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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Simmons
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sehen, gehöre ich zu einer langen Linie unverbesserlicher Sammler«, erklärte ihre Gastgeberin glucksend. »In der Tat glaube ich nicht, dass irgendjemand in meiner Familie je etwas weggeworfen hat.« Minervas dunkelbraune Augen funkelten amüsiert. »Die Leute in Sweetheart nennen uns schon seit Generationen Eichhörnchen.«
    Es gab schlimmere, weitaus schlimmere Attribute, dachte Gillian bei sich.
    »Wenn man alles in Ordnung halten will, wächst einem die Arbeit bei so vielen Sachen allerdings leicht über den Kopf«, räumte Minerva ein. »Alleine schaffe ich das nicht mehr. Deshalb kommt Sylvia zweimal die Woche Staub wischen.«
    »Ist das die Sylvia, die auch für Sam arbeitet?«
    Die Frau nickte. Eine grau melierte, mausbraune Haarsträhne löste sich aus ihrer hochgesteckten Frisur, die die Haarklemmen genauso schnell wieder verlor, wie Minerva sie wahllos und wenig erfolgreich zurücksteckte. »Ich bin montags und mittwochs, Sam freitags dran.«
    »Und wo arbeitet sie dienstags und donnerstags?«
    Minerva tippte mit dem rechten Zeigefinger an die Unterlippe und bewegte ihn auf und ab. »Nun, donnerstags war sie immer bei Anna Rogozinski, bis deren Arthritis so schlimm wurde, dass sie jemanden brauchte, der ständig nach ihr sah, sie bekochte und sauber machte. Und dienstags? – Weiß ich nicht mehr.« Sie befühlte prüfend ihre Frisur, was jedoch nur den Abgang einer weiteren Haarklemme zur Folge hatte. »Kann sein, dass Donnerstag Sylvias freier Tag ist.«
    Gillian blieb neben dem Modell eines menschlichen Kopfes stehen. Es schien aus Elfenbein gefertigt zu sein und war mit verschiedenen Inschriften bedeckt. Direkt neben dem Kopf lag eine ähnlich beschriftete Hand: »Die Stücke hier sind ziemlich alt.«
    »Sie sind aus England, Mitte neunzehntes Jahrhundert, das heißt, sie sind mehr als hundertfünfzig Jahre alt. Mein Ururgroßvater, Reginald Bagley, brachte sie als Souvenirs, als echte Kuriositäten mit, als er in den 70er-Jahren des vorletzten Jahrhunderts den Kontinent bereiste. Die viktorianische Gesellschaft liebte Kuriositäten. Im Übrigen war das natürlich lange, bevor die Einfuhr von Elfenbein strafbar wurde.«
    Gillian las, gewissermaßen als Kostprobe, die Worte, die auf der Handfläche eingeritzt waren, laut vor: »Auf dem Zeigefinger steht ›Jupiter‹ und gleich daneben auf dem Mittelfinger ›Saturn‹, dann ›Merkur‹ und ›Apollo‹ und unterhalb des Handgelenks ›Mondberg‹.«
    »Das sind die Berge und Linien der menschlichen Hand, die man beim Handlesen analysiert.«
    »Ich habe mir einmal von einer alten Frau, die am Fuße der Pyrenäen auf einer kurvigen Landstraße am Wegesrand saß, aus der Hand lesen lassen«, erinnerte Gillian sich.
    Als Minerva mit einem »Hm« ihr Interesse bekundete, fuhr Gillian mit ihrer Geschichte fort.
    »Die Wahrsagerin verkaufte Gläser mit Pickles und selbst gemachten, in Flaschen abgefüllten Wein. Taschentücher, die sie mit feiner Spitze umhäkelt hatte, bot sie auch noch feil.
    Als ich die Sachen, die ich mir ausgesucht hatte, bezahlen wollte, nahm mir die Alte die Münzen aus der Hand, ließ sie in den kleinen Geldbeutel gleiten, den sie an einer Kordel um den Hals trug, und zog meine Hand zu sich heran, die sie intensiv zu studieren begann. Sie muss halb blind gewesen sein, so nah, wie sie sich meine rechte Hand unter die Nase hielt.
    Als ich sie fragte, was sie vorhabe, murmelte sie irgendetwas auf Katalanisch. Das war die einzige Sprache, die sie sprach. Glücklicherweise konnte ich etwas Spanisch und Französisch, sodass wir uns irgendwie verständigen konnten.« Gillian hatte an diese Begebenheit und an die alte Frau schon eine ganze Zeit lang nicht mehr gedacht. »Seltsam, ich höre immer noch ihre Stimme. Und ich erinnere mich auch noch an den wunderschönen Spitzenschal, den sie sich um die Schultern geschlagen hatte.«
    »Wo war das?«
    »In Andorra. An der Grenze zu Spanien.«
    Minerva hörte sehr konzentriert zu. »Hat die alte Frau Ihnen irgendetwas Interessantes erzählt?«
    Gillian dachte nach. »Sie prophezeite mir ein langes und glückliches Leben.« Sie ließ sich ihre Skepsis durchaus anmerken. »Sagen die Wahrsager das nicht routinemäßig zu all ihren Kunden?«
    Minerva zögerte mit ihrer Zustimmung. »Nicht unbedingt«, sagte sie vage.
    »Nun, meine schon. Sie behauptete auch, ich würde meine wahre Liebe zu einem unerwarteten Zeitpunkt und an einem unerwarteten Ort finden. Und dann sprach sie noch von sechs oder

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