Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
Mal.
Sam schien sich über irgendetwas zu amüsieren. »Sind Sie Alkohol gewohnt?«
Sie verzog das Gesicht und gab zu: »Nicht so sehr.«
»Dann sollten Sie sich mit dem Guinness Zeit lassen«, riet er ihr, »zumindest bis unsere Sandwichs kommen.«
Gillian fragte sich, ob ihre Sandwichs überhaupt essbar wären. Zwanzig Minuten später hörte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung sagen: »Sam, das sind die besten Reuben-Sandwichs, die ich je probiert habe.«
»Das nette Kompliment gebe ich gern an Hilda weiter«, sagte plötzlich eine muntere Stimme neben ihnen. Sie blickten hoch und bemerkten den Pub-Besitzer, der an ihren Tisch getreten war.
»Jetzt verstehe ich auch, warum jeder Tisch in Ihrem Lokal besetzt ist, Mr. McGinty«, sagte Gillian.
»Nennen Sie mich ruhig Mike.«
»Wenn Sie mich Gillian nennen.« Sie lächelte zu ihm hoch. »Ihr Essen ist köstlich, Mike.«
Der Ire strahlte. »Das Geheimnis sind das koschere Corned Beef und die Soße. Die Rezepte sind in der Familie meiner Frau von Generation zu Generation weitergegeben worden. Vor unserer Heirat half Hilda ihren Eltern, und davor ihren Großeltern in deren Restaurant drüben in Hoboken.« Mike seufzte und stopfte das feuchte Putztuch in die behelfsmäßige Schürze, die er um die Taille gebunden hatte. »Aber glauben Sie bloß nicht, dass sie ihr die Heirat mit einem McGinty je verziehen hätten.«
»Denk immer daran, Hobokens Leid ist Sweethearts Freud«, erinnerte ihn Sam – offensichtlich nicht zum ersten Mal.
»Jetzt klingst du wie Hilda.« Mike grinste Gillian an. »Ich überlasse Sie jetzt wieder Ihrem Essen, bevor alles durchweicht. Ich wollte Sie nur im Namen des Hauses McGinty willkommen heißen.« Er wandte sich an Sam und wedelte mit einem Finger vor ihm herum. »Wenn du irgendetwas brauchst, Sam, du oder deine Begleitung, egal was, dann musst du nur Mary Bescheid geben.«
»Danke, Mike.«
Der Pub-Besitzer schlüpfte wieder hinter seine Theke, aber nicht, ohne ihnen noch zu verkünden: »Ich lass euch ein Stück von Hildas frisch gebackener Apfelpie und Erdbeerpie bringen. Aber wartet erst mal ab, bis die Rhabarbersaison begonnen hat und ihr die Rhabarberpie probiert habt.«
Gillian stöhnte anerkennend auf. »Puh, ich kann nicht mehr. Kann man von Mike einen Doggiebag bekommen?«
»Kann man. Aber hier sind sie tatsächlich für Hunde gedacht.« Als Sam die Enttäuschung auf ihrem Gesicht sah, taten ihm seine Worte anscheinend Leid. »Ich bin sicher, dass man uns die andere Hälfte Ihres Sandwichs und Ihre Pie einpackt, damit Sie es mitnehmen können.«
Sofort hellte sich ihre Miene auf. »Es würde mir das Herz brechen, wenn ich das alles hier zurücklassen müsste.«
In diesem Augenblick gingen zwei Damen unbestimmten Alters – nicht gerade alt, aber auch keineswegs mehr jung -, die offensichtlich auf dem Weg zur Tür waren, an ihrem Tisch vorbei. Eine von ihnen blieb stehen und klopfte Sam auf die Schulter. Sie schnalzte mit der Zunge und fühlte sich offensichtlich bemüßigt, Sam zu warnen. »Lass dir nicht noch einmal das Herz brechen, Sam.«
Gillian verschluckte sich beinahe an ihrem Bier.
Sam reagierte überraschend schnell: »Keine Angst, Goldie«, und fügte dann hinzu: »Guten Abend, Minerva.«
Die zweite Frau erwiderte seinen Gruß, ohne allerdings ihre Augen von Gillians Gesicht zu lassen.
»Es ist unhöflich, jemanden beim Essen zu unterbrechen, Minerva.« Die erste Frau hatte es plötzlich eilig, und bevor noch die Gelegenheit entstand, sich gegenseitig vorzustellen, hatte sie sich schon abgewandt und war gegangen.
Der Frau, die sich Minerva nannte, blieb keine andere Wahl, als ihr zu folgen.
Gillian wischte sich mit einer Papierserviette den Mund ab und schenkte sich den abgestandenen Rest aus der Bierflasche ein. »Was war das denn?«
Sam zuckte die Achseln.
Sie warf ihm einen intensiven Blick zu. »Meinen Sie nicht, dass eine gedeihliche Anwalt-Klienten-Beziehung auf Vertrauen basiert?«
»Doch, sicher«, stimmte er zu.
»Und zwar gegenseitigem Vertrauen?«
»Unbedingt.«
»Also, Sam, für wen halten mich diese beiden Frauen?«
»Ich kann es zwar nicht mit Sicherheit sagen, aber es ist gut möglich, dass der eine oder andere Sie – fälschlicherweise natürlich – für meine Verlobte hält.«
»Verlobte?« Gillians Stimme war plötzlich eine Oktave höher als normal. Sie beugte sich in einer Art Vertraulichkeit über den Tisch zu ihm vor. »Sie sind verlobt?«
»Nein.«
Ihr Kopf begann
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