Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
gleichzeitig im Bett, verlobt und sogar verheiratet.«
Sam stellte den Blinker an und bog rechts um die Ecke. »Nordamerika, Europa und …?«
»Australien«, ergänzte sie. »Außerdem hängte man mir Magersucht, Bulimie, Drogenabhängigkeit, Sexbesessenheit, sogar Opernsucht an.«
Sie hob die Hände hoch und ließ sie resigniert wieder fallen.
Ungläubig sagte er: »Opernsucht?«
»Jeden Tag rechne ich damit, auf der ersten Seite irgendeines Käseblättchens ein grobkörniges Schwarzweißfoto von mir zu entdecken mit der Schlagzeile: GROSSERBIN VON AUSSERIRDISCHEM SCHWANGER«.
Sam hatte nie darüber nachgedacht, wie das für sie sein musste. »Lauern Ihnen die Paparazzi auf?«
»Ich benutze dieses Wort mit ›p‹ nie«, sagte sie. »Aber um Ihre Frage zu beantworten, ja; in der Vergangenheit haben sie es ein paar Mal getan.«
»Und wie schützen Sie sich dagegen?«
Sie atmete einige Male tief durch, offensichtlich um sich zu beruhigen. »Durch das, was ich immer getan beziehungsweise auf die harte Tour gelernt habe. Ganz zurückgezogen leben. Mir meine Freunde genau aussuchen. Mein Leben so leben, wie ich es für richtig halte. Und mir genau überlegen, mit wem ich mich verabrede.«
»Da kann ich mithalten.«
Sie drehte sich um, um nach Max auf dem Rücksitz zu sehen. »Ist das der Grund, warum Sie nicht geheiratet haben, Sam?«
Er flüchtete sich in die üblichen Entschuldigungen. »Keine Zeit und nie die richtige Frau gefunden. Außerdem ist es nicht so leicht, mit mir zusammenzuleben.« Er starrte geradeaus. »Und wie sieht es bei Ihnen aus?«
Gillian antwortete nicht sofort. Als sie schließlich sprach, war ihre Stimme so leise, dass Sam sich anstrengen musste, um sie zu verstehen. »Ich will nicht jemanden, mit dem ich zusammenleben kann, ich will jemanden, ohne den ich nicht leben kann.« Selbst in der Dunkelheit konnte er spüren, dass sie ein bisschen verlegen war. »Ich vermute, das klingt ziemlich töricht, pubertär und gefühlsduselig.«
»Es ist nie töricht, danach zu streben, was man wirklich will. Es ist nur dumm, sich mit weniger zufrieden zu geben.«
Der Wagen rollte vor seinem Haus aus und hielt. Okay, vor Gillians Haus.
»Danke, Sam, fürs Abendessen und für alles.«
»Gern geschehen.« Er wandte sich Max zu. »Los, Kumpel, wir bringen die Lady noch bis zur Haustür.« Sie standen auf der Vorderveranda, und Gillian kramte gerade in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel, als Sam einen Umschlag bemerkte, der zwischen Tür und Türpfosten geklemmt war. »Sieht aus, als wäre jemand während unserer Abwesenheit hier gewesen.«
Gillian drehte den Schlüssel im Schloss um, drückte die Tür auf, und Sam fing den weißen Geschäftsumschlag auf, der dabei zu Boden flatterte. »Für wen ist der?«
Er drehte ihn um. »Weder Name noch Adresse.« Er hielt ihr den Umschlag hin. »Wollen Sie sich die Ehre geben?«
Gillian schlitzte den Brief mit der Kante ihres Schlüssels auf und zog ein einzelnes Blatt Papier heraus. Sie faltete es auseinander, hielt es gegen das Verandalicht und las laut vor: »›Gehen Sie dorthin zurück, woher Sie gekommen sind. Kein Mensch will Sie hier.‹« Sie überprüfte den Zettel auf beiden Seiten und reichte ihn dann Sam. »Keine Unterschrift.«
Er schüttelte den Kopf. »Die fehlt in solchen Fällen immer.«
Eine kleine Falte wurde zwischen ihren Augenbrauen sichtbar. »Ich dachte nicht, dass irgendjemand von meiner Anwesenheit weiß.«
»Limousinen sind nur schwer zu übersehen.«
Er merkte, dass sie einen leichten Konversationston anzuschlagen versuchte. »Davon gibt es wohl nicht so viele in der Stadt?«
»Wenn nicht gerade eine Prom Night stattfindet oder zufällig ein Begräbniskonvoi durch die Stadt zieht, nein, dann sieht man auf der Hauptstraße von Sweetheart nicht gerade viele Stretch-Limousinen.«
Sie seufzte. »Ein paar Leute haben vermutlich doch etwas von meiner Ankunft mitbekommen.«
»Mehr als ein paar.« Sam zählte die möglichen Personen an den Fingern auf: »Mr. Biaggi, der Lkw-Fahrer, die Umzugsleute, die Handwerker, die die Verandapfosten und das Vorderfenster vorübergehend ausgebaut haben, meine Sekretärin, obwohl sie die Diskretion in Person ist. Dann Sylvia – sollte sie allerdings irgendetwas gesagt haben, dann war es sicher ohne jeden Arg. Zu Gemeinheiten ist sie überhaupt nicht fähig. Außerdem jeder, der Ihre Limousine zufällig vor meinem Büro hat stehen sehen, und alle in dem Pub heute Abend.« Die Finger
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