Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
geändert.
Abgesehen von der Tatsache, dass er rein gar nichts mehr mit dem Schloss zu tun hatte, weil Ralph Fitzroy nicht sein Vater war .
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dachte er einige Whiskeys später. Er war Experte im Entschärfen von Bomben, Herrgott noch mal! Darauf spezialisiert, Sprengstoffe aufzuspüren und zu deaktivieren, bevor sie Schaden anrichteten … und die ganze Zeit über hatte er nichts von der riesengroßen Bombe im Zentrum seines eigenen Lebens mitbekommen.
Es erklärt alles, überlegte er. Weshalb Ralph sich ihm gegenüber immer wie ein gehässiger Mistkerl aufgeführt hatte. Und weshalb er sich immer geweigert hatte, über die Zukunft von Alnburgh zu sprechen. Es erklärte …
Kit verzog das Gesicht, weil ein Punkt trotzdem nicht in sein neues System passte. Weshalb nämlich hatte seine Mutter ihn eigentlich bei einem Mann gelassen, der nicht sein Vater war?
Na schön, es erklärte nur Einiges. Aber es änderte Alles.
Alles.
In ein Handtuch gewickelt, die Haare noch feucht vom Duschen, hievte Sophie ihre Tasche aufs Bett. Ihrer alten Gewohnheit folgend, hatte sie gar nicht erst ausgepackt, weshalb sie sich jetzt, zumindest kurz, der Illusion hingeben konnte, in ihrem Gepäck befinde sich ein Kleidungsstück, das sie bislang vergessen hatte. Etwas Elegantes. Etwas Schwarzes. Und passend für eine Beerdigung.
Mit Schwarz kann ich aufwarten, dachte sie, als ihr Blick das Vampirfilmkostüm streifte. Bei elegant und passend hört es auf.
Verdammt.
Wie hatte sie so dumm sein und den Großteil des Tages mit dem Polieren von Pistolen verbringen können, anstatt einen Ausflug ins Modezentrum des Nordens zu unternehmen, wo es bestimmt eine große Auswahl an Kleidern für Beerdigungen gab.
Damit blieb ihr nur eine Möglichkeit. Sie kramte den letzten Einkauf bei Braithwaite’s aus den Tiefen ihrer Tasche und musterte ihn skeptisch. Das Kleid war definitiv zu lang. Aber wenn sie es knapp oberhalb der Knie abschnitt und dazu den schwarzen Blazer anzog, mochte es gerade so gehen.
Rasch trocknete sie sich ab, schlüpfte in einen übergroßen grauen Pullover von Jasper und dicke Socken und machte sich auf den Weg nach unten. Es war schon spät. Tatiana hatte sich ihr Essen auf einem Tablett in ihr Zimmer kommen lassen, Thomas hatte sich längst in seine kleine Wohnung zurückgezogen, und vor einer Stunde hatte sie Jasper ins Bett geholfen, nachdem er bereits vor dem Fernseher eingeschlafen war. Dass im Erdgeschoss noch Lichter brannten, war allerdings ein Hinweis darauf, dass Kit noch nicht zurückgekehrt war.
In ihrem Hinterkopf begannen Alarmglocken zu schrillen. Die Standuhr in der großen Halle zeigte fast Mitternacht. Hatte Kit nicht gesagt, er habe einen Termin bei einem Anwalt? Hätte er nicht vor Stunden zurück sein sollen?
Bilder von vereisten Straßen, verbogenem Metall und blickenden blauen Lichtern tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Lächerlich, schimpfte sie sich und tastete nach dem Lichtschalter in der Küche. Es war viel wahrscheinlicher, dass er eine alte Flamme aus der Gegend getroffen hatte und mit zu ihr gegangen war.
Nach der Beerdigung würde sie nach London zurückkehren, Kit in irgendein staubiges Camp im Mittleren Osten. Bei der Vorstellung zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.
Vermutlich würde sie ihn nie wiedersehen. Immerhin kannte sie Jasper seit Jahren, ohne dass sie Kit je begegnet war. Vielleicht würde sie hin und wieder sein Bild in der Zeitung entdecken. Ein furchtbarer Gedanke durchzuckte sie: bitte, lieber Gott, lass es nicht in einem dieser Berichte über Todesfälle sein!
Plötzlich ertönte ein Geräusch hinter ihr. Sophie zuckte zusammen. Es klang als würde ein altmodischer Schlüssel in einem rostigen Schloss gedreht. Sie presste sich an die Wand, eine Schere wie eine Waffe vor sich haltend … als ob das irgendetwas nützen würde!
In einem der Gänge, die in die Küche führten, wurde eine Tür aufgestoßen.
Gegen den dunkelblauen Nachthimmel hob sich deutlich Kits Silhouette ab. Er schwankte leicht.
„Kit!“ Sophie ließ die Schere fallen und rannte zu ihm. „Was ist passiert? Geht es dir gut?“
„Alles okay.“
Seine Stimme klang schroff – so kalt und klar und leer wie der eisige Himmel hinter ihm.
„Wo ist dein Auto?“
„In der Stadt. Auf einem Parkplatz vor der Kanzlei. Ich bin zu Fuß gegangen.“
„Warum?“
„Weil ich viel zu viel getrunken habe, um noch fahren zu können.“
Dabei fühlte er sich
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