Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)
Graben zu bekommen.
»Auf die Idee, die Maishalme für die Bodenhaftung zu benutzen, bin ich leider nicht gekommen«, gab sie zu, als ihr Fahrzeug wieder auf der Straße stand und Sam sich den Matsch von seinen Schuhen gekratzt hatte.
»Wie solltest du auch«, erwiderte er. »So etwas lernt man im Laufe der Zeit, wenn man mal längere Zeit auf dem Land gelebt hat.«
Sie zwinkerte ihm zu. »Das ist wohl nicht deine erste Erfahrung mit einem Graben?«
»Bei weitem nicht«, erwiderte Sam, während er unter dem Vordersitz seines Explorers herumwühlte. Als er ein paar Sekunden später wieder auftauchte, hatte er ein Handtuch in der Hand, an dem er sich die Hände abwischte.
Gillian starrte auf die Verwüstung, die sie angerichtet hatte. Überall verstreut lagen Erdklumpen, zerquetschte Grassoden und zermalmter Mais herum, hinzu kamen die tiefen Reifenspuren. »Was ist mit den Flurschäden hier?«
»Das ist die Farm von Jim Dennison. Ich werde ihn morgen anrufen und ihm sagen, dass ich eine Klientin vertrete, die bei dem Versuch, einem plötzlich auftauchenden Reh auszuweichen, ins Schleudern geriet. Ich denke, unter den gegebenen Umständen und zum Wohle aller Beteiligten können wir beide mit dieser kleinen Notlüge leben. Ich werde Jim auch mitteilen, dass du bereit bist, für den entstandenen Schaden aufzukommen. Allerdings wird das keine allzu hohe Summe sein, denke ich.«
»Danke, Sam.«
»Keine Ursache.« Er warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu. »Wie ich schon sagte: Ich bin dein Fulltime-Anwalt.« In sein Lächeln mischte sich ein fragender Blick. »Bist du sicher, dass du selbst nach Hause fahren willst?«
Sie nickte. »Soviel ich weiß, ist es immer das Beste, sofort wieder aufs Pferd zu steigen, wenn man abgeworfen worden ist.« Außerdem dachte sie nicht daran, sich von irgendjemandem – vor allem nicht von einem Feigling und Rowdy, der sich hinter einer dunklen Windschutzscheibe versteckte – ihr schwer erkämpftes Selbstvertrauen und den Stolz, der sie bei der Übergabe des Führerscheins erfüllt hatte, nehmen zu lassen.
»Ich bin direkt hinter dir. Wenn du irgendwelche Probleme haben solltest, fahr einfach rechts ran.«
»Okay. Nach Sweetheart geht’s hier entlang.« Sie blinzelte in die Sonne und deutete in eine Richtung.
Sam nahm sie sanft bei den Schultern und drehte sie in die entgegengesetzte Richtung. »Nach Sweetheart geht’s hier entlang.«
»Das wusste ich.«
»Und denk dran, bei der nächsten Kreuzung links, dann rechts und dann noch mal rechts. Nach etwa drei Meilen biegst du an der Ampel links ab. Dann bist du wieder auf der Hauptachse.«
»Links, rechts, noch mal rechts, drei Meilen, an der Ampel links. Verstanden.« Gillian setzte sich hinters Steuer ihres Ranger, legte sich den Gurt an und wandte sich noch mal durch das offene Fenster an ihn. »Wir treffen uns nachher bei meinem Haus … deinem Haus.« Sie gab es schließlich auf: » Unserem Haus.«
Eine Dreiviertelstunde später stand Gillian auf der vorderen Veranda ihres Hauses. Sie wirkte trotz der Hitze und trotz ihres Erlebnisses mit einem monströsen Pick-up und dessen geistesgestörtem Fahrer gelassen, ruhig und gefasst. Sam fragte sich, wie es der Upper -Upperclass gelang, ihren Sprösslingen eine derartige Selbstkontrolle einzuimpfen. Er hätte gern gewusst, was es brauchte, damit Ms. Charles einmal die Kontrolle verlor.
Gillian blieb mit der Hand auf dem Türknauf an der Haustür stehen. »Danke noch mal, Sam, dass du mir zu Hilfe gekommen bist.«
»Ich stehe dir jederzeit zu Diensten.«
Es verging ein Moment, bevor sie fragte: »Hast du Hunger?«
»Ich verhungere geradezu«, erwiderte er und merkte plötzlich, dass es sogar stimmte. Seit Tagen, ja Wochen hatte er nicht mehr solchen Hunger gehabt.
»Würdest du gern zum Abendessen bleiben? Ich habe ein paar Steaks, die ich grillen kann. Und dazu mache ich dann einen meiner berühmten Salate.«
»Klingt hervorragend«, sagte er anerkennend. »Ich lauf nur schnell nach Hause und füttere Max.«
»Abendessen ist in einer halben Stunde.« Gillian schloss die Fliegentür hinter sich, drehte sich dann aber noch einmal um. »Ach, übrigens, wie magst du dein Steak am liebsten?«
»Blutig.«
»Ich auch.«
Sie hatten also noch etwas gemeinsam, dachte Sam. »Ich bringe eine Flasche Wein mit«, bot er großzügig an.
Einige Zeit später tauchte er – Max neben sich – geduscht, frisch rasiert und umgezogen an der Haustür auf.
Gillian schob den Riegel
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