Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
vertraut und kannte die Anwälte beider Seiten.«
»Verstehe.«
Es sah so aus, als seien damit alle gesellschaftlichen Nettigkeiten ausgetauscht. Samuel Law räusperte sich noch einmal und fragte: »Was halten Sie davon, wenn wir jetzt zum geschäftlichen Teil übergehen?«
»Natürlich.« Gillian entschloss sich, sein Angebot von zuvor nun doch anzunehmen. Sie setzte sich auf den nächstbesten Stuhl und zog an dem Tuch, das sie um den Kopf geschlungen hatte. Es legte sich in Falten um ihre Schultern. Sie steckte die Sonnenbrille in ihre Handtasche, strich ihren schwarzen Rock glatt, schlug die Beine übereinander und wartete.
Es entstand eine kurze Pause, bevor Sam begann. »Ich nehme an, Thaddäus Martin und Trace Ballinger sind die Klauseln Ihres Treuhandvertrags mit Ihnen durchgegangen.«
Sie nickte.
»Verstehen Sie die Bedingungen?«
Gillian war plötzlich müde. Nein, nicht müde, sie war ausgepumpt. »Ich denke schon.«
Er war ganz Geschäftsmann und absolut sachlich. »Sie müssen wissen, worum es geht.«
Gillian klammerte die Hände fest um ihre Handtasche. Das Leder war butterweich und fühlte sich kühl an. »Ich bin sicher, Sie werden es mir erklären, Mr. Law.«
»Sam«, erinnerte er sie. Ohne jede Zäsur nahm er den Faden wieder dort auf, wo er aufgehört hatte. »Sie dürfen in Sweetheart nicht später als in der ersten Maiwoche eintreffen. Das haben Sie getan« – er warf einen Blick auf die Uhr -, »vier Stunden vor Ablauf des Ultimatums.«
Sie biss sich auf die Zunge. Erbsenzähler.
»Die zweite Bedingung ist, dass Sie mindestens sechs Monate ununterbrochen in Sweetheart wohnen.«
Sechs Monate in Sweetheart, Indiana. Gillian seufzte. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit.
Er setzte sich ihr gegenüber hin und blätterte rasch verschiedene Schnellhefter durch, die er vor sich liegen hatte, bis er offensichtlich fand, was er suchte. Er studierte die handgeschriebenen Notizen. »Sie dürfen mit niemandem über diese Klauseln sprechen.«
»Außer mit Ihnen natürlich«, meldete sie sich.
»Außer mit mir«, sagte er mit Nachdruck.
Sie hätte sowieso niemandem irgendetwas erzählt. Es wäre nicht sehr höflich, sich bei den hiesigen Bewohnern darüber auszuweinen, dass sie gezwungen wäre, in Sweetheart zu leben.
Sam warf einen Blick auf die eilig hingekritzelten Anmerkungen. »Da ich den hiesigen Immobilienmarkt im Gegensatz zu Ihnen kenne, habe ich mir die Freiheit genommen, ein Haus für Sie zu besorgen.«
»Ein Haus?«
»Vertrauen Sie mir, Sie wollen doch nicht das nächste halbe Jahr in einem Bed & Breakfast wohnen.«
Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Doch bevor sie noch ein Wort sagen konnte, fügte er hinzu: »Mary Kay kann einen zuquasseln, bis einem die Ohren abfallen.«
»Mary Kay?«
»Mary Kay Weaver. Sie war mal mit Doodles Weaver verheiratet. Jetzt führt sie das B & B.«
Gillian fragte sich, ob es wohl in Sweetheart ausgeschlossen war, mit Doodles Weaver verheiratet zu sein und gleichzeitig eine Pension zu führen.
Sie machte den Mund ein zweites Mal auf.
Und wieder kam er ihr zuvor. »Hier in der Stadt gibt es kein Holiday Inn. Und die einzig verfügbare Mietwohnung hat die Größe eines Kaninchenstalls. Ich wusste, dass Sie mehr Platz als ein 20 Quadratmeter großes Appartement brauchen, das kaum Raum für Ihren Flügel bietet, geschweige denn irgendwelche anderen persönlichen Sachen.«
Er war anmaßend und unverschämt, aber er hatte Recht. »Danke, dass Sie mir ein Haus besorgt haben.«
»Gern geschehen. Ich habe auch eine junge Frau für Sie an der Hand, die bereit ist, Ihre Wäsche zu machen und was sonst noch so anfällt.«
Er hatte offensichtlich an alles gedacht.
»Ach ja, der Klavierstimmer ist letzten Montag hier eingetroffen. Behauptete, er käme von der Firmenleitung.«
»Mr. Biaggi?«
»Jaja, das war sein Name.«
»Ich würde Mr. Biaggi nicht gerade einen Klavierstimmer nennen, aber er ist der Beste in dem Geschäft.«
»Und was ist das für ein Geschäft?«
»Mr. Biaggi ist ein Genie. Er ist äußerst intuitiv, und er hat eine ganz besondere Beziehung – fast eine spirituelle Verbindung, wenn Sie so wollen – zu Tasteninstrumenten. Er ist auch ein begnadeter Pianist.«
Der Ausdruck auf Samuels Gesicht sagte ganz klar: Vielen Dank auch, dass Sie mich so umfassend über Mr. Biaggi aufgeklärt haben .
»Ich wollte auch schon das Transportproblem lösen, aber ich dachte, Sie würden sich gern selbst ein Auto aussuchen.«
Gillian
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