Kuess Mich, Highlander
gewürzten Pflaumen und gesüßtem Schinken verhungern.«
Lisa hatte das Gefühl, dass Eirren sich nicht nach viel sehnte, solange sein kleiner Geist eine Möglichkeit fand, es zu bekommen. »Wie bist du zur Burg Brodie gelangt, Eirren? Ich erinnere mich nicht, dich bei den Männern gesehen zu haben, als wir von Dunnottar fortritten.«
»Ich und mein Vater sind erst später in dieser Nacht aufgebrochen. Wir reisen nicht mit den Truppen. Mein Vater gehört zur Dienerschaft. Es gehört sich nicht, sich mit den Kriegern zu vermischen.«
»Wer ist dein Vater?«, fragte Lisa.
»Niemand, den Ihr kennt«, erwiderte er und sprang aus dem Sessel. »Ich habe gehört, wie der Laird seinen Männern erzählt hat, Ihr wärt die Cousine des Königs«, sagte Eirren, rasch das Thema wechselnd. »Ist das so?«
»Nein«, sagte Lisa und fragte sich, warum sie ihm ausreichend vertraute, um Geheimnisse mit ihm zu teilen. Vielleicht weil sie niemandem sonst vertrauen konnte, und wenn nicht einem Kind, wem dann? »Ich sagte dir bereits, dass ich nicht aus dieser Zeit stamme.«
»Hat das Volk der Elfen bei Euch herumgelungert?«
»Was?«, fragte Lisa verständnislos.
»Die Elfen - Ihr wisst, dass wir sie in Schottland haben. Sie sind meist ein gerissenes kleines Volk, faseln herum, dass man die Zeit und was sonst noch alles in Ruhe lassen soll.«
»Tatsächlich ist der Laird selbst für mein Hiersein verantwortlich. Er hat etwas verwünscht, was mich zu ihm gebracht hat, als ich es berührte.«
Eirren schüttelte verächtlich den Kopf. »Dieser Mann hat noch nie etwas gekonnt verwünscht. Man sollte meinen, dass er aufhören würde, es zu versuchen.«
»Er hat schon früher Dinge verwünscht?«, fragte Lisa.
Eirren schüttelte den Kopf. »Fragt mich nicht, Mädchen. Stellt ihm diese Fragen. Ich weiß nur die wenigen Dinge, die ich höre, und das sind nicht immer Wahrheiten. Ich höre auch das Gerede, dass ihr und der Laird geeint wärt.«
»Nicht wirklich. Was bedeutet das überhaupt genau?«
»Das bedeutet, dass Ihr so gut wie verheiratet seid, und wenn Ihr innerhalb von einem Jahr und einem Tag sein Kind tragt, kommt das einer Hochzeit gleich, ohne dass eine richtige Hochzeit stattfindet. Tragt Ihr sein Kind?«
»Nein!« Lisa war sich sicher, dass sie genauso entsetzt aussah, wie sie sich fühlte. Dann überlegte sie kurz, wie ein Kind von Circenn wohl wäre und wie sie vorgehen müsste, um eines zu bekommen. Aber dann verbannte sie den faszinierenden Gedanken sofort wieder aus ihrem Geist.
Eirren lächelte. »Ihr könnt Neugier verzeihen, oder? Ihr seid ebenso neugierig. Möchtet Ihr auf Erkundungsreise gehen? Ich kann Euch ein wenig herumführen, bevor mein Vater mich braucht.«
»Danke, Eirren, aber ich bin hier zufrieden.« Sie musste ihre Suche wieder aufnehmen und brauchte dazu Ungestörtheit. »Ich dachte, ich sehe mir einige dieser Handschriften an und verbringe den verregneten Nachmittag im ... äh ... Arbeitszimmer.« Wie nannte man einen Raum wie diesen? Es war in der Tat eine mittelalterliche Version eines neuzeitlichen Arbeitszimmers. Ein rundes Stück Holz diente als Schreibtisch - in Ermangelung eines besseren Ausdrucks. Er schien aus einem mächtigen Baumstamm gehauen und maß fast fünf Fuß im Durchmesser. Vor dem Kamin postiert, wies er leicht abgerundete Schubladen auf, die einem Holzschnitzer gewiss schlaflose Nächte bereitet hatten.
Auf beiden Seiten des Kamins befanden sich in Nischen eingelassene Bücherregale, auf denen ledergebundene Handschriften und Schriftrollen ordenüich aufgereiht waren. Geschnitzte Stühle mit gepolsterten Armlehnen und Kissen - es musste im Bergfried eine geschickte Näherin geben - standen behaglich verteilt im Raum. Farbenfrohe Wandteppiche schmückten die Mauern und auf dem Boden lagen hier und da Webteppiche. Es war offensichtlich der Raum, in dem Cir- cenn Berechnungen anstellte, Korrespondenz durchging und Landkarten und Schlachtpläne zu Rate zog. Die Ostmauer war von hohen Fenstern gesäumt, die mit grünlichen Glasscheiben bestückt waren, durch die eine grüne Wiese zu sehen war. Circenn Brodie war mit Sicherheit reich, denn in einigen der Räume der Burg hatte sie durchsichtige Fenster gesehen.
»Macht, was Ihr wollt. Ich sehe Euch noch vor dem Nachmittag. Dessen bin ich mir ziemlich sicher.« Eirren grinste sie an und ging ebenso rasch und lautlos, wie er gekommen war.
»Warte ... Eirren!«, rief sie ihm in der Hoffnung hinterher, einen genauen Zeitpunkt
Weitere Kostenlose Bücher