Kuess Mich, Highlander
für den Nachmittag ausmachen zu können. Der Junge brauchte ein Bad und sie hatte ein Dutzend Fragen an ihn. Sie vermutete, dass seine fröhliche Art ihrer sehr ähnlich war - eine Fassade, die ein einsames Herz verbarg, und glaubte, dass er ihre Fürsorge schätzen würde, wenn er sich erst daran gewöhnt hätte.
Sie würde ihn in ein paar Stunden suchen, beschloss sie, aber im Moment musste sie sich wieder dem vorrangigen Problem zuwenden: Wo würde Circenn die Phiole verbergen? Sie bezweifelte nicht, dass er sie versteckt hatte, sobald sie angekommen waren. Sie hatte versucht zu erkennen, was er mit seinem Bündel tat, als sie die Burg Detraten, und hatte es zuletzt neben der Eingangstür gesehen, aber am nächsten Morgen, als sie sich hinunterschlich, um ihre Suche zu beginnen, war es verschwunden. Was auch immer sich in der silberfarbenen Phiole befand, musste für ihn außerordentlich wertvoll sein, wenn er so vorsichtig damit umging. War es tatsächlich ein Zaubertrank, mit dem man die Zeit manipulieren konnte? Belog er sie offenkundig, wenn er behauptete, er könne sie nicht zurückschicken? Vielleicht würde sie den Inhalt der Phiole trinken, wenn sie sie gefunden hätte. Vielleicht war der Inhalt magisch.
Sie durchforstete die Kiste, schob Dinge beiseite. Ein paar klumpige Kissen, Uberwürfe und Knäuel dicken Zwirns bildeten ein nachlässiges Durcheinander. Als sie zum Grund der Kiste gelangte, entdeckte sie Papierbündel, die mit einer schrägen Handschrift beschrieben waren. Die Worte wirkten zornig, wie auch die Worte, die auf der Kiste im Museum eingeritzt gewesen waren.
»Habt Ihr gefunden, was Ihr gesucht habt, Lisa?«, fragte Circenn Brodie ruhig.
Lisa warf die Papiere in die Kiste zurück, schloss die Augen und seufzte. Trotz der Vielzahl von Räumen in dieser Burg schien jedermann darauf versessen, sie in diesem anzutreffen. »Ich wollte mir gerade eine Decke aus der Kiste nehmen« ... sie hob rasch ein Plaid auf, das zusammengefaltet ziemlich obenauf gelegen hatte ... »als ich einen meiner Ohrringe verlor«, log sie gekonnt.
»Ihr tragt keine Ohrringe, Mädchen«, sagte er, wobei er ihre Ohren betrachtete. »In keinem Ohr«, fügte er ungerührt hinzu.
Lisa fasste nach ihren Ohren und fiel dann hektisch suchend fast über die Kiste her. »O Himmel, sie sind beide herausgefallen«, rief sie. »Ist das zu glauben?«
Sie zuckte zusammen, als sich seine starken Hände um ihre Taille legten, während sie sich über die Kiste beugte. »Nein«, sagte er ruhig. »Das ist nicht zu glauben. Warum erzählt Ihr mir nicht einfach, wonach Ihr sucht, Mädchen. Vielleicht kann ich Euch helfen. Ich kenne die Burg gut. Sie gehört immerhin mir.«
Lisa richtete sich langsam auf. Sie hatte ihm keinen Moment etwas vormachen können. Sie war sich seiner Gegenwart qualvoll bewusst, konnte seine Brust ihren Rücken streifen spüren. Seine Hände fühlten sich durch den Stoff ihres Gewandes heiß an. Sie schaute hinab und der Anblick seiner gepflegten Finger um ihre Taille beschleunigte ihren Atem. »Ihr müsst mich nicht berühren, um mit mir zu reden«, sagte sie sanft. Sie war nicht mehr vollkommen Herr ihrer Sinne, wenn Circenn sie berührte, und sie brauchte ihren ganzen Verstand, um mit ihm fertig zu werden.
Er nahm die Hände fort und sie atmete erleichtert aus, was auch ihren unsteten Herzschlag beruhigte, aber dann ergriff er ihre Schultern und wandte sie zu sich um. Sie legte den Kopf zurück, um ihn anzusehen. Er betrachtete sie schweigend, bis sie zu nervös wurde, um länger zu schweigen.
»Ich habe mich nur ein wenig umgesehen. Ich bin neugierig. Es ist meine Geschichte ...«
»Wärt Ihr durch die Burg geschlendert und hättet Porträts betrachtet, Waffen untersucht oder Euch die Möbel angesehen, hättet Ihr mich vielleicht überzeugen können, aber meine Kiste zu durchwühlen kommt mir ein wenig seltsam vor. Die Dienstboten berichteten mir, dass sie Euch in allen Flügeln meiner Burg gesehen haben.«
Lisa schluckte, von seiner kühlen Miene eingeschüchtert. Ein Muskel an seinem Kinn zuckte und sie erkannte, dass sie ihn stärker erzürnt hatte, als er zeigte. Gefahr, warnte sie ihr Verstand. Dieser Mann ist ein Krieger, Lisa.
»Habt Ihr Schlachtpläne gesucht, Mädchen?«, fragte er angespannt.
»Nein!«, versicherte sie ihm hastig. »Daran bin ich nicht interessiert.«
Circenn trat an ihr vorbei, beugte sich über die Kiste und durchstöberte sie. Er fand anscheinend wenig Besorgnis
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