Kuess mich, Playboy
sie.
„Gut, dann gehe ich jetzt deinen Koffer holen.“ Vorsichtig gab er ihre Handgelenke frei und richtete sich auf. „Bin gleich wieder da.“
Rafe fand ihren Koffer nicht. Auch gut, wahrscheinlich waren sowieso nur schwarze Kleider darin. Von denen hatte er für den Rest seines Lebens genug gesehen. Er griff seine Reisetasche und ging zu dem Arbeitsraum.
Chiara saß an genau der Stelle, wo er sie zurückgelassen hatte. Das zerrissene Kleid hielt sie verkrampft über der Brust zusammen, den Kopf hatte sie gebeugt, das Haar hing wie ein Vorhang um ihr Gesicht. Aller Kampfgeist war aus ihr gewichen, sie wirkte geschlagen und unendlich verletzlich, genau wie im Haus ihres Vaters.
Es brachte ihn schier um, sie so zu sehen.
Sie zitterte. Aus Angst? Nein, wurde ihm klar, sie stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Er ließ seine Tasche fallen und eilte zu ihr. „Chiara“, sagte er leise.
Sie schaute auf. Ihre Zähne klapperten. Er fluchte leise und ging vor ihr in die Hocke, zog sie sanft in seine Arme. Sie sperrte sich, doch damit hatte er gerechnet, und so presste er sie behutsam an sich, streichelte ihr tröstend über den Rücken und murmelte ihren Namen. Sie ließ einen bebenden Seufzer hören, und dann lehnte sie sich an ihn.
Rafe schloss die Augen. Ihre Wange lag an seinem Hals, die Lippen hatte sie leicht geöffnet. Er spürte ihren warmen Atem an seiner Haut, die Hände hatte sie flach auf seine Brust gelegt, eine direkt über seinem Herzen. Sie war so schmal, so zierlich …
Langsam wurde sie ruhiger. Sie hob den Kopf und suchte in seinem Gesicht.
„Wieder besser?“, fragte er leise.
Sie schluckte. „Ja.“
Er wollte sie nicht loslassen. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass der Schockzustand zurückkam, dann würde sie ihn brauchen …
„Bitte lassen Sie mich jetzt los, Signor Orsini.“
So viel also zu der Frage, ob sie seinen Trost brauchte oder nicht. Rafe richtete sich auf und holte die Tasche. Chiara hatte sich wieder gefasst und saß auf dem Sofa wie die Verkörperung der Würde … nun, bis auf das zerrissene Kleid.
Er stellte die Tasche vor sie hin und räusperte sich. „Davon wird dir natürlich nichts passen.“
„Ich habe meine eigenen Sachen. In meinem Koffer.“
„Ja, sicher, aber ich habe das erste Gepäckstück gegriffen, das ich finden konnte. Da sind bestimmt einige Sachen drin, mit denen du etwas anfangen kannst. Jeans, Jogginghosen, T-Shirts …“ Er redete unnützes Zeug. Sie würde es schon selbst merken, wenn er ihr endlich Privatsphäre ließ. „Ich … äh … warte draußen, bis du fertig bist. Und dann … dann unterhalten wir uns, einverstanden?“
Chiara nickte, ihre Miene verriet absolut nichts. Mit Blick auf die Ereignisse schlug er sich doch ganz gut, oder? Er nickte also ebenfalls, verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
Und wartete. Wartete lange, wie ihm schien. Als Chiara dann endlich aus der Tür trat, zog sich seine Kehle zu.
Sie trug eines seiner T-Shirts und Trainingsshorts. Das T-Shirt reichte ihr bis zu den Knien, die Shorts hingen bis zur Mitte der Waden herunter. Sie war barfuß, und ihr Haar glänzte. Sie hatte also seine Haarbürste gefunden.
Sie sollte albern wirken. Aber das tat sie nicht.
Sie sah wunderschön aus.
Er lächelte. Schon wieder ein Fehler. Ihr Kinn schoss hoch, und er wusste, sie würde ihm den Kopf abreißen.
„Danke für die Sachen, signor .“
„Ich heiße Rafe.“
„Danke, Signor Orsini“, wiederholte sie und holte tief Luft. Was seinen Blick automatisch auf das T-Shirt lenkte, das sich über ihrem Busen hob und senkte. „Und danke hierfür“, sagte sie in einem Ton, der ihn das T-Shirt und alles, was sich darunter befand, sofort vergessen ließ. Als er den Blick hob, blitzte etwas unverkennbar Metallisches kalt in ihrer Hand auf. „Fassen Sie mich an, bringe ich Sie um!“
Tja, sie hatte also nicht nur seine Haarbürste gefunden, sondern auch seine Nagelschere. „Chiara“, sagte er ruhig, „leg das weg.“
„Erst wenn wir in New York sind und Sie mich freilassen.“
„Du bist frei.“ Seine Lippen zuckten. „Ich habe dich geheiratet, nicht gekauft.“
„Ich verlange, dass die Ehe annulliert wird. Eine Scheidung, was immer vom Gesetz her nötig ist.“
Er merkte, wie sein Temperament zu brodeln begann. Sie war wohl kaum in der Position, um Forderungen zu stellen.
„Ich habe Geld.“
Seine Augenbrauen schnellten hoch. „Was?“
„Ich habe den Schmuck meiner Mutter,
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