Kuess Mich, Highlander
Erregendes, aber er nahm die Papierbündel heraus, die sie entdeckt hatte, faltete sie und steckte sie in sein Felleisen. Er drehte sich hinter ihr und bewegte sich so, dass seine Brust ihre Schulter streifte.
Sie konnte ihn riechen - dieser schwach aromatische Duft, der sie lockte, berauschte und verführte. Er war ihr für ihr Gefühl viel zu nahe. Lisa weigerte sich unerschütterlich, auch nur einen Zoll zurückzuweichen. Sie würde sich nicht umwenden, um seinem Blick erneut zu begegnen. Soll er doch zu meiner Wange sprechen, dachte sie trotzig. Sie würde nicht zulassen, dass er sie mit seinem Körper einschüchterte, obwohl sie nicht bezweifelte, dass er ihn den größten Teil seines Lebens wirkungsvoll zu diesem Zweck eingesetzt hatte.
Sein Atem streifte ihr Ohr, als er sagte: »Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass Duncan Euch im Erkerzimmer erwartet - das ist der Raum über der Großen Halle. Er wird Euch herumführen und Euch Weiteres lehren, bevor Ihr Euch unter mein Volk mischen könnt. Ich erwarte Euch heute Abend zum Essen ...«
»Wir haben bisher auch nicht miteinander gegessen. Ich sehe keinen Grund, jetzt damit anzufangen«, unterbrach sie ihn hastig.
Er fuhr unbeeindruckt fort. »Und ich habe Euch einige Gewänder in Euren Raum schicken lassen. Ich schlage vor, dass Ihr den frühen Abend mit Gillendria verbringt, die Euch ein Bad bereiten und Euer Haar herrichten wird ...«
»Ich brauche kein Aufhebens«, protestierte sie rasch, den Blick auf die Mauer gerichtet.
»Meine zukünftige Ehefrau würde Aufhebens um ihre Erscheinung machen, um ihren Platz geziemend auszufüllen.«
Circenn konnte gerade noch der Versuchung widerstehen, ihr Haar zu streicheln oder vielleicht einen Finger unter ihr Kinn zu legen und ihm ihr Gesicht zuzuwenden, indem er die Hände zu Fäusten ballte. Der Gedanke, an sie gebunden zu sein, hatte ihn während der letzten Tage zutiefst fasziniert, wohl wissend, dass sie in seinem Bett lag, in seiner Burg schlief. Seine Bemühungen, diszipliniert zu bleiben, hatten sein Verlangen nach ihr in keiner Weise gemildert. Es schien ihn, in genau dem Maße, wie er versuchte, es zu zügeln, eher noch herauszufordern.
Würde sie sich zu ihm umwenden, könnte sie sein Verlangen nach ihr deutlich erkennen, und er wollte, dass sie es sähe. Es brodelte in ihm wie ein Vulkan - heiß, weit von Lethargie entfernt und sich gefährlich steigernd. Er wollte sehen, wie sie reagieren würde, ob sich ihre Augen weiten, ihre Pupillen ausdehnen und ihre Lippen teilen würden. Er sah sie einen Moment an, wünschte sehr, dass sie sich umwandte und ihn ansah, aber sie blieb unbeugsam.
Circenn betrat seine Gemächer, glitt geräuschlos über den Boden. Er atmete tief durch und spürte ruhig der reinen, durch seine Adern fließenden Kraft nach. Warum es bekämpfen?, dachte er sardonisch. Die vergangenen vier Tage waren höllisch gewesen. Seit sie zur Burg zurückgekehrt waren, hatte er versucht, sich mit Schwertübungen beschäftigt zu halten, hatte versucht, sich physisch zu erschöpfen, damit er nachts schlafen könnte, aber umsonst. Er war sich der Frau in seinem Bergfried in jedem Moment ausgesprochen bewusst.
Und fühlte sich ausgesprochen versucht.
Er hatte außer zweien jede verdammte Regel seiner Liste gebrochen und nun war er in diesen Raum gekommen, um eine weitere zu brechen. Er war gekommen, um durch das Kristallsehen seine Zukunft zu erfahren.
Er hielt vor dem hell lodernden Feuer inne. Vielleicht hätte er, wenn er in dem Moment in seine Zukunft geschaut hätte, als sie auftauchte, die Katastrophe kommen sehen und sie verhindern können. Vielleicht hätte er diese Regel zuerst brechen sollen. Oder vielleicht hätte er das Kristallsehen schon vor Jahren betreiben und ihre Ankunft voraussehen sollen, aber er hatte es aus zwei Gründen nicht getan: Er benutzte die Magie nur ungern und das Kristallsehen war keine richtige Kunst. Manchmal konnte er Deutliches sehen und andere Male waren seine Visionen unmöglich zu entziffern und verwirrten mehr, als dass sie halfen.
Circenn blickte einen langen Moment in die Flammen und haderte mit Dingen wie dem Schicksal und der freien Wahl. Er war niemals zu einer festen Meinung über die Vorherbestimmung gelangt. Als Adam ihm die Kunst des Kristallsehens in seine Zukunft zum ersten Mal zeigte, hatte Circenn gehöhnt und behauptet, dass der Glaube daran, in die Zukunft sehen zu können, bedeute, dass sie unveränderlich sei, was wiederum die
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