Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
in den Augen starrte sie auf ihren Sohn hinunter. »Und dann starb mein Daddy. Sie hat ihn vergiftet.« Er deutete auf seine Mutter. »Und ich habe versucht, die da zu vergiften.« Seine hasserfüllten Augen blickten Gillian an. »Hast nie von dem verdammten Tee getrunken, was?«
Gillian runzelte die Stirn. »Welcher Tee?«
»Ich fand ihn in deiner Küche. Er hieß Sweet Dreams. Hab ihn mit einer kleinen Extraportion ein bisschen gestreckt.«
»Ich habe den Tee verschüttet.« Ihr Blick suchte Sams Augen. Sie erinnerten sich beide an den Abend. »Und ihn dann durch die Hintertür nach draußen gekehrt.«
Plötzlich trat Truman Hart nach vorne und klärte Warren auf: »Deine Mutter hat deinen Vater nicht vergiftet. Jeder hier in Sweetheart weiß, dass die Ärzte ihr eine bestimmte Medizin gaben, die sie seinem Alkohol zusetzen sollte. Es war ein letzter, verzweifelter Versuch, ihm dabei zu helfen, endlich mit dem Trinken aufzuhören. Aber es war schon zu spät. Seine Gesundheit war bereits irreparabel geschädigt. Er hatte Leberzirrhose. Dein Vater hat sich selbst zu Tode gesoffen.«
Warren blickte zu seiner Mutter hoch. »Aber ich kenn noch andere Geheimnisse, Mom. Ich weiß genau über die feine Lady Bescheid. Was ihr gehört, sollte eines Tages dir gehören und schließlich mir.« Er warf einen bösen Blick auf Gillian. »Sie hat kein Recht darauf. Sie durfte nichts davon bekommen.«
Esther trocknete schnell ihre Tränen. In ihrer Stimme war kein Mitleid, als sie sich an ihn wandte. »Du kennst keine Geheimnisse von irgendjemandem; also behalte deine verrückten Ideen für dich, Warren. Und sag kein Wort mehr über meine Lady. Nicht ein Wort.«
Er öffnete schon den Mund, besann sich dann aber anders.
Sam trat auf Esther zu. »Der Sheriff ist jetzt da, um ihn mitzunehmen, Esther. Ich denke, man wird ihn von Amts wegen in die Psychiatrie überstellen und ihn dort untersuchen. Er braucht professionelle Hilfe.«
Minerva Bagley gesellte sich zu ihnen und legte tröstend einen Arm um Esther. »Kommen Sie, meine Liebe, ich werde Sie nach Hause bringen.«
»Danke, Mr. Law«, sagte die Haushälterin. Dann drehte sie sich um und ging.
Warren Preston murmelte immer noch vor sich hin, als der Sheriff ihn zu dem wartenden Polizeifahrzeug führte. »Es ist alles ihre Schuld. Es sollte mir gehören. Ich sollte es bekommen.«
Kapitel 30
»Ich verstehe nicht, warum Warren Preston mich als Bedrohung ansah«, sagte Gillian am nächsten Nachmittag zu Anna. Sie saßen im Vorderzimmer der berühmten Pianistin, nicht weit von deren geliebtem Steinway-Flügel entfernt, tranken Earl Grey und aßen selbst gebackenen Mohnkuchen von Minerva Bagley.
»Warren hatte anscheinend die fixe Idee, ich hätte vor, all meinen Besitz, meinen Schmuck und sogar mein Haus seiner Mutter zu hinterlassen. Er glaubte, eines Tages würde das alles ihm gehören.«
»Er hatte das Gefühl, es stünde ihm zu.«
»Ja, war wohl so.« Anna schüttelte missbilligend den Kopf. »Obwohl ich beim besten Willen nicht die geringste Ahnung habe, warum. Esther Preston wäre nie auf so eine Idee gekommen. Sie ist eine bescheidene, hart arbeitende Frau und eine zuverlässige Freundin, die mir gegenüber immer loyal gewesen ist.«
»Arme Esther. Sie schien über Warrens Verhalten genauso entsetzt wie wir anderen.«
»Der Verdacht, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte, kam ihr erst gestern. Sie konnte nicht begreifen, warum ihr Sohn darauf bestand, das gleiche Kostüm wie sie zu tragen. Offensichtlich hatte er in der Vergangenheit nie irgendwelches Interesse gezeigt, an der Maismaskerade teilzunehmen.«
»Warum ausgerechnet jetzt? Und warum als kopfloser Reiter?«
»Genau.« Anna schien über diese Frage kurz nachzudenken und sagte dann: »Warren mag zwar krank sein, aber er ist bei aller Geistesgestörtheit doch ziemlich raffiniert. Was auch immer er Ihnen gestern Abend antun wollte, er rechnete sich eine reelle Chance aus, dass man seine Mutter statt ihn dafür zur Verantwortung ziehen würde.«
»Das entspricht nicht gerade dem, was ich mir unter familiärer Loyalität vorstelle. Aber ich kann immer noch nicht verstehen, was das Ganze mit mir zu tun hat«, meinte Gillian und aß noch einen Happen Kuchen. »Er hatte durch meine Anwesenheit in Sweetheart doch nichts zu befürchten.«
Anna räusperte sich, stellte ihre Teetasse auf den Tisch und griff nach Gillians Hand. »Das ist offen gesagt nicht ganz richtig, meine Liebe. Warren hatte von
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