Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
erwartet. Ich hoffe doch, es geht ihm gut?«
»Es geht ihm sehr gut. Er lässt dich grüßen und entschuldigt sich. Er musste nach Mailand, und deshalb kümmere ich mich jetzt selbst um deinen Flügel.« Er zog sie näher an sich. »Um dich zu sehen, ist mir jede Gelegenheit recht, Darling.« Er machte mit der freien Hand eine Geste in der Luft. »Aber warum vergräbst du dich hier draußen am Ende der Welt? Von Newport aus muss man dreimal den Flieger wechseln, und dann noch die lange Fahrt bis hierher.«
»Wir sind hier nicht am Ende der Welt«, sagte Sam, »wir sind hier am Nabel von Amerika.«
»Ja, richtig«, stimmte der Mann zu und lachte in seiner kultivierten Art. »Ich glaube, ich habe am Flughafen ein Schild gesehen, wo so etwas Ähnliches draufstand.« Irgendwie schaffte er es, dass Sam sich wie ein Außenseiter fühlte. »Wir haben eine Menge nachzuholen, Gillian. Madge lässt dich übrigens herzlich grüßen, und Pam und Biff möchten wissen, wann du wieder zurückkommst. Die ganze Clique ist sich einig, dass der Sommer in Newport ohne dich einfach nicht das Gleiche ist. Lass mich mal nachdenken«, fuhr er fort und tippte sich mit einem Finger an die Unterlippe. »Ich soll dir so viel ausrichten.« Seine Hand verschwand in der Brusttasche seines marineblauen Blazers. »Ich hab mir alles in meinem Terminkalender aufgeschrieben.«
»Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee?«
»Tee wäre fantastisch«, sagte Edoardo.
Zeit, das Feld zu räumen, dachte Sam. »Tja, ich geh jetzt wohl besser. Ihr habt euch ja sicher eine Menge zu erzählen. War nett, Sie kennen zu lernen, Ed«, log er und wandte sich dann an Gillian. »Ich bin dann morgen gegen zehn bei dir und bring dich zum Prüfungsbüro.«
»Danke, Sam.«
Er nickte. »Ich finde allein hinaus.«
»Ciao« , verabschiedete sich der elegante Typ neben Gillian und lächelte sein Rolex-Lächeln.
Sam war schon aus der Tür und auf halbem Weg zum Gartentor, als er merkte, dass Max neben ihm hertrottete. »Du magst ihn auch nicht, nicht wahr, mein Junge?«
Max reagierte mit einem leisen Wuff.
»Der Knabe hält sich wahrscheinlich Pudel. Du weißt schon, diese herausgeputzten, getrimmten Exemplare, die in diesen exquisiten Hunde-Shows herumtänzeln.«
Sam schloss die Gartentür hinter sich und schlenderte die Straße hinunter nach Hause, wobei er gelegentlich kleine Steine auf seinem Weg mit der Fußspitze wegkickte.
Er ließ seine Hand über den weißen Palisadenzaun gleiten, mit dem Erfolg, dass er sich mindestens ein halbes Dutzend Holzsplitter in die Hand riss. Das größte Exemplar zog er sich mit den Zähnen heraus. Über die Kuppe des Daumens rieselte Blut. Sam spuckte den ersten Splitter aus und machte sich an einen zweiten.
Gillian und Edoardo verkehrten offensichtlich in denselben gesellschaftlichen Kreisen, hatten dieselben Freunde, verbrachten ihre Sommer in denselben teuren Ferienhäusern an der Küste. Zweifellos spielten sie morgens, gewandet in ihren weißen Designer-Tennisdress, auch ein, zwei Sätze Tennis zusammen; gingen sicher gemeinsam segeln und vergnügten sich auf ihren Jachten; spielten eine Runde Golf im Golfclub; picknickten an ihren Privatstränden; tranken nachmittags ihren Tee im Konservatorium; schlürften Punkt sechs ihre Cocktails, standen herum und diskutierten eifrig über die letzte Show-Sensation am Broadway, das ausverkaufte Konzert im Lincoln-Center, die wunderbare Ausstellung im Guggenheim-Museum …
Und was hatten er und Gillian an Gemeinsamkeiten aufzuweisen? Max; sexuelle Anziehung; Guiness und Reubens; sexuelle Anziehung; sie konnten über dieselben Witze lachen … manchmal; sexuelle Anziehung.
Aber was für einen Unterschied machte das schon? Jede persönliche Beziehung mit einem Klienten fiel unter die Rubrik »Interessenkonflikt«. Darum war es sein Grundsatz, sich auf keine Freundschaft einzulassen.
Außerdem schien es unausweichlich, dass Gillian sich am Ende mit einem Kerl wie Edoardo Biaggi liieren würde, so wie er schließlich eine der Frauen nehmen würde, die sich ihm zu Füßen warfen.
Verdammt deprimierender Gedanke.
Sam blieb vor dem Haus seiner Eltern stehen, wischte sich die blutverschmierte Hand an seinen Jeans ab und blickte seinen Begleiter an. »Na, wie steht’s, Max? Lust auf einen kleinen Spaziergang?«
Max wedelte mit dem Schwanz und nahm den Schritt seines Herrchens auf.
Wenigstens hatte er seinen Hund wieder.
Kapitel 23
Im Volksmund nennt man sie die »Hundstage«. Es
Weitere Kostenlose Bücher