, hatte sie eine Affäre.“
Er schaute sie immer noch unverwandt an. In seiner Stimme schwang die mittlerweile vertraute höhnische Note mit. Und doch sprach er mit so intensiver Sanftheit, dass Sophie wie hypnotisiert war. Das Kerzenlicht zauberte reizvolle Schatten auf seine Wangen und ließ seine Haut wärmer wirken, doch nichts konnte die Kälte in seinen Augen zum Schmelzen bringen.
„Französisch?“ Sophie zuckte ein wenig zusammen, als Ralph seinem Sohn ins Wort fiel. „Ich dachte, der Kerl war Italiener?“
Kit wandte den Blick ab. „Ach ja“, erwiderte er. „Ich muss da etwas verwechselt haben.“
Mistkerl, dachte Sophie. Gewusst hatte er es die ganze Zeit, er hatte sie nur provozieren wollen. Um ihm zu zeigen, dass sie sich so leicht nicht einschüchtern ließ, hob sie trotzig das Kinn und fragte: „Was ist mit ihr geschehen?“
„Ich fürchte, sie fand ein unrühmliches Ende“, antwortete Ralph und füllte sein Glas zum wiederholten Male auf.
„Wie?“ Ihre Gedanken wanderten zurück zu den Schwertern und Musketen im Eingangsbereich des Schlosses, dann zu den ausgestopften Tierköpfen.
„Sie wurde schwanger“, fuhr Kit emotionslos fort, nahm das Silbermesser zur Hand, betrachtete einen Moment die Klinge und polierte sie dann mit der Serviette. „Der Earl, der arme Tropf, war hocherfreut. Endlich der lang ersehnte Erbe für Alnburgh.“
Sophie trank einen Schluck Wein und beobachtete Kits Mund, während er sprach. Und konnte dann den Blick nicht mehr abwenden. Wie würde er wohl aussehen, wenn er lächelte … wirklich lächelte? Oder lachte? Wie würde er sich anfühlen, wenn er sie küsste …
Nein. Stopp! Hastig stellte sie das Weinglas ab.
„Natürlich wusste sie genau, dass es extrem unwahrscheinlich war, dass das Kind von ihrem Ehemann war“, sagte Kit. „Und obwohl er zu verblendet war, um zu begreifen, was wirklich vor sich ging, seine Familie war es sicherlich nicht. Caroline muss klar gewesen sein, dass sie in eine Sackgasse geraten war.“
Sophie schluckte. „Was hat sie getan?“
Kit legte das Messer beiseite und blickte sie direkt an. „In den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft hat sie sich vom Ostturm gestürzt.“
Sie wollte ihn nicht sehen lassen, wie sehr seine Worte sie schockiert hatten. Zu ihrem Glück ergriff in diesem Moment Jasper das Wort, seine herzliche Stimme durchbrach die angespannte Atmosphäre.
„Arme alte Caroline, was? Hat einen hohen Preis für den ganzen Spaß bezahlt.“ Er beugte sich vor und sprach mit theatralischer Betonung weiter. „Man sagt, in kalten Winternächten wandelt ihr Geist durch die Gänge des Schlosses, halb verrückt vor Schuldgefühlen.“
„Jetzt reicht es, Jasper. Ich denke, wir haben genug von den Fitzroys gehört.“ Schmollend legte Tatiana ihre Serviette beiseite, als der Butler das Esszimmer betrat, um die Teller abzuräumen. „Sophie, erzählen Sie uns von Ihrer Familie. Woher stammt Ihre Verwandtschaft?“
Verwandtschaft? Ihre Verwandtschaft ? Bei Tatiana klang das so, als verfüge jeder über Ländereien und Ortschaften und Heerscharen von Dienstboten. Gräfin Caroline schaute mit belustigtem Mitleid auf Sophie hinunter. Sieh zu , schien sie zu sagen, dass du dich schnellstmöglich aus diesem Schlamassel befreist.
„Oh … aus dem Süden Englands“, erwiderte Sophie vage und sandte einen Hilfe suchenden Blick an Jasper. „Wir sind viel gereist.“
„Und Ihre Eltern? Was machen sie beruflich?“
„Meine Mutter ist Astronomin.“
Das war kaum eine Lüge, mehr ein Versprecher. Astronomie, Astrologie … die meisten Menschen verwechselten das ohnehin ständig.
„Und Ihre …“
Endlich eilte Jasper zu ihrer
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