Küss! Mich! Jetzt! (Julia) (German Edition)
Verkaufsraum. Altersunterschied und Ähnlichkeit verrieten, dass es sich um Mutter und Tochter handeln musste. Nate schlenderte zu einem Kleiderständer und gab vor, sich für die Modelle zu interessieren. Am liebsten hätte er sich unsichtbar gemacht, um die potenziellen Kundinnen nicht durch seine Anwesenheit zu verschrecken. Die Wahl eines Brautkleids war schließlich eine sehr private Angelegenheit, oder?
Während er die Modelle auf dem Kleiderständer hin und her schob, ging er in Gedanken noch einmal seinen Versöhnungsplan durch. Hoffentlich ging der auf!
Am anderen Ende des Ladens unterhielten die Frauen sich im Flüsterton. Es war nicht seine Art, die Gespräche anderer Leute zu belauschen, doch die Wortfetzen, die er auffing, beunruhigten ihn.
„Hier finden wir sowieso nichts“, wisperte die Tochter. „Der Laden ist zu provinziell. Die Inhaberin näht alles selbst.“ Sie verdrehte die Augen.
„Wir sehen uns trotzdem um, Violet. Da wir nun schon mal hier sind“, beharrte die Mutter. „Vielleicht findest du ja doch ein Kleid, das dir gefällt.“
Seide und Satin raschelten, als Violet desinteressiert die Brautkleider durchsah. Schließlich seufzte sie ungeduldig. „Nein, das hat keinen Zweck. Hier verschwenden wir nur unsere Zeit.“
Unwillig verzog Nate das Gesicht. Diese Violet hatte offensichtlich beschlossen, nichts zu finden, bevor sie das Geschäft auch nur betreten hatte. Das war unfair! Das Mädchen sollte die Scheuklappen abnehmen, dann würde es auch etwas finden und hoffentlich kaufen.
Roxy brauchte jeden Dollar. Und sie tat ihm den Gefallen, ihm wenigstens zuzuhören. Daher fühlte er sich verpflichtet, auch etwas für sie zu tun.
Mit einem Kleid in der Hand wirbelte er temperamentvoll herum und seufzte zufrieden. „Perfekt! Sie wird sich in dieses Kleid verlieben“, schwärmte er begeistert. Nate nickte den erstaunten Frauen lächelnd zu. „Entschuldigung. Ich habe nur laut gedacht.“
Neugierig wandte Violet sich um. „Wartet Ihre Verlobte in der Umkleidekabine?“
„Wir wollten uns hier treffen. Ich kann es kaum erwarten, bis sie das Kleid sieht.“
Die Mutter zog eine perfekt nachgezeichnete Augenbraue hoch. „Ich habe noch nie gehört, dass der Bräutigam das Hochzeitskleid aussucht.“
„Emma hat bisher überall vergeblich nach ‚dem perfekten Brautkleid‘ gesucht und am Ende beschlossen, sich eins anfertigen zu lassen. Eine Freundin hat ihr dieses Geschäft empfohlen. Es ist meine letzte Hoffnung, denn Emma hat schon damit gedroht, die Hochzeit abzusagen, weil sie kein passendes Kleid findet.“
„Nein!“, rief Violet und starrte ihn entsetzt an.
„Sie ist meine Traumfrau“, erklärte er. „Ich wünsche mir ganz viele Babys von Emma.“
Als die beiden Frauen wohlwollend lächelten, legte Nate noch eins drauf. Schon als Kind hatte er in einer Ali-Baba-Aufführung sein schauspielerisches Talent beweisen können. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen Menschen so lieben würde wie meine Emma. Ich muss ihr nur noch bei der Suche nach dem perfekten Kleid helfen.“
„Das Kleid ist wirklich sehr hübsch“, meinte die Mutter mit Blick auf das Brautkleid in Nates Arm.
„Perfekt für meine Emma. Sie wird darin wie ein Engel aussehen“, schwärmte er verzückt und beobachtete zufrieden, wie die Brautmutter ein Kleid von der Stange nahm und prüfend hochhielt.
„Sieh mal, Violet! Diese Stickerei ist ganz exquisit. Sagtest du, die Ladeninhaberin fertigt die Brautkleider selbst?“
Die Braut musterte das Kleid und hielt es sich prüfend an. Dann ging sie einige Schritte auf und ab und sah sich suchend nach einem Spiegel um.
Hilfsbereit schaltete Nate sich erneut ein. „Zu den Umkleidekabinen geht es dort entlang.“
Doch Violet hatte das Preisschild entdeckt und runzelte die Stirn. „Ich weiß, du hast gesagt, Geld spielt keine Rolle, aber das Kleid kostet …“ Diskret informierte sie ihre Mutter. Aber nicht diskret genug. Nate hatte es auch gehört und schnappte bei dem exorbitanten Betrag nach Luft. Gaben Frauen wirklich so viel Geld für ein einziges Kleid aus?
Glücklicherweise zuckte die Brautmutter nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen fuchtelte sie beruhigend mit einem Arm durch die Luft, wobei der Brillantring an ihrem Ringfinger aufblitzte. Die beiden verschwanden Richtung Umkleidekabinen.
Nate wirbelte herum, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Roxy winkte ihn nervös herüber. Schnell hängte er das Kleid zurück und
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