Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
Roastbeef und Yorkshire-Pudding zuzubereiten. Aber mittlerweile hat sie die Bedeutung von low-fat verstanden.“
„Leider“, murmelte Kit.
Ohne auf die Bemerkung einzugehen, griff Ralph nach einer staubigen Flasche Chateau Marbuzet und schenkte zuerst sich eine gehörige Portion ein, bevor er sich an Sophie wandte.
„Also, Jasper hat erzählt, Sie seien in Paris gewesen? Haben in einem Film oder so mitgespielt?“
Sophie, die gerade zaghaft von dem Fisch probierte, konnte nur nicken.
„Faszinierend“, sagte Tatiana. „Wovon handelt er?“
„Es geht um britische Spezialagenten und die französische Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg“, erwiderte Sophie nun. Insgeheim fragte sie sich, ob sie den restlichen Fisch unter dem Spinat verstecken konnte, wie sie es im Internat immer getan hatte. „Er spielt in der Künstlergemeinde in Montmartre.“
„Und welche Rolle spielen Sie?“
Innerlich stöhnte sie auf. Natürlich musste diese Frage von Kit kommen. „Es ist wirklich nur ein ganz kleiner Part.“
„Als?“
Würde er denn nie aufgeben? Warum ging er nicht gleich aufs Ganze und richtete einen Scheinwerfer auf ihr Gesicht, während er sie genüsslich einem Kreuzverhör unterzog?
„Eine Prostituierte namens Claudine, die aus Versehen ihren Liebhaber aus dem Widerstand an die SS verrät.“
Kit lächelte dünn. Irgendwie gelang es ihm immer wieder, dass sie sich wie eine Achtjährige fühlte, die dabei ertappt worden war, wie sie anderen Kindern im Gebüsch ihr Höschen gezeigt hatte und jetzt ins Büro des Direktors gerufen wurde.
„Sie müssen aufregende Menschen treffen“, nahm Tatiana den Faden wieder auf.
„Oh, ja. Nun, ich meine, manchmal. Schauspieler sind mitunter sehr von sich eingenommen.“
„Sie sind nicht so schlimm wie Künstler“, warf Jasper ein. „Die Filmleute haben ein paar freischaffende Künstler angeheuert, die die Bilder malen sollten, die im Film vorkommen. Und die haben sich so primadonnenhaft benommen, die Schauspieler haben dagegen wie völlig normale Menschen gewirkt, oder, Darling?“
In ihrem Hinterkopf begannen Alarmglocken zu schrillen. Eindringlich schaute sie Jasper an und sandte stumme Warnsignale aus, er möge dieses Thema sofort fallen lassen, doch er war zu sehr damit beschäftigt eine Gräte aus seinem Fischdreieck zu ziehen, um ihre Verzweiflung zu bemerken. Sie öffnete den Mund, um das Gespräch auf sichereres Terrain zu steuern, als …
Zu spät.
„Einer von ihnen war geradezu besessen von der Idee, Sophie zu porträtieren“, fuhr Jasper fort. „Eines Abends kam er in die Bar, in der ich mit ihr saß, und redete zwei Stunden auf sie ein. Dabei faselte er ständig irgendetwas über Lilien.“
Sophie fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Wieder überfiel sie das alberne Bedürfnis zu grinsen, wie immer, wenn sie nervös wurde. Sie wagte es nicht, Kit anzusehen. Das war auch nicht nötig – die Missbilligung und die Feindseligkeit, die er ausstrahlte, spürte sie auch so. In ihrer Verzweiflung fiel ihr wieder das Porträt der Frau mit den Rosen im Haar ein, das vor ihr an der Wand hing. Ihr Lächeln jedoch kam ihr jetzt gar nicht mehr geheimnisvoll vor, vielmehr schien sie sich ein Lachen kaum verkneifen zu können.
„Wenn ich gewusst hätte, dass das Ergebnis so großartig wie dieses Bild ausfallen würde“, sie deutete auf das Porträt, „hätte ich sofort zugestimmt. Wer ist sie?“
„Ah“, sagte Ralph, der ihrer Geste gefolgt war. „Das ist Lady Caroline, Ehefrau des vierten Earls und eine der extravaganteren Fitzroys. Sie war eine junge Frau von dubioser Herkunft und arbeitete als Sängerin im Varieté … definitiv keine geeignete Gräfin. Christopher Fitzroy war zwanzig Jahre jünger als sie, und seit ihrer ersten Begegnung völlig vernarrt in sie. Zum Entsetzen der feinen Gesellschaft hat er sie sogar geheiratet.“
„Das war aber sehr mutig von ihm“, entgegnete Sophie, glücklich, das Gespräch in andere Bahnen gelenkt zu haben.
„Mutig oder dumm?“, meldete Kit sich verächtlich.
Ihre Blicke trafen sich. Plötzlich schien es im Raum sehr still geworden zu sein. Die kalte Luft war wie elektrisch aufgeladen, sodass die Kerzenflammen einen Moment flackerten.
„Mutig“, bekräftigte sie und hob das Kinn ein wenig. „Es kann nicht einfach gewesen sein, sich gegen die Gesellschaft und die Familie zu stellen. Aber wenn er sie wirklich geliebt hat, war es dieses Opfer bestimmt wert.“
„Nicht, wenn sie das Opfer
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