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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Simmons
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kann man auch zu viel des Guten wissen, dachte Gillian bei sich.
     
    Wie viel soll ich ihr erzählen?
    Und wo überhaupt beginnen?
    »Lassen Sie uns in die Bibliothek gehen und unseren Tee dort trinken«, schlug Minerva vor, als ihr Gast sich anbot, das Tablett zu tragen. »Dort hat mein Onkel seine speziellen Andenken aufbewahrt; auch das, das ich Ihnen gerne schenken möchte.«
    »Das Zimmer gefällt mir.«
    Minerva setzte sich in einen bequemen Sessel, nahm einen Schluck Tee und seufzte zufrieden. »Mir auch. In der Tat ist dieses Zimmer mein Lieblingszimmer. Ich kann mich noch daran erinnern, wie stolz ich war, als Onkel Bert mir zum ersten Mal erlaubte, bei ihm in der Bibliothek zu sitzen und zu lesen.« Es war eine ihrer Kindheitserinnerungen, auf die sie am meisten stolz war. »Das Buch hieß ›Little Women‹. Ich war damals acht Jahre alt.«
    »Genau so habe ich auch empfunden, als mein Großvater mir endlich erlaubte, sein Arbeitszimmer zu betreten.«
    »Wie alt waren Sie da?«
    »Zehn, fast elf.« Gillian Charles trank einen Schluck Himbeertee. »Er schmeckt köstlich und gar nicht so süß, wie man es von Himbeeren erwarten würde. Im Gegenteil, er ist überraschend herb.« Sie nahm noch einen Schluck. »Er schmeckt mir sogar sehr gut, Ms. Bagley.«
    Minerva war geschmeichelt. »Danke.«
    Die junge Frau stellte die Teetasse auf dem Tisch ab und starrte einen Augenblick lang abwesend in die Luft, bevor sie sich wieder an Minerva wandte: »Wann ist mein Großvater Ihrem Onkel begegnet?«
    Minerva kannte die Geschichte auswendig. »1942, als Jacob auf einer Militärbasis in der Nähe biwakierte.«
    Gillian nickte bestätigend. »Ich wusste, dass mein Großvater zu Beginn seiner Offiziersausbildung irgendwo im Mittleren Westen bei der Infanterie stationiert war.«
    »Ungefähr dreißig Meilen von Sweetheart entfernt gab es einen riesigen Militärkomplex. Der Standort ist schon vor Jahrzehnten von der Regierung geschlossen worden.« Minerva wählte ihre Worte mit Bedacht. »Während des Krieges betrachtete es mein Onkel als seine patriotische Pflicht, einen Soldaten am Sonntag zum Abendessen oder auch zum Wochenende einzuladen, wenn die GIs nur ihre normalen vierundzwanzig oder achtundvierzig Stunden Ausgang hatten. Für die meisten Soldaten war die Zeit zu kurz, um zu ihren eigenen Familien heimzufahren.«
    »Ihr Onkel hat sie also hierher eingeladen, um mit seiner Familie das Wochenende zu verbringen.«
    »Ja, gemeinsam mit meiner Tante, meinen Eltern, meinen Cousins und Cousinen, mit tatsächlich dem gesamten damaligen Bagley-Clan. Die Idee machte schließlich in der ganzen Stadt Schule.«
    »Das war eine sehr nette Geste.«
    »Die Zeiten damals waren insgesamt netter, wie man mir erzählt hat. Nach dem, was mein Onkel später darüber berichtet hat, war ihm bewusst geworden, dass auf jene Männer Gefahren zukamen, von denen er nie auch nur eine Ahnung bekommen würde.« Minerva fühlte sich bemüßigt, diesen Umstand näher zu erklären: »Onkel Bert war mit über vier Dioptrien stark kurzsichtig. Er hat dreimal versucht, sich zum Militär zu melden, und wurde bei jeder Waffengattung abgewiesen. Und so war die Einladung der Fremden zu sich nach Hause seine Art, sich bei denen zu bedanken, die ihrem Vaterland in Uniform dienen konnten.«
    »Ich wünschte, ich hätte meinem Großvater mehr Fragen über den Krieg gestellt«, sagte Gillian bedauernd. »Er sprach von sich aus nicht darüber.«
    »Viele Männer dieser Zeit taten das nicht«, erwiderte Minerva und fügte dann ganz beiläufig hinzu: »Ich nehme an, Ihr Großvater hat auch nicht viel über Sweetheart erzählt.«
    Gillian schüttelte den Kopf.
    »Dafür hat Sweetheart sich immer an Jacob Charles erinnert. Und ich meine nicht wegen seiner späteren Aktivitäten im hiesigen Immobiliengeschäft.« Sie nahm noch einen Schluck Tee. »Sie könnten durchaus noch einige ältere Semester finden, die ihn von damals her kennen.«
    Das Gesicht der jungen Frau hellte sich auf. »Ich würde mich sehr gerne mit ihnen unterhalten.«
    »Nun, ich nehme doch stark an, dass Sie jetzt, da Sie sich für eine Weile in Sweetheart niedergelassen haben, eine ganze Menge Leute von hier kennen lernen werden.«
    »Das nehme ich auch an.«
    Nachdem Minerva noch eine Tasse Himbeertee getrunken und ein, zwei Gebäckstücke gegessen hatte, streckte sie die Hand aus und tätschelte die perfekt manikürte Hand von Gillian. »Ach, meine Liebe, ich freue mich so sehr, dass Sie heute

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