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Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Titel: Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Wahrscheinlich, um ihre Schuldgefühle zu mindern, um zu glauben, dass sie ihren Sohn nicht mit völlig leeren Händen zurückgelassen hatte.
    Als ob ein Gebäude eine Mutter ersetzen könnte! Vor allem ein Gebäude wie Alnburgh Castle. Als Zuhause war es unkomfortabel, unpraktisch und kaum auszuhalten. Und es war der Ort, an dem er die unglücklichste Zeit seines Lebens erlebt hatte. Trotzdem fühlte er sich für Alnburgh verantwortlich, und er würde alles in seiner Macht stehende tun und sich darum kümmern.
    Zu seiner Überraschung schloss das Gefühl der Verantwortlichkeit seinen Bruder mit ein. Nur war Jasper nicht der Gefahr von Verrottung oder Wassereinbruch ausgesetzt, sondern nur den Verführungskünsten einer schamlosen Rothaarigen.
    Wie schwer würde es werden, fragte Kit sich, sie los zu werden?
    Sophie schlug die Augen auf.
    Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. In einer Ecke summte der Fernseher still vor sich hin, Jaspers warmer Körper lag neben ihr. In einer Hand hielt er ein T-Shirt von Sergio, in der anderen eine halb leere Flasche Wodka.
    An den Abend erinnerte sie sich nur noch bruchstückhaft. Vorsichtig stand sie auf und nahm Jasper die Wodkaflasche ab. Sosehr sie ihn auch liebte, im Augenblick sehnte sie sich nach einem eigenen Bett und ein paar Stunden traumlosen Schlaf.
    Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür. Im Flur war es eiskalt, im Mondlicht sahen die alten Eichendielen besonders bleich und abgenutzt aus. Zitternd zögerte Sophie einen Moment. Vielleicht sollte sie doch bei Jasper bleiben, doch die stechenden Kopfschmerzen erinnerten sie an die Schmerztabletten in ihrer Kulturtasche.
    Mit wild pochendem Herzen huschte sie den Flur entlang und eine Wendeltreppe hinunter. Schatten umfingen sie. Im Schloss war es absolut still. Zu still. Sophie, die an Apartments mit dünnen Wänden, schäbige B&B’s, Busse auf Campingplätzen auf denen immer jemand auf einer Gitarre klimperte oder Indie-Acid-Trance vom Band lief, kam die Stille unnatürlich vor. Sie rauschte in ihren Ohren wie ein schlecht eingestelltes Radio.
    Sie blieb stehen und schaute sich um. Drei Flure führten von hier weg, keiner kam ihr bekannt vor. Oh, verdammt! Vorhin war sie so mit Olympia Rothwell-Hyde beschäftigt gewesen, dass sie Jasper gar nicht richtig zugehört hatte, als er ihr den Weg zu ihrem Zimmer gezeigt hatte.
    Dieser könnte es sein, dachte sie erleichtert und eilte auf eine Tür zu ihrer Linken zu. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter.
    Hinter ihr einfallendes Mondlicht beleuchtete die geisterhaften Umrisse von unter Tüchern verborgenen Möbeln. Die Luft roch muffig und abgestanden. Dieser Raum war seit Jahren nicht benutzt worden.
    Dies ist der Teil des Schlosses, in dem der Geist von Caroline umgehen soll, weißt du …
    Hastig trat sie zurück und schlug die Tür zu. Alles in Ordnung. Langsam atmete sie aus. Kein Grund zur Panik. In diesem Augenblick schob sich eine Wolke vor den Mond, um sie herum wurde es dunkel. Ein kalter Lufthauch strich um ihre Knöchel, und gar nicht weit entfernt bewegte sich ein Vorhang, als würden unsichtbare Finger an ihm entlangstreifen. Immer lauter dröhnte die Stille in ihren Ohren, fast glaubte sie, Worte zu hören, menschliches Wehklagen. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sich alles nur in ihrem Kopf abspielte und begann zu laufen. Einmal warf sie einen Blick zurück über ihre Schulter, fast erwartete sie, den ausladenden Rock eines rosafarbenen Kleides um die Ecke biegen zu sehen.
    „Ich verhalte mich völlig idiotisch“, murmelte sie und drückte hastig auf die Tasten ihres Handys, damit das Display aufleuchtete und wenigstens ein bisschen Licht spendete. „Es gibt keine Geister.“ Doch noch während sie die Worte flüsterte, lief ihr ein kalter Schauer der Furcht über den Rücken.
    Schritte.
    Sophie presste eine Hand auf den Mund, um einen erschreckten Aufschrei zu unterdrücken und blieb reglos stehen. Vielleicht hatte sie sich alles nur eingebildet … oder vielleicht war es der Widerhall ihres wie verrückt pochenden Herzens …
    Nein. Da waren definitiv Schritte.
    Und sie kamen näher.
    Es war unmöglich zu sagen, aus welcher Richtung sie sich näherten. Oder wenn es die Schritte von Geistern waren, kamen sie vielleicht aus gar keiner? Es spielte keine Rolle. Jetzt kam es nur noch darauf an, von hier weg und zurück zu Jasper zu gelangen. Zurück zu Licht und Wärme und dem Fernseher und Gesellschaft. Zitternd vor Angst machte Sophie

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