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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Simmons
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weder männlich noch weiblich, durchschnitt die kühle Abendluft. »Dies hier ist mein Spiel, und wir werden es nach meinen Regeln spielen«, fuhr die seltsame körperlose Stimme fort.
    Gillian gerann das Blut in den Adern.
    Die unheimliche Gestalt stand da und lauschte.
    Sie verhielt sich mucksmäuschenstill. Nur die Feldmäuse, die durch den Mais huschten, und das Rascheln der trockenen Maishalme, die man sofort nach dem Herbstfest ernten würde, waren in der leichten Abendbrise zu hören.
    Plötzlich klickte ein Stiefelabsatz an den anderen, und der kopflose Reiter verschwand in einem Gang, der von ihrem Versteck wegführte.
    Sie atmete immer noch nicht.
    Sie rührte sich immer noch nicht.
    Sie wartete.
    Ihr Handy fing an zu vibrieren. Sie holte es vorsichtig aus der Tasche und sah auf das Display.
    »Sam«, flüsterte sie und deckte das Mikro mit der Hand ab, um ihre Stimme zu dämpfen.
    »Wo, um Himmels willen, steckst du?«, fragte er in einem Ton, der Nervosität und Besorgtheit verriet.
    »Irrgarten«, erklärte sie knapp.
    »Ich kann dich kaum verstehen. Warum flüsterst du?«
    »Gefahr.«
    »Bist du in Gefahr?«
    »Ja.«
    »Wieso? Weshalb?« Die Worte blieben ihm fast im Hals stecken.
    »Jemand verfolgt mich.«
    »Wer verfolgt dich?«
    »Der kopflose Reiter.«
    »Jemand, der als kopfloser Reiter verkleidet ist, ist hinter dir her?« In seiner Stimme klang Ärger mit, aber nicht nur gewöhnlicher Ärger. Dieser Ärger ging weit über das hinaus, was sie in der Vergangenheit hin und wieder in seiner Stimme hatte mitschwingen hören. Er war außer sich.
    »Hm-hm.«
    »Hast du dich versteckt?«
    »Hinter einer Vogelscheuche.«
    »Bleib, wo du bist, und rühr dich nicht vom Fleck, bis du das Weiße in meinen Augen sehen kannst. Ich werde dich finden, koste es, was es wolle.«
    Sie glaubte ihm. »In Ordnung.«
    »Warte eine Minute …« Irgendetwas tat sich an seinem Ende der Leitung.
    »Sam?«
    »Der kopflose Reiter kommt gerade aus dem Irrgarten. Ich werde mit unserem Freund mal ein Wörtchen reden müssen, wer immer es auch ist.«
    »Sei vorsichtig«, flüsterte sie.
    Sie hörte, dass Sam einen Befehl bellte. »Stopp, Sie bleiben auf der Stelle stehen, Mister. – Was fällt Ihnen ein, eine hilflose Frau zu erschrecken? Wer glauben Sie, wer Sie sind?«
    Eine hilflose Frau?
    Er konnte doch nicht sie gemeint haben. Sie war nicht hilflos. Sie war absolut in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Das hatte sie jahrelang getan. In den Straßenschluchten von New York. In Rom. In Madrid. Und verdammt noch mal auch in Sweetheart, Indiana!
    Und warum versteckst du dich mitten in einem Maisfeld hinter einer Vogelscheuche, Gillian?
    »Runter mit dem Kopfteil«, hörte sie Sam befehlen. »Ich möchte Ihr Gesicht sehen.«
    Stille.
    Dann ein unverständliches Murmeln und anschließend ein überraschter Aufschrei. »Esther?«
    Gillian merkte auf. Esther? Esther Preston? Sie musste sich verhört haben. Das machte alles keinen Sinn.
    »Ich kann Ihnen alles erklären, Mr. Law«, hörte sie die vertraute Stimme von Miss Rogozinskis Haushälterin sagen.
    »Das hoffe ich verdammt noch mal auch. Und es muss eine verdammt gute Erklärung sein.« Sams Stimme klang drohend.
    »Ich wollte sie warnen. Aber ich habe sie nicht gefunden. Sie war nicht mehr dabei, als Max mit den Kindern wieder aus dem Irrgarten kam. Ich hatte Angst, er könnte versuchen, ihr etwas anzutun.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. »Er wusste Bescheid, verstehen Sie? Er wusste über meine Lady Bescheid. Er ist wirr im Kopf und hat alles durcheinander gebracht. Das ist der Alkohol. Er hat schon seinem Vater nicht gut getan, und er tut ihm nicht gut. Sie müssen ihn aufhalten, Mr. Law, bevor er etwas Schlimmes anstellt. Bevor er ihr etwas antut.«
    »Sie meinen Ms. Charles?«
    »Ja, Sir, Ms. Charles.«
    Plötzlich nahm Gillian im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Sie wandte sich um. Es war die Gestalt in den langen, wehenden schwarzen Gewändern. Es war der kopflose Reiter.
    Er war wieder zurückgekommen.
     
    »Sam«, hörte er Gillian am anderen Ende der Leitung wispern, »du hast den Falschen erwischt.«
    Er ließ Esther Preston los. »Was?«
    »Der kopflose Reiter ist immer noch im Irrgarten. Ich kann ihn sehen, und ich glaube, er hat ebenfalls eine ziemlich gute Vorstellung davon, wo ich bin.« Sie machte eine kurze Pause und fügte dann mit leiser, aber bestimmter Stimme hinzu: »Ich werde wohl weglaufen müssen.«
    Sam gefror das Blut in den Adern.

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